Als eine "Propagandaschlacht auf beiden Seiten" hat der Publizist Roger Willemsen den gegenwärtigen Medienkrieg zwischen Großbritannien und dem Iran bezeichnet. Zugleich wirft er in einem Interview der "Lübecker Nachrichten" den deutschen Medien Opportunismus und eine unkritische Haltung gegenüber den USA vor.
"In Deutschland hat sich die Publizistik weit mehr als die Bevölkerung auf die Seite der Amerikaner und George W. Bush im Irak-Krieg gestellt. Ich frage mich, warum diese ganzen vermeintlichen Experten angesichts der desaströsen Lage, die heute im Irak oder in Afghanistan besteht, immer noch in den Talkshows sitzen und immer noch mit derselben Mobilmachung pro Amerika, pro Krieg reden, wie sie es vorher getan haben." Im Gegensatz zu Amerika, wo es eine "Welle der journalistischen Selbstkritik" gegeben habe, fehle diese in Deutschland.
Willemsen, der im vergangenen Jahr Interviews mit Ex-Guantánamo-Häftlingen geführt hat, bieten Bücher derzeit ein "Maximum an Freiheit". "Ich glaube, dass die freieste Publizistik auf dem Buchmarkt möglich ist und nicht auf dem Zeitungs- oder Zeitschriftenmarkt", sagte er der Zeitung weiter.