«Kreis runde Sache»: Die Finger abschneiden

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Fehlender Nationalstolz.

Da ist sie wieder, die Frage, warum die Deutschen derzeit nicht auf Serien aus dem eigenen Land stehen. Warum verraten wir eigentlich unseren Produktionsstandort immer wieder aufs Neue? Die Privaten leider derzeit am meisten unter dem mangelnden Nationalstolz der Deutschen – da konnte bisher nicht mal der Weltmeistertitel der Handballer dran rütteln.

RTL – von Haus aus eigentlich Luxemburger – hat in dieser Woche einmal mehr schlechte Erfahrungen mit einer deutschen Produktion gemacht. „Die Familienanwältin“ heißt der neueste Streich, den die in Schrott vernarrten Bundesbürger aktuell missachten und mit Abschalten strafen. Kaum tauchen Namen wie August oder Moritz im Vorspann auf, ist der Finger ganz schnell an der Fernbedienung.

Was bleibt als Lösung? Finger abschneiden wäre wahrscheinlich nicht gerade die beste Variante – schließlich sind die Sender darauf bedacht, dass das doofe Publikum auch weiterhin die teuren 01379-Nummern am Telefon wählen kann. Absetzen wäre Möglichkeit Nummer zwei, US-Serien-Klau vom kleinen Bruder würde darauf folgen.

Vielleicht sollte das Publikum aber auch einfach mal nur wieder über den eigenen, kleinen Schatten springen. Deutsche Serien bedeuten heutzutage nämlich nicht mehr nur Morde in noblen Münchner Vororten, die stets nach dem gleichen „Derrick“-Muster gelöst werden. Die Hoffnung stirbt jedoch bekanntlich zuletzt – blöd wäre es nur, wenn auch das noch in einer ausländischen Serie passieren würde…

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.