In der Affäre um Schleichwerbung im ARD-Programm gibt offenbar es neue Hinweise, dass man im Senderverbund schon früh über derartige Praktiken informiert war. Nach einem Bericht des Magazins "stern" legen Aktennotizen eines langjährigen Produktionsleiters der ARD-Tochter Bavaria nahe, dass heimliches Product Placement schon Mitte der 80er Jahre in Kooperation mit einem Manager des Westdeutschen Rundfunks installiert wurde.
Im August 1985, so der "stern", habe es zu diesem Zweck ein erstes Treffen beim WDR gegeben, notierte später der Bavaria-Manager Lutz Hengst. Auf Senderseite sei der damalige Leiter der WDR-Vertriebsfirma, Horst Schering, involviert gewesen. Hengst schreibt: "Dr. Schering ... teilte mir mit, dass auch innerhalb der Geschäftsleitung des WDR über Product Placement diskutiert werde." In der Folgezeit seien im WDR-«Tatort» "Zahn um Zahn" sowie in den Folgen "Freunde" und "Bazooka Bande" Produkte werblich platziert worden.
WDR-Mann Schering sei stets über den Stand der "Firmenangebote" informiert gewesen. Hengst ist inzwischen seit acht Jahren tot. Der WDR bestreitet seine Darstellung: "Dr. Schering hat uns gegenüber erklärt, dass er in keinem Fall Product Placement sanktioniert habe", so eine Sprecherin. Die Geschäftsleitung habe keine Schleichwerbung geduldet.
2005 war öffentlich geworden, dass in Produktionen der Bavaria für die ARD jahrelang systematisch Schleichwerbung betrieben wurde - allein in der Vorabendserie «Marienhof"» in 117 Fällen. In der ARD selbst will niemand etwas von den anrüchigen Werbedeals gewusst haben.