Story:
Betty Suarez ist ein unscheinbares und nicht sonderlich hübsches Mädchen aus Queens. Bei der angesagten Modezeitschrift „Mode“ findet sie ihren ersten Job – sie wird Assistentin des Chefredakteurs Daniel Meade. Eine Tatsache, die gerade unter den anderen attraktiven Damen, die sich für den Posten interessierten, für Unruhe sorgt. Doch Daniels Vater, der Betty einstellte, wusste genau was er tat: Betty wurde nämlich nicht vordergründig wegen ihres Könnens eingestellt, sondern wegen ihres Aussehens.
Da Daniel des Öfteren oder gar regelmäßig sexuelle Bekanntschaften mit seinen engen Mitarbeiterinnen machte, bekam Betty – bei der diese Gefahr nicht droht – den Job. Die größe Gegnerin von Daniel Meade ist Wilhelmina, ihres Zeichens Creative-Director bei „Mode“. Eigentlich hatte sie damit gerechnet Chefredakteur zu werden. Nachdem die Entscheidung aber nicht zu Gunsten ihrer ausfiel, gibt sie sich nun größte Mühe, Daniel Steine in den Weg zu legen.
Darsteller:
America Ferrera («Echte Frauen haben Kurven») ist Betty Suarez
Eric Mabius («The L Word») ist Daniel Meade
Alan Dale («The O.C.», «24 – Season 2», «NCIS») ist Bradford Meade
Tony Plana («24 – Season 4», «Commander-in-Chief») ist Ignacio Suarez
Vanessa Williams («South Beach») ist Wilhelmina Slater
Becci Newton («August Rush») ist Amanda
Kritik:
„Betty ist so eine gute Seele, sie macht es einem so leicht, sie zu mögen. Ich bin Schauspielerin, und deshalb nehme ich die Herausforderung an – die Herausforderung, ihre Liebenswürdigkeit, ihre menschliche Größe, ihren Optimismus auszudrücken, ohne sie naiv wirken zu lassen. Diese Balance ist es, worauf es hier ankommt,“ so beschreibt Schauspielerin America Ferrera die Rolle der Betty selbst. Und passender hätte man es in der Tat nicht ausdrücken können.
Wie hinlänglich bekannt ist, erzählt die neue US-Serie die «Verliebt in Berlin»-Geschichte. Sie basiert – wie auch die Sat.1-Telenovela – auf der südamerikanischen Telenovela „Yo soy Betty, la fea“. Festzustellen sind einige Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede. Auch Betty ist hässlich – dies darf man in Anlehnung an den Originaltitel („Hässliche Betty“) durchaus in dieser Form sagen. Betty trägt eine Zahnspange und eine Brille und begibt sich in dieser Aufmachung in die Welt der Reichen und Schönen. Keine einfache Aufgabe, zumal sie auf viele Neider und Gegner stößt.
Anders als Lisa bei Kerima Moda steht sie in der Firma aber nicht gänzlich alleine da. Es gibt eine Reihe von „normalen Frauen“, die des Öfteren mit ihr zu Mittag Essen und ihr etwas Rückhalt geben. Auch fehlt dieser magische Moment, in dem Telenovela-mäßig sofort klar wird, dass sich die weibliche Hauptperson in die männliche Hauptperson verliebt. In der US-Serie wird dies wohl einige Zeit dauern, bis das der Fall sein wird. Daniel Meade selbst kommt aber recht gut an einen 0815-mäßigen Telenovela-Darsteller heran. Nicht auf Grund der Qualität seiner Arbeit – die ist hervorragend – aber vom Aussehen her erfüllt er das Klischee.
Im Gegensatz zu «Verliebt in Berlin» schreitet die Geschichte wesentlich schneller voran. Das Problem, dass Betty möglicherweise zu hässlich ist, stört Daniel schon in Folge zwei nicht mehr wirklich – wenngleich er sie dort immer noch unterschätzt. Betty ist zudem schon am Anfang der Serie unheimlich schlagfertig – sie ist (wie Schauspielerin Ferrera es nennt) unheimlich optimistisch. Genau diese Einstellung des hässlichen Vorstadtmädchens, die einhergeht mit einer besonderen Unbekümmertheit, verleiht dem Format einen unheimlichen Charme.
Allerdings haben die Macher an einigen Stellen auch ziemlich dick aufgetragen – fast zu dick könnte man meinen. Da wäre Chefredakteur Daniel, der natürlich zwei oder gar drei Freundinnen zeitgleichtig hat und da wäre die böse Wilhelmina, die sich wohl den Botox-Vorrat einer ganzen Stadt gespritzt haben dürfte. Gerade ein derart platter Charakterzug wie der Wilhelmina überrascht, weil man ihn von US-Autoren nicht gewohnt ist. Denn die Gute ist in den ersten Folgen einfach nur Böse. Sie verkörpert den typischen Telenovela-Fiesling, der sonst keine besonderen Charakterzüge aufzuweisen hat.
Ein kleines recht lustiges Detail am Rande: Bettys Familie, eine typische US-Familie mit lateinamerikanischem Hintergrund, lebt einfach und bescheiden. Bettys Vater guckt beispielsweise immer lateinamerikanische Telenovelas. Gleich in der ersten Folge macht Betty eine recht witzige Anmerkung diesbezüglich. Sie erklärt, dass sie Telenovelas hasst – und das, wo sie doch selbst die Hauptdarstellerin einer Telenovela-Geschichte ist…
Dieser kleine, aber feine Humor zieht sich durch die gesamte Staffel. In jeder Folge wird ein Thema besonders hervorgehoben, dieses wird meistens auch in sich abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es aber auch weitergehende Handlungsstränge, die sich über die ganze Serie erstrecken. Wer also einmal eine Folge nicht sehen kann, dürfte wenige Probleme haben, doch wieder in das Geschehen hineinzukommen.
Vom Aussehen her tritt die ABC-Serie überaus modern auf. Die Redaktionsräume der „Mode“ sind so stylisch und hyper-modern eingerichtet, dass es manchem Zuschauer schon ein bisschen „too much“ sein könnte. Da die Zeitung selbst allerdings über Mode und den neuesten Schrei aus der Welt der Schönen berichtet, kann man diese Wahl zumindest plausibel begründen. Dennoch wäre an mancher Stelle weniger wohl mehr gewesen.
Insgesamt stellt «Alles Betty!» eine gelungene Abwechslung zum sonst vorhandenen US-Krimi-Alltag dar. Reinschauen ist allemal lohenswert, da die Serie eine unheimliche Dynamik – gerade auch wegen der abgeschlossenen Episodenhandlungen – entwickelt, dürfte man es eigentlich nicht bereuen, zukünftig am Freitagabend ein Date mit der hässlichen Betty zu haben. Bleibt am Ende nur die Frage, warum sich Sat.1 beim Titel auf den doch etwas seltsamen Ausspruch «Alles Betty!» verständigt hat. „Hässliche Betty“ wäre nicht nur mit mehr Sinn versehen, sondern auch näher am Original – was in der Regel nicht das Schlechteste ist.
Sat.1 zeigt die erste Staffel (23 Episoden) von «Alles Betty!» ab Freitag, den 27. April, um 20.15 Uhr