Seit drei Jahren spielt Hugh Laurie den mürrischen «Dr. House». In der vergangenen Woche stellte er einen Quotenrekord auf.
Sein Name ist Gregory House – er ist Arzt – aber bei Leibe kein gewöhnlicher. House ist mürrisch und er hasst Patienten, dennoch ist er einer der Besten (wenn nicht sogar der Beste) seiner Zunft. So sieht die grobe Storyline zur derzeit erfolgreichsten US-Serie in Deutschland (14 bis 49-Jährige) aus. 6,22 Millionen Bundesbürger verfolgten die Episode am vergangenen Dienstag – 4,17 Millionen waren davon werberelevant. Dies entspricht einem wirklich sensationellen Marktanteil von 31,3 Prozent.
„Man hat mir erzählt, dass «House» in Italien sehr erfolgreich sein soll, aus Deutschland hörte ich gar nichts. Ich habe mir Sorgen gemacht“, erklärte Darsteller Laurie in einem Interview mit dem Stern. Sorgen, die wohl absolut unberechtigt waren. Ohnehin zeigte sich Laurie überrascht vom Erfolg der in den USA beim Network FOX laufenden Serie. Er wusste zwar, dass die Serie gut sei – „aber zwischen gut und erfolgreich klafft eine Riesenschlucht“, so Laurie.
Deswegen war er sich auch sicher, dass das Projekt «House» nicht von allzu langer Dauer sein würde. „Wir haben ja nur einen Pilotfilm gedreht, und als der ausgestrahlt wurde, hat praktisch niemand zugesehen,“ erinnert er sich zurück. „Die Sehbeteiligung war winzig. Winzig! Eigentlich hätte man uns absetzen sollen. Aber die fürs Absetzen Verantwortlichen haben uns auch nicht gesehen, also lief alles weiter,“ fährt er mit dem House’schen Charme fort. Er sei damals lediglich in ein Hotel gezogen, weil er sich sicher war, dass alles innerhalb kurzer Zeit wieder gestoppt werden würde. Ein halbes Jahr quartierte er sich dort ein – erst dann zog Laurie in eine Wohnung.
Auch heute denkt der Schauspieler noch, dass das alles nicht mehr lange gut geht. „Ich fürchte eben immer, dass es von jetzt an nur schlechter werden kann. Ich wünschte, ich wäre entspannter. Ich wünschte, dass mir die Arbeit - nach drei Jahren - endlich leichter fiele. Aber nein, ich bin jeden Abend gleich geschafft und quäle mich jeden Tag mit der Frage, wie ich meinen Text sprechen soll,“ erzählt er im Interview mit dem Stern und klingt nicht nur gestresst, sondern fast etwas traurig.
Im nächsten Atemzug beteuert er aber seine Arbeit zu lieben – auch die langen Tage. Dennoch verweist er darauf, dass in England – seinem Heimatland – um fünf Uhr Schluss ist. „Da lassen alle die Griffel fallen und trinken Tee“. Warum ist «House» aber so erfolgreich? Laurie hat dafür eine eigene Theorie: Die Leute hätten die Nase voll von „politcal correctness“ Es sei nicht mehr erlaubt, die Wahrheit auszusprechen – „alles muss beschönigt werden.“
Laurie selbst würde im Übrigen in jedem Fall den mürrischen Arzt im Krankheitsfall aufsuchen: „Wenn das eigene Leben oder das eines Nahestehenden am seidenen Faden hängt, will ich den Besten“, erklärte er im Gespräch mit dem Programmheft TV Digital. „Selbst wenn ich schlechte Manieren, einen ungepflegten Bart und einen armseligen Haarschnitt in Kauf nehmen muss.“ Mehr Menschen, die wie der seltsame Doc ticken, wünscht sich Laurie aber nicht – „bloß nicht“ wiegelt er ab. Er sähe die Gesellschaft dann einsturzgefährdet.
Einsturzgefährdet ist das Projekt «House» in keinem Fall. In den USA holte der Doktor – wenn auch dank der starken Casting-Show «American Idol» im Vorfeld – neue Rekordreichweiten. Eine vierte Staffel ist in den Vereinigten Staaten bereits beschlossen. In Deutschland geht die laufende zweite Staffel in Kürze zu Ende, Fans des Doktors müssen auf neue Patienten bis Herbst 2007 warten.