Neu war die Idee ohnehin nicht, mittels Fragen das Wissen der Deutschen zu testen. Spätestens seit der Ausstrahlung des «Großen Super Nanny-Tests» bei RTL dürfte klar gewesen sein, dass fast alle Wissensgebiete inzwischen abgeklopft wurden. Doch beim ZDF sah man das anders und schenkte seinem Sympathie-Talker Johannes B. Kerner ein auf 90 Minuten angelegtes Quiz, in dem er sämtliche Stärken hätte ausspielen können.
Doch nachdem die ersten beiden prominenten Kandidaten - Monica Lierhaus und Ulrich Wickert - im Studio Platz nahmen, hatte man erstmals das Gefühl, doch eigentlich einer ARD-Produktion zuzusehen. Die erste Frage des Abends hätte eigentlich lauten sollen: "Warum moderiert nicht Herr Pilawa?" Dann kam auch noch mit Janine Kunze ein Gesicht der Privaten und die Verwirrung war komplett. Dass der vierte Kandidat - Thomas Gottschalk - inzwischen häufiger bei Tele 5 als im ZDF zu sehen ist, machte die Sache zwar auch nicht besser, aber immerhin war eine Verbindung zum Mainzer Sender nicht zu leugnen.
Und dann kam sie also, die erste Frage: Wie eine Kuh unter ihrem Fell aussieht, wollte Kerner wissen und ließ eigens zur Beantwortung eine trächtige Kuh ins Studio einmarschieren. Ein Witz über die ebenfalls schwangere Janine Kunze verbiete sich, meinte Kerner schmunzelnd - sicherlich hat er sich dieses Späßchen nicht selbst ausgedacht. Alle Promis stürmten nach vorne, um die Kuh zu betrachten, ehe sie sich dann mit ihrem jeweils 49-köpfigen Team - bestehend aus den von Jauchs IQ-Tests bekannten Gruppen Fußballfans, Meteorologen, Abiturienten und Blondinen - berieten. Spätestens hier, nicht mal 10 Minuten nach Beginn der Show, war Kerner nicht mehr Herr der Lage.
Denn was er und die Planer nicht bedacht hatten: Von nun an rannten Lierhaus, Wickert, Kunze und Gottschalk nach jeder Frage zu ihrem Team, um die Antworten im Plenum herauszufinden. Dabei konnte es eigentlich nur bergauf gehen, nachdem «Wetten, dass..?»-Mann Gottschalk zwecks guter Unterhaltung die trächtige Kuh beim Rasieren auch noch schnitt, nur um die Farbe der Haut herauszufinden. Die 17 folgenden Fragen und Kerner gerieten zur Nebensächlichkeit, die Promis hatten sichtlich Spaß, das Zepter zu übernehmen. Als in einer Antwortmöglichkeit auch noch "Camembert" zu lesen war, schlug schließlich die Stunde von Ulrich Wickert, der ein Stück Käse und ein Glas Bordeaux forderte.
Lustig, könnte man meinen. Kurioser aber noch, dass Wickert dann tatsächlich noch während der Live-Show verköstigt wurde und auch die restlichen prominenten Kandidaten jeweils ein Glas Rotwein auf ihr Ratepult gestellt bekamen. Als dann auch noch die Technik immer wieder Fehler produzierte und Publikums-Kandidaten dem Anschein nach nicht fest genug ihre Antworten in die offenbar hoch sensiblen Geräte eindrückten, wurde es selbst Gottschalk zu viel: "Gleich gehen wir!", wetterte er laut, als er fest davon überzeugt war, dass sein komplettes Team einstimmig geantwortet hatte, trotzdem jedoch nur etwas mehr als 80 Prozent richtig lagen.
Da nutzte es ihm auch nichts, zu wissen, wie der Bruder von Hannibal heißt. Als sei die Lage für das ZDF zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht schon peinlich genug gewesen, stichelte Gottschalk weiter: Nach einem mehr oder weniger gelungenen Versuch, stellte er trotzig fest: "Jetzt haben wir ja doch noch was gelernt...". Dabei hatte die Sendung durchaus einen Nutzwert für das Publikum: So war am Ende klar, dass man auf dem Mond den Pfiff eines Schiedsrichters nicht hören kann, dass man in Gel genauso schnell schwimmt wie in normalem Wasser und dass ein Wildecker Herzbube aus fünf Metern Höhe in derselben Zeit im Schwimmbecken aufkommt wie eine 130 Kilogramm leichtere Schauspielerin.
Das war dem Rateteam dann aber am Ende auch egal. Genauso wie die Frage nach der Schlauheit der Republik. Nach 50 Minuten Überziehung, die wohl fast ausschließlich den langen und nicht eingeplanten Beratungszeiten der Promis verschuldet war, beendete Johannes B. Kerner die Sendung. Den gab's nämlich auch noch.