Morgen früh werden die Ergebnisse der MA Radio I 2007 – also die Radioquoten – bekanntgegeben. Was die Macher einen Tag vorher sagen.
Zwei Mal im Jahr sind die Radiomacher ganz besonders gespannt, wenn sie die Funkhäuser in der Bundesrepublik betreten. Im März und im Juli (dieses Jahr im August) werden die Zahlen der Media Analyse Radio veröffentlicht. Am morgigen Mittwoch ist es zum ersten Mal im Jahr 2007 so weit. Rund 50.000 Menschen wurden diesbezüglich gefragt, welchen Radiosender sie wann und wie oft hören. Die Befragungswellen, die für die morgen erscheinende Analyse von Bedeutung sind, wurden von Januar bis April und von September bis Dezember 2006 durchgeführt.
Um neun Uhr morgens erhalten die Senderchefs ein Buch mit allen Details zur neuen MA – wenige Minuten später werden die Meldungen dann auch allen Pressevertretern zugänglich gemacht. Bei der Media Analyse Radio II 2006 gab es nur einen ganz großen Gewinner. In Ismaning knallten die Korken – mit über 1,1 Million Hörern in der Durchschnittsstunde wurde Antenne Bayern als erfolgreichste Radiostation in ganz Deutschland ausgewiesen. Im Vergleich zur ersten MA im Jahr 2006 wurde ein Plus von 14,5 Prozent erzielt. Damit hat Antenne Bayern aktuell mehr als doppelt so viele Hörer wie das öffentlich-rechtliche Programm Bayern 3, das nur auf 525.000 Menschen kommt. Spannend ist hier die Frage, wie weit Programmdirektorin Valerie Weber ihren Erfolg noch ausdehnen kann und ob Bayern 3, das in Fachkreisen immer mehr als Kopie von Antenne Bayern gesehen wird, erneut an Boden verliert.
In Baden-Württemberg dürfte SWR 3 weiterhin an der Spitze liegen, es bleibt jedoch abzuwarten, ob man in Baden-Baden die Zahlen so konstant halten kann wie bisher. Spannend wird es im Duell der Privaten: Hitradio Antenne 1 kommt auf derzeit 256.000 Hörer in der Durchschnittstunde, Radio Regenbogen auf 226.000. Beide Sender verloren bei der letzten MA deutlich. Uwe Loll, stv. Programmdirektor von Regenbogen hat für morgen zwei Ziele: Gute Zahlen und ein 1:0-Sieg der Bayern am Abend im Champions League-Spiel, verriet er den Kollegen von hoerfunker.de lachend.
Auch in Hessen dürften die Rollen klar verteilt sein: Hier liegt FFH mit 592.000 Hörern deutlich vor dem öffentlich-rechtlichen hr3 (298.000 Hörer). Hans Dieter Hillmoth, Programmdirektor und Geschäftsführer von FFH sieht dem morgigen Tag dennoch nicht gelassen entgegen – und das, obwohl es bereits die 28. MA in seinem Leben ist. „Wer sich der Hörer-Steigerung ganz sicher ist und präzise und siegesgewiss die eigenen wöchentlichen Trackings studiert hat, der ist schon bitter enttäuscht worden. Und umgekehrt,“ so Hillmoth. Wöchentliche Trackings sind Hörerbefragungen im kleinen Kreis, die einen ungefähren Aufschluss über die Zufriedenheit am Programm geben können – aber für die eigentliche MA eben nicht immer relevant sind.
Eine Pressemeldung habe FFH bereits vorformuliert, erklärt Hillmoth. Gefeiert werde aber in jedem Fall – mit einer Pizza- und Pasta-Party in einer Tankstelle. Fast schon überlebenswichtig sind gute Zahlen für den jungen Sender Skyradio in Hessen. Nach einer fulminanten Bergauffahrt auf 36.000 Hörer in der Durchschnittsstunde (innerhalb von nur wenigen Monaten), ging es bei der zweiten Analyse im Jahr 2006 deutlich bergab – der Sender verlor ein Viertel seiner Hörer und liegt so momentan bei 27.000 Hörern.
Während in NRW NDR 4 und Eins live gegen den Hörerschwund kämpfen, will ffn in Niedersachsen die guten Werte aus dem vergangenen Jahr (+4,5 %) weiterhin ausbauen. Programmdirektorin Ina Tenz weiß, dass eine MA immer für eine Überraschung gut ist. „Egal, was die eigene Marktforschung sagt - oder gar das Bauchgefühl - eine Gewissheit über die Realität gibt es erst in der Sekunde, in der das Buch aufgeschlagen wird und die gültige Hörerzahl schwarz auf weiß nachzulesen ist,“ so Tenz. „Enttäuschung und Euphorie können in diesen Momenten eng beieinander liegen und wie vermutlich jeder Radiomacher stelle ich mir vorab die bangen Fragen: Haben wir alles richtig gemacht? Hat sich mein Marktumfeld verändert?“ fragt sie auf hoerfunker.de.
In den vergangenen Jahren habe Tenz aber gelernt, dass man im Falle eines unerwarteten Tiefschlags bloß keine Panik aufkommen lassen sollte – und im Gegenzug auch nicht in Euphorie verfällt, wenn die Zahlen unerwartet gut sind. Ohnehin empfiehlt sie, nicht so ausführlich auf die Einzelstunden-Ergebnisse zu schauen und möglicherweise so Entscheidungen zu treffen ("...ich wusste, dass die Rubrik um 15:40 Uhr nicht funktioniert, deswegen haben wir 10.000 Hörer in der Stunde verloren...", nennt Tenz als Beispiel). Am Ende sei – zumindest in den vielen Pressemeldungen – ohnehin jeder Sender irgendwie und irgendwo ein Sieger.
Auch im Norden, bei John Ment dem Morningshow-Moderator von Radio Hamburg stellt sich ein unruhiges Bauchgefühl ein – er drückt das aber mit den Worten „A“ auf „G“ aus. Zu Deutsch: Ihm geht der Arsch auf Grundeis. „Ich hoffe sehr, dass wir alles richtig gemacht haben und uns eine angemessene Belohnung abholen können am Mittwoch“, gibt er sich dennoch optimistisch. Viele Emotionen sind bei den Radiomachern demnach garantiert. Von massenhaftem Sektverschleiß bis hin zu Körben voller Taschentücher dürfte das breite Spektrum menschlicher Gefühlsregungen erwartet werden.
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