Wer gedacht hat, dass Harald Schmidt nach seinem Abschied von Sat.1 nie mehr im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird, hat sich getäuscht. Ein Jahr später kehrte der von Feuilleton so sehr vermisste Late-Night-Star zurück – ausgerechnet zur ARD, seiner alten Heimat. Neu erfunden hat er sich seither nicht. Stattdessen erleben die Zuschauer seither nicht selten einen lustlos wirkenden Moderator, der an bis zu zwei Abenden pro Wochen oft nicht mal eine halbe Stunde Sendezeit zu füllen weiß.
Mit seinem Comeback bei «Pssst…» hat sich Schmidt am Donnerstag ebenfalls nicht gerade weiter entwickelt. Er macht nun in zwölf Folgen genau das, was ihm schon in den 90ern zu Bekanntheit und Aufsehen verhalf. Als lustiger und unterhaltsamer Quizmaster gibt es seinem wechselnden Rateteam Hinweise zu einem Geheimnis seines Gastes. Zu gewinnen gibt es – wie schon damals – nichts. Was zählt, ist der pure Spaß am Raten – auch wenn die einstige Parodie auf den behäbigen Klassiker «Was bin ich?» heute längst nicht mehr so sehr trägt wie noch vor einem Jahrzehnt.
Lohnenswert war das Comeback allemal. Schon alleine, weil es endlich wieder ein Aufeinandertreffen von Schmidt und Herbert Feuerstein gab. Beide sorgten bereits vor vielen Jahren in «Schmidteinander» für Aufsehen und zankten sich auch gleich in der ersten Folge der Neuauflage von «Pssst…». Schmidt betätigte die kultige Ententröte und signalisierte Feuerstein das Ende seiner Ratezeit, worauf sich Feuerstein echauffierte. „Unglaublich! Das ist jedes Mal so“, schimpfte der gebürtige Österreicher in gewohnter Manier. Die Hassliebe zwischen Schmidt und Feuerstein war endlich wieder in vollem Gange.
Der Rest des Rateteams war ebenfalls gut drauf – jedenfalls mehr oder weniger. Etwas enttäuschend war sicherlich der Auftritt von Christine Westermann, die in „Zimmer frei!“ (WDR) in den letzten Jahren häufig durch spontane Kommentare auffällig wurde, dies in Schmidts bunter Runde jedoch nicht wirklich zum Ausdruck bringen konnte. Und auch die zweite Frau im Bunde wirkte leicht deplatziert: Jenny Elvers-Elbertzhagen ging als „Quotenblondine“ ins Rennen. „Treiben Sie Sport mit ihrem Popo?“, wollte sie von einem Kandidaten wissen, der sich Arschbomben-Weltmeister nennen darf. Und: „Ist der kleine Ricky der kleine Ricky vom großen Rick?“ Diese Frage ging an Rick Kavanian, der das spannende Geheimnis in sich trug, auf einem Konzert von Ricky Martin geweint zu haben.
Neben Feuerstein fiel besonders Frank Plasberg auf, seines Zeichen Fast-Nachfolger von Sabine Christiansen. Eine Kandidatin behauptete, „ihren Star schon in Windeln gesehen zu haben“. Der WDR-Mann fragte prompt „Anne Will ist es nicht?“ und erntete damit einen großen Lacher beim ohnehin sehr dankbaren Studiopublikum. Auch zu Rick Kavanians Geheimnis fiel Plasberg so einiges ein: „Wären Sie mit Ihrem Geheimnis besser bei Stefan Raab aufgehoben oder bei Harald Schmidt?“ Schmidt selbst konterte: „Bei Kerner.“ Woraufhin Plasberg einwarf: „Das wäre ja betreutes Pinkeln.“ Schmidt legte nach und stellte fest: „Nein, das ist Silbereisen!“
Ein wenig mehr Dialog mit dem Rateteam in diesem Stil wäre für die restlichen elf Folgen durchaus wünschenswert. Insgesamt gesehen war die erste Folge von «Pssst…» in diesem Jahrtausend jedoch sehr unterhaltsam – eine Eigenschaft, die durchaus auch wieder bei seiner Late-Night-Show wünschenswert wäre. Nicht, dass am Ende die ARD mit ihrer Ententröte bläst.