Premiere-Chef Georg Kofler (Foto) ist immer wieder für Überraschungen gut. So verkaufte er in der vergangenen Woche sein komplettes Premiere-Paket - mehr als elf Millionen Aktien. Ein leiser Abschied deutet sich aber nicht an, so Kofler am Samstag in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt".
"Ich habe ja am gleichen Tag für 20 Millionen Euro Premiere-Aktien gekauft. Zeigen Sie mir einen Vorstandschef, der so etwas macht, wenn er das Unternehmen verlassen will", so Kofler. Zudem nannte der Chef des Pay-TV-Unternehmens Gründe für sein Handeln. So wolle er unter anderem "für die Zukunft als Investor und Unternehmer flexibel sein und von meinen Investitionen künftig zu 100 Prozent profitieren."
Den daraufhin erfolgten Kurs-Einbruch der Premiere-Aktien sieht Kofler nicht als Problem, da bereits einen Tag später der Kurs auf alter Höhe gelegen habe. Kofler: "Seit Jahresbeginn ist der Kurs der Premiere-Aktie um fast 50 Prozent gestiegen. In den letzten zwölf Monaten haben sehr viele Anleger mit Premiere gutes Geld verdient - viele haben niedrigere Kurse zum Einstieg genutzt. Verloren haben nur die Anleger, die nicht an uns geglaubt haben und zu früh ausgestiegen sind. So läuft es eben an der Börse."
Auch die Beteiligung des Mitbewerbers arena an Premiere sieht Georg Kofler positiv - wohl nicht zuletzt, weil sein Unternehmen neuerdings vielen Kunden wieder die Bundesliga anbieten kann. Die Kooperation sein für beide Partner "ein Gewinn". Kofler weiter: "Sonst hätte Arena das ja nicht gemacht. Das sind ja smarte Jungs." Vor einem Jahr sei das jedoch noch anders gewesen - inzwischen sowohl Premiere als auch arena "somebodies". Eine komplette Übernahme von Premiere schließt der Premiere-Chef jedoch aus, wie er gegenüber der "Welt" beteuerte.
"Das macht niemand - nicht mal die Amerikaner"
In nächster Zeit will Premiere außerdem wieder kräftig wachsen. Bis Ende des Jahres soll die Abonnentenzahlen um 300.000 auf 3,7 Millionen steigen. Kofler: "Wir haben unsere Prognosen nach dem arena-Deal um 100.000 bis 150.000 Kunden angehoben." Doch trotz der Zusammenarbeit mit der einstigen Konkurrenz möchte Premiere bei der nächsten Poker-Runde um die Bundesliga-Rechte alleine antreten. Mit einem eigenen Sender der Deutschen Fußball-Liga (DFL) rechnet Kofler hingegen nicht. Keine Liga auf der ganzen Welt macht so was - nicht mal die Amerikaner. Auf der ganzen Welt funktioniert Pay-TV nur als Bouquet mit vielen Programmen und nicht als Einzelprodukt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vereine ein solches Mega-Risiko eingehen würden."
Wie lange Georg Kofler noch Chef von Premiere sein wird, ließ er offen. Auf die Frage, ob er auch in einem Jahr noch an der Spitze des Unternehmens stehen wird, antwortete Kofler: "Wenn der liebe Gott mich hier gesund arbeiten lässt, soll es an mir nicht liegen." Um Champagner würde er nicht wetten, aber bei einer "sehr guten Flasche Rotwein" wäre er dabei. Und er fügte hinzu: "Ich werde allerdings sowieso gewinnen."