Die Verhandlungen um die TV-Rechte des Turniers stocken. ARD und ZDF wollen nicht so viel zahlen, wie der Rechteinhaber Sportfive wünscht. Fabian Riedner und Fabian Böhme diskutieren darüber, ob die beiden Sender jeden Preis zahlen, oder auch eher wirtschaftlichen denken sollten.
Von Fabian Böhme:
Die EM 2008 zu übertragen, ist kein Muss der Öffentlich-Rechtlichen – gezwungen werden sie nicht dazu. Allerdings ist es äußerst fraglich, ob das Image der beiden Sender eine Nicht-Ausstrahlung der EM verkraften könnte – sind sie doch bei den jungen Zuschauern eher unbeliebt und gerade dabei ist der Fußball der verinnerlichte Sozialarbeiter zwischen den Generationen. Die ausbleibende Übertragung der EM 2008 wäre ein Schlag in die Magengrube der Sender, da sie durch die Sportübertragungen wichtige Prozente bei den Marktanteilen einfahren – diese fast garantierte Quelle an aufwertenden Marktanteilen wäre damit für den Juni 2008 futsch. Ob ARD und ZDF darauf verzichten können?
Zudem sollte es doch möglich sein, die EM 2008 so im Fernsehen zu übertragen, dass wirklich jeder sie sehen kann. Vorausgesetzt, Deutschland schafft es durch die EM-Qualifikation, wäre es eine Schande, die Spiele mit deutscher Beteiligung nur im Pay-TV sehen zu können. Es mag zwar sein, dass auch beim Privatsender RTL Spiele zu sehen sind – doch wäre es für ARD und ZDF nahezu peinlich, keine Fußballspiele übertragen zu dürfen, schließlich zeigte man mit der WM 2006 schon, wie man ordentliche Fußballübertragungen zustande bringt – darauf mag man auch bei der EM 2008 nicht verzichten.
Ein ganz wichtiger Grund scheint die GEZ-Gebühr zu sein. Deutschland zahlt und möchte dafür auch in die Röhre gucken – klar, dass ARD und ZDF wirtschaftlich denken müssen, allerdings wäre es nahezu unhöflich, dieses Geld zu sparen und den zahlenden Kunden das wichtigste internationale Fußballturnier nach der Weltmeisterschaft zu verwehren. Kaum auszumalen, wie die Menschen reagieren würden, wenn sie für ihre GEZ-Gebühren keine Fußballübertragungen bekommen – schließlich haben wir alle im letzten Jahr gesehen, wie fußballverrückt Deutschland doch ist.
Und falls ARD und ZDF wirklich keine Rechte kaufen werden, würde es Kritik ohne Ende an der GEZ-Gebühr hageln. Man wird sich fragen, wozu man überhaupt zahlt, wenn die Öffentlich-Rechtlichen die EM nicht übertragen.
Auch arena zeigt Interesse, wenn die Rechte exclusiv genug sind – aber arena selbst ist ebenfalls „exclusiv“ und nur für zahlende Kunden erreichbar. Fazit: Für das Land, das dreimal Weltmeister und letztes Jahr „Weltmeister der Herzen“ wurde, wäre es überhaupt nicht gut, wenn ARD und ZDF keine Spiele übertragen.
Von Fabian Riedner:
Wenn zwischen dem 7. bis 29. Juni in Wien, Klagenfurt, Salzburg, Innsbruck, Zürich, Basel, Bern und Genf Fußball gespielt wird, können die deutschen Bundesbürger nach dem jetzigen Verhandlungsstand die Europameisterschaft 2008 nicht sehen. Die Sportrechte Firma Sportfive, die derzeit die Rechte hält, ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Lagardere. Nach Medienberichten möchte Sportfive für eine Partie mehr Geld als die von Günter Netzer und Robert-Louis Dreyfus geführte Firma Infront, die die Fußball Weltmeisterschaft 2006 an die Öffentlich-Rechtlichen verkaufte. Der Gesamtpreis lag bei zirka 180 Millionen Euro plus 16 Prozent Mehrwertsteuer.
Auch wenn in zirka 430 Tagen der Anpfiff zum ersten Spiel der Europameisterschaft ertönt, ist es eine gute Entscheidung, dass die ARD und das ZDF nicht den Preis von Sportfive gezahlt haben. Das größte Event des Jahrtausends in der Bundesrepublik war die im vergangenen Jahr stattfindende Weltmeisterschaft, das Fußballereignis 2008 in Österreich und Schweiz wird die Euphorie nicht übertrumpfen können. Aus diesem Grund ist es schon verwunderlich, dass Sportfive überhaupt ein Angebot über den Preisen der WM-Rechte verlangt.
Als am Freitag, den 23. März 2007, bekannt wurde, dass die von ARD/ZDF gegründete Firma SportA die gesamten Rechte für die Weltmeisterschaft 2014 sicherte, konnte der deutsche GEZ-Zahler durchatmen. Zwar wurden hierfür einige Millionen ausgegeben, doch mit Verkäufen an die privaten Fernsehanstalten und das Pay-TV verdient kein teurer Zwischenhändler, sondern nur die UEFA.
Für die Europameisterschaft 2008 bestehen nur wenige sinnvolle Möglichkeiten, denn entweder zahlen die öffentlich-rechtlichen Anstalten die teuren Lizenzpreise um den Fernsehzuschauern Fußball nach Hause zu bringen oder sie lassen das private Fernsehen und das Pay-TV berichten. Im zweiten Fall könnten Sportrechte künftig sinken statt immer weiter zu explodieren.