Juwelen

Juwelen des Fernsehens: «Gute Zeiten, schlechte Zeiten»

von  |  Quelle: RTL
Formate, die polarisierten, früher unbeschreiblich große Erfolge feiern konnten oder seit Ewigkeiten im deutschen Fernsehprogramm zu finden sind – Auf diese Sendungen wirft das Online-Fernsehmagazin einen besonderen Blick und schildert die Geschichte des Formates.



Es war der 11. Mai 1992, als um 19.40 Uhr erstmals „Ich seh' in dein Herz“ gesungen wurde: Die erste deutsche Daily-Soap war geboren, «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» flimmerte fortan über die Bildschirme. Für das Publikum war es völlig neu, dass werktäglich eine Serie läuft, die sich auf das alltägliche Leben in der Hauptstadt Berlin bezog und auf junge wie ältere Schauspieler setzte. Die Idee zur Serie kam allerdings nicht aus Deutschland, sondern wurde aus Australien adaptiert. Dort lief «The Restless Years» von 1977 bis 1981 als Seifenoper. Die ersten 230 Folgen des deutschen Pendants wurden komplett übernommen und nur an deutsche Verhältnisse angepasst, ab Folge 231 übernahmen die deutschen Autoren die führende Feder. Der erste Satz der Serie kam von Frank-Thomas Mende, der bis heute den Clemens Richter spielt: „Was ist denn?“ fragte er seine Frau Vera, als sie am Flughafen warten.



Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich die Serie aber zu einem Erfolgsschlager: Vier Millionen Zuschauer waren keine Seltenheit, schon damals nicht. Auch der Sendeplatz blieb nach 15 Jahren immer der gleiche: 19.40 Uhr war es Zeit für die Mutter aller deutschen Soaps. Die Stammbesetzung, die bis heute noch mitspielt, sind drei Gesichter übrig geblieben: Elisabeth Meinhardt (Lisa Riecken), Clemens Richter und A.R. Daniel (Hans Christiani) spielen seit Folge 1 mit. Übrigens: „Daniel“ ist der Nachname der Rolle, die Hans Christiani verkörpert, aber alle nennen ihn so, als sei es sein Vorname. Das „A.R.“ steht für Agamemnon Rufus. Hans-Joachim „Jo“ Gerner (Wolfgang Bahro) stieß im Februar 1993 dazu und ist immer noch fester Bestandteil der Serie – Er ist der Intrigant, der Bösewicht, der, den alle hassen, aber gerade deswegen lieben.



Für alle Soaps gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Es gibt immer wieder wechselnde Bars, Cafés und Restaurants, die Hauptdarsteller der Serie besitzen oder führen. Allen voran ist der Fasan, das Upper-Class-Restaurant in Berlin. Inhaber ist Jo Gerner – Neuerdings ist darunter die Cocktailbar Bluebird beheimatet. Auch früher schon gab es diese Räumlichkeiten: Allistairs, Kais Corner, Siggis oder Daniels Bar, ein Jugendzentrum oder das Mocca. Beim Jubiläum der 2500. Folge wurde auf Action, Spannung und Tod gesetzt: Daniels Bar flog in die Luft und damit ging eine „Ära“ der Lokalitäten der Soap zu Ende. Überhaupt gibt es mit den Jubiläen immer Episoden, in denen Unglücke oder besondere Ereignisse passieren. Dazu gehören Geiselnahmen, Explosionen, Geburten, Flugzeugunglücke und Hochzeiten.



Bisher gab es über 35 Serientode. Der erste geschah gleich in Folge 35 und es war direkt ein Mord mit einer Schere. Zudem trieb ein Strumpfmörder sein Unwesen und brachte drei Darsteller um und erschoss sich danach selbst. Auch eine Autobombe führte zum Tod einer Darstellerin, ebenso natürliche Krankheiten wie ein Gehirntumor und Herzprobleme. Zudem gehören Todesursachen wie Erschießen, Verkehrsunfall und Flugzeugabsturz zu den dramatischsten Toden in der Serie. Erst im März 2007 stürzten Senta Lemke (Hanne Wolharn) und Johannes Bachmann (Klaus-Dieter Klebsch) mit einem Flugzeug ab und starben an den Folgen des Absturzes.







Dass «GZSZ» als Sprungbrett für eine weitere, große Karriere sein kann, ist unumstritten. Jeanette Biedermann schaffte durch ihre Rolle als Marie Balzer den Sprung ist Musikgeschäft und ist bisher recht erfolgreich. Ebenso wie Yvonne Catterfeld, die den gleichen Weg wie Jeanette wählte. Zudem war Tim Sander in mehreren Rollen zu sehen und spielt jetzt in «Verliebt in Berlin» eine Hauptrolle. Und genau so ging es auch für Alexandra Neldel weiter: Als Lisa Plenske schaffte sie es, die erste Telenovela bei Sat.1 zu einem richtigen Brummer zu machen. Oliver Petszokat kam durch die Soap zur Musik, zudem ist er als Moderator tätig. Jan Sosniok spielte in verschiedenen ProSieben-Filmen mit, Rhea Harder bekam eine Rolle in der ARD-Vorabendserie «Berlin, Berlin».



Auch Gaststars waren bei «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» gern gesehen. Gerhard Schröder speiste im Fasan, Klaus Wowereit und Manfred Stolpe ließen sich ebenfalls sehen. Musikalisch bot die Serie viele Stars: „Caught In The Act“ erlebte 1994 einige Auftritte in der Serie, „Tic Tac Toe“, „Rosenstolz“ und „Just Friends“ traten ebenfalls auf. Zudem waren viele Schauspieler und Moderatoren vor der Kamera und zeigten ihr Gesicht, darunter Brigitte Mira, die verstorbene «Unter Uns»-Darstellerin Christiane Maybach, Joy Fleming, Katy Karrenbauer, Ingrid Steeger, Jenny Elvers-Elbertzhagen und Hape Kerkeling. Wegen einer verlorenen Wette übernahm Thomas Gottschalk ebenfalls eine Gastrolle in der Soap.



Auszeichnungen sind bei «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» keine Seltenheit: So sahnte das Team den Bambi, zweimal den Deutschen Fernsehpreis und die Goldene Kamera ab. Zudem darf die Crew einen BZ-Kulturpreis und einen Neo-Award ihr Eigen nennen. Außerdem befinden sich unzählige BRAVO-Ottos in den Regalen der Stars, u.a. bei Felix von Jascherhoff, Tim Sander, Yvonne Catterfeld, Jeanette Biedermann, Alexandra Neldel, Oli.P, Rhea Harder, Daniel Fehlow und Jörn Schlönvoigt. Auch außerhalb des Fernsehers ist die Serie beliebt: So gibt es ein Magazin, Romane, Hörbücher, ein DVD-Spiel und Kalender der Ur-Soap. Auch Kosmetikprodukte hat die Serie im Sortiment.



Keine Frage: «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» ist seit 15 Jahren das Seriengesicht von RTL. Der Erfolg ist nicht von der Hand zu weisen und selbst nach so einer langen Zeit scheint das Potenzial noch nicht ausgeschöpft zu sein. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.

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