Die Kritiker

«Hilfe, die Familie kommt»

von
Story
Seit über 30 Jahren ist die dynamische und erfolgreiche Münchner Verlegerin Susanne Bredemeyer mit Leo, Chef einer traditionsreichen Installationsfirma, verheiratet. Doch in den letzten Jahren ist ihre harmonische Zweisamkeit zusehends zur Routine geworden – zu sehr sind die beiden mit ihren Karrieren beschäftigt, um wirklich Zeit für den anderen zu finden.

Das aber soll sich nun ändern: Zu Susannes 60. Geburtstag schenkt Leo ihr ein malerisch an einem See gelegenes Haus in Schweden. Hier wollen die beiden fernab des Alltagstrotts und beruflicher Verpflichtungen einen Neuanfang versuchen. Sie brechen ihre Zelte in Deutschland ab und ziehen nach Schweden. Allerdings gestaltet sich das Leben in der ländlichen Idylle weit weniger romantisch als erhofft – Leo und Susanne müssen erkennen, dass die Versäumnisse der letzten Jahre nicht so leicht aufzuholen sind.

Alte Konflikte brechen auf, und die Gedanken an Arbeit und Familie lassen Leo und Susanne nicht los. Aber die beiden bleiben in ihrem selbst gewählten Exil ohnehin nicht lange allein: Erst taucht völlig überraschend Sohn Nils in Schweden auf, weil er wieder einmal Geld für eine "todsichere" Geschäftsidee braucht. Und wenig später platzt zu allem Überfluss auch noch Leos dominante Mutter Adele in die ohnehin angespannte Situation.

Mit der Ankunft von Leos liebeskranker Tochter Lissy und Sohn Clemens, der sich schwer tut, die Firmengeschäfte vom Vater zu übernehmen, ist der Bredemeyer-Clan schließlich mit all seinen großen und kleinen Problemen und Konflikten komplett versammelt. Und der Trubel bringt Leo und Susanne endlich die Erkenntnis, dass es mehr braucht als Einsamkeit und Abgeschiedenheit, um ihre Beziehung zu retten.

Darsteller
Gaby Dohm («Die Sturmflut») ist Susanne Bredemeyer
Günther Maria Halmer («Mein Traum von Afrika») ist Leo Bredemeyer
Wanja Mues («Der Fürst und das Mädchen») ist Clemens Bredemeyer
Max von Pufendorf («Endloser Horizont») ist Nils Bredmeyer
Deborah Kaufmann («Der Bernsteinfischer») ist Lissy Bredemeyer
Anja Knauer («Auf ewig und einen Tag») ist Liane Hoffmann
Julia Malik («Verliebt in Berlin 2») ist Britta Bredemeyer

Kritik
Schon beim reinen Lesen des Inhalts erkennt man, dass «Hilfe, die Familie kommt» mehr als ein Problem hat. Zum einen braucht die Story sehr lange, bis sie endlich in Gang gekommen ist. Doch der typische Wendepunkt am Ende des ersten Akts ist nicht unbedingt ein „Wendepunkt“ mit einer solchen Tragweite, dass die Geschichte in eine ganz andere Richtung gelenkt wird, wie es allgemein der Fall sein sollte. Vielmehr ist es ein Tropfen auf den heißen Stein: In der Luft schweben sehr viele kleine Konflikte, doch keiner materialisiert sich wirklich.

Als endlich neue Figuren, Susannes und Leos Familie, in Schweden eintreffen, bringen sie nur eine Menge kleiner Konflikte und uninteressanter Problemchen mit, aber nichts wirklich Bahnbrechendes oder Unerwartetes passiert. Dieses Muster schleift sich durch die gesamten achtundachtzig Minuten, wodurch das Ende natürlich meilenweit absehbar ist.

Leider sind die Figuren auch nicht so fantastisch ausgearbeitet, als dass man dem Film die verwaschene Geschichte verzeihen würde. Es handelt sich hier vielmehr um die Art von 08/15-Charakteren, die wir morgens alle in einer typischen Bäckerei treffen: Sie interessieren uns nicht und könnten uns nicht dazu bringen, einen eineinhalb-Stunden-Film über ihre Alltagsprobleme anzusehen. Die Charaktere in «Hilfe, die Familie kommt!» besitzen leider alle nichts, was sie einzigartig und unverwechselbar machen würde. Gerade die Besonderheit einer Figur ist aber ein wesentlicher Faktor für die Qualität eines Films; man denke nur an Martin Scorseses «Taxi Driver».
Wie man es dreht und wendet, findet man doch nicht heraus, was der Film sein soll. Das würde auch erklären, warum das Projekt schon in der Entwicklungsphase häufig umbenannt wurde. Das größte Manko von «Hilfe, die Familie kommt» ist allerdings, dass die banale Geschichte dem Zuschauer bierernst serviert wird.

Die ARD zeigt «Hilfe, die Familie kommt» am Freitag, 16. März 2007, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/19243
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