Die Geschichte von «Post Mortem» hätte eine wirkliche Erfolgsstory werden können. Mit über 5,7 Millionen Zuschauern und über 22 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe startete die Serie Mitte Januar im Programm von RTL. Sieben Wochen später ist nur noch etwas mehr als die Hälfte der Zuschauer übrig geblieben. Am gestrigen Donnerstag erreichte das Format mit Hannes Jaenicke (Foto) in der Hauptrolle den vorläufigen Tiefpunkt: Nur etwas mehr als drei Millionen Zuseher – Marktanteile von 9,3 Prozent bei allen und 13,7 Prozent in der Zielgruppe.
Damit lag die Serie nun schon zum wiederholten Male unterhalb des Senderschnitts. Hauptkritikpunkt vieler Fans an dem Format ist die äußerst unruhige Kameraführung und das häufige Zoomen: „Mir ist einfach schwindelig von dieser Zoomerei geworden, wie kann man das einem Menschen nur zumuten,“ schreibt User La City Liver im Quotenmeter.de-Forum. Auch Markymarc05 stört sich an diesem Punkt. „Die Geschichte kann ich nicht beurteilen. Auf die konnte ich mich gar nicht richtig konzentrieren, sondern hatte nur die chaotische Kameraführung im Auge. Wie kommen deutsche Serienproduzenten eigentlich darauf, dass das ein guter Stil ist? In den amerikanischen Originalen, die sie kopieren, sieht man sowas doch auch nicht.“
Quotenmeter.de-Experte Michael Reufsteck äußerte sich vor rund zwei Wochen zu diesem Thema wie folgt: „Der Wille, ein optisch hochwertiges Produkt im Stil der US-Hochglanzkrimis zu zaubern, war wohl so stark, dass Regisseur Thomas Jauch sich etwas zu sehr mitreißen ließ und die actionreiche Bildästhetik von «24» auch dort versuchte, wo gar nicht so viel passiert wie in «24». Das wirkt dann in der Tat etwas albern. Schon allein deshalb wäre es wünschenswert, dass RTL eine zweite Staffel in Auftrag gibt“, so der Quotenmeter.de-Experte.
Dieser Einschätzung stimmt auch RTL-Sprecher Claus Richter zu. Im Gespräch mit Quotenmeter.de erklärte er, dass «Post Mortem» durch einen visuell neuen und konsequenten Inszenierungsstil besteche, der so bei deutschen Produktionen bislang noch nicht zu sehen war. RTL habe sich in diesem Punkt etwas getraut, sei damit ein gewisses Wagnis eingegangen und wollte den Zuschauer mit dem „interessanten, aber unbequemen Inszenierungsstil“ auf die Probe stellen, heißt es aus Köln.
Die Entwicklung sei vor allem für die Schauspieler und die Drehbücher schade, die die Zuschauer auch wirklich als gut empfanden. Claus Richter weiter: „Einige Zuschauer kamen wohl mit der experimentierfreudigen Kameraarbeit, unter anderem dem häufigen Zoom-Einsatz, nicht zurecht." Doch gerade diese Mittel wurden bei den nun noch verbleibenden Folgen wesentlich sparsamer eingesetzt. Insgesamt arbeiteten drei Regisseure an der ersten Staffel der Serie.
„Die ersten Folgen unter der Regie von Thomas Jauch waren in der Tat wagemutig und unruhig inszeniert“, stimmt Richter der Fankritik zu. Die Regisseure der letzten vier Folgen zeichne aber ein anderer Stil aus. „Ein Stil, der weniger extravagant ist und entsprechend auf weniger Kameraexperimente setzt.“ RTL hofft nun, dass die Zuschauer dies bemerkt und der Serie noch einmal eine Chance gibt. Ob man eine zweite Staffel bestellen wird, steht unterdessen noch nicht fest. „Wir würden sehr gerne weitermachen, müssen uns aber natürlich die Quotenentwicklung noch einmal ganz genau anschauen“, so Richter.