Die künftige ARD-Talkerin Anne Will hat sich in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Zeit" kritisch mit dem Konzept von Talkshows als Ersatzparlament auseinander gesetzt. Die Journalistin, die im Herbst die Sendung von Sabine Christiansen übernimmt, zeigte sich skeptisch gegenüber dem, "was die Politik an eigeninszenatorischen Selbstverliebtheiten entwickelt hat."
In Form eines offenen Briefes formuliert Will in der "Zeit" erste Vorstellungen für die Gestaltung der politischen Talkshow am Sonntagabend. Sie teile die Kritik an einem "formalisierten, synthetischen Politikverständnis" und "langweile" sich dabei zuweilen auch.
Gleichzeitig warnte die derzeitige Moderatorin der ARD-«Tagesthemen» vor einer Überforderung des Mediums Fernsehen. "Dieses Medium kann Substanz aufspüren, dort, wo es sie gibt. Es kann die Wirklichkeit beobachten, zum Thema machen und dazu beitragen, dass die Gesellschaft darüber spricht. Dass sie sich darüber verständigt, was relevant ist und wohin sie will", so die 40-Jährige. "Aber was das Medium nicht kann, ist, alles erst zu erfinden, was es zum Thema machen soll. Alles erst zu vermitteln, was die Politik längst vermittelt haben müsste."
Will weiter: "Wie kann die Politik zurück ins Fernsehen finden? Indem wir uns wieder mehr darauf besinnen, dass Politik nicht nur Hartz IV ist, CO2-Kompromiss und Gesundheitsreform." Politik im Fernsehen sei das öffentliche Gespräch über den "Kampf um die rechte Ordnung", wie es der Politikwissenschaftler Otto Suhr genannt habe. Will reagierte mit ihrem Beitrag auf einen offenen Brief des "Zeit"-Redakteurs Patrik Schwarz, der von ihrer künftigen Sendung mehr politisches Profil verlangt hatte.