Story
Henrik Bode (40) hatte als junger Mann das Zeug zum Meisterschwimmer. Der Schwimmverband hat ihn gefördert, aber zur ganz großen Karriere reichte es dann doch nicht. Heute arbeitet er als Bademeister in seiner Heimatstadt Bremerhaven und genießt dort noch immer eine Art Prominentenstatus. Er ist mit der Verkäuferin Betta verheiratet und Vater eines fast erwachsenen, ebenfalls schwimmbegeisterten Sohnes.
Als eines Tages sein Jugendfreund Lutz wieder in sein Leben tritt, gerät Henriks familiäres Glück jedoch ins Wanken. Lutz war in Jugendzeiten nicht nur sein Freund, sondern auch sein Liebhaber. Auf Druck der Verbandsfunktionäre beendete Henrik jedoch diese Beziehung und verleugnete fortan seine homosexuellen Neigungen. Erst Jahre nach der Heirat mit Betta und der Geburt des Sohnes Sebastian hat er heimlich angefangen, Schwulenclubs zu besuchen.
Lutz hat keineswegs vor, seinen Ex-Freund zu diskreditieren. Nach langen Jahren auf See, sucht er jetzt nur wieder dessen Nähe. Henrik weist ihn jedoch zurück, da er Angst vor Entdeckung hat. Um dennoch mehr über seine alte Liebe in Erfahrung zu bringen, sucht Lutz Betta in ihrem Kaufhaus auf und verwickelt sie - als Kunde getarnt - ins Gespräch. Bei einem anschließenden Zusammentreffen vereinbaren Henrik und Lutz, sich nicht wiederzusehen - die Gefahr scheint zunächst einmal gebannt.
Doch der Zufall will, dass Betta und Sebastian Henrik kurze Zeit später mit einem seiner heimlichen Lover ertappen. Für Betta bricht die Welt zusammen. Sie zwingt Henrik zu einer Aussprache, in der sie auch die Wahrheit über Lutz erfährt. Sebastian ist ebenfalls entsetzt. Er zieht zur Großmutter und verweigert jeden weiteren Kontakt zum Vater. Betta hingegen kämpft verzweifelt darum, die Familie zusammenzuhalten. Vergeblich bemüht sie sich, zwischen Vater und Sohn zu vermitteln, und auch zu Lutz nimmt sie wieder Kontakt auf. In der Hoffnung, gemeinsam mit ihm einen Ausweg zu finden, lädt sie alle Betroffenen zu sich nach Hause ein. Doch nimmt dieser Abend eine für alle überraschende tragische Wendung.
Darsteller
Barbara Auer («Donna Leon», «Nachtschicht») ist Betta Bode
Klaus J. Behrendt («Tatort», «Kanzleramt») ist Henrik Bode
Oliver Bäßler («K 3») ist Lutz Lüken
Tom Schilling («KDD - Kriminaldauerdienst», «Elementarteilchen») ist Sebastian Bode
Sebastian Urzendowsky («Die Fälscher») ist Nick
Sabine Orléans («Tatort», «Cowgirl») ist Jutta
Kritik
Wie sich die Zeiten doch ändern. Vor 15 bis 20 Jahren wäre ein Film von diesem Format und diesem Inhalt in der ARD undenkbar gewesen. Da wurden amerikanische Serien mit homosexuellen Thematiken geschnitten oder gar nicht erst zur Ausstrahlung gebracht. Deutsche Produktionen mit diesem Hintergrund gar nicht erst in Auftrag gegeben.
Heutzutage sind diese Themen alltagstauglich und vielfach umgesetzt. Auch der neueste Beitrag zur heimlichen Liebe unter Männern bietet dabei keine neuen Informationen und Blickwinkel.
Mit «Einfache Leute» ist zwar ein unterhaltsamer TV-Film entstanden, in dem durchweg engagierte und talentierte Schauspieler agieren, insgesamt setzt sich dieser jedoch nicht gegen den Einheitsbrei an TV-Massenware ab. Zu offensichtlich werden die ausgetretenen Pfade der Klischees und Vorurteile beschritten und filmisch offenbart. Zum einen wäre die völlig übertriebene Darstellung des Dark-Room, einer Homosexuellen-Kneipe in Hamburg, zu nennen. Andererseits sind auch die „Liebesszenen“ in einem Magazinkeller im Schwimmbad nicht gerade passend geraten.
Auch abseits dieser Thematik fallen so manche negative Entwicklungen im Film auf, von der völlig deplatzierten Szene mit der Regionalreporterin der Nordseezeitung in Bremerhafen mal ganz abgesehen. So ist es vor allem die letzte Viertelstunde, die dem gesamten, an sich schon schwächeren Film noch einmal einen negativen Touch verleiht. Die Handlung schwenkt hier in eine überzogene Richtung ab, Motive und Handlungsweisen von Sebastian sind unglaubwürdig, übertrieben und teilweise sogar lächerlich. So ist es dann auch nicht weiter überraschend, das der Film am Ende – den Klischees zu Gute kommend – natürlich ein positives Ende nimmt.
Auf Seiten der Schauspieler gibt es nichts zu bemängeln, obwohl man Klaus J. Behrendt bisher eher als einen Mann der härteren Gangart kennt. Man denke hier nur an «A.S.» und den «Tatort». So überzeugt Behrendt dieses Mal er in der Rolle des verletzlichen und gescheiterten Bademeisters, der einst von der großen Karriere als Schwimmer träumte. Auch Barbara Auer, Oliver Bäßler und Tom Schilling ergänzen die Cast passend und harmonisch.
Inszenatorisch gesehen ist der TV-Film «Einfache Leute» solide geraten, die Kamera versucht die sentimentale Stimmung mit dunkleren, rotbraun-getönten Bildern weiter zu unterstützen. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls stimmig und wurde den Bildern und Geschichten entsprechend eingesetzt.
Zusammengefasst ist Drehbuchautor Johannes Reben und Regisseur Thorsten Näter ein mäßig unterhaltsamer Film gelungen, dem einige neue Ansätze und Entwicklungen in der Erzählweise sicherlich gut getan hätten. Somit ist dieser solide TV-Film all jenen zu empfehlen, die am Mittwoch auf Fußball und Serienunterhaltung gänzlich verzichten möchten.
Das Erste zeigt «Einfache Leute» am Mittwoch, den 07. März 2007, um 20.15 Uhr.