Schon länger liebäugelte ProSieben mit einer eigenen Telenovela - einer täglichen Serie, die noch mehr auf das junge Publikum zugeschnitten ist, als der damalige Primus «Verliebt in Berlin», der Sat.1 täglich bis zu fünf Millionen Zuschauer bescherte. Am 27. März 2006 war er schließlich so weit: In der Serie «Lotta in Love» wurde die Wäscherei-Angestellte Lotta mit der berühmten Sängerin Alex verwechselt und sollte schließlich für sie einspringen.
Hauptdarstellerin Janin Reinhardt war vor Ausstrahlungsbeginn begeistert von ihrer Rolle: „Zwei so komplett konträre Rollen zu spielen ist eine Riesen-Herausforderung für mich und macht irre Spaß!“, sagte sie. „Lotta ist ein schüchternes, leicht verträumtes und ganz normales Mädchen. Ihre Familie und ihre Freunde sind sehr wichtig für sie. Alex hingegen ist ein richtiger Star mit allen dazugehörigen Allüren. Sie hält ihre Umgebung ziemlich auf Trab." Lottas normales Leben gerät mit einem Mal aus den Fugen, als sie die Liebe wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft. Das konnte die Schauspielerin gut nachempfinden: „Liebe auf den ersten Blick habe ich auch schon mal erlebt. Ich glaube absolut an dieses Phänomen.“
Doch es gab ein Problem: Nur wenige Menschen konnten sich für die tägliche Serie mit Hauptdarstellerin Janin Reinhardt begeistern. Nur 0,98 Millionen Zuschauer ab drei Jahren wollten den Start der Vorabend-Telenovela sehen – der Marktanteil lag bei mageren 5,6 Prozent beim Gesamtpublikum. Immerhin sah es bei den 14- bis 49-Jährigen etwas besser aus, denn hier lag die Serie mit einem Marktanteil von 12,7 Prozent zu Beginn noch oberhalb des Senderschnitts von ProSieben – noch…
Der Trend zeigte jedoch klar nach unten – schon nach zwei Wochen war nur noch 490.000 Bundesbürger ab 18:00 Uhr dabei. Der Marktanteil betrug indiskutable 3,1 Prozent beim Gesamtpublikum. Bei den 14- bis 49-Jährigen reichten 380.000 Zuschauer für 6,7 Prozent Marktanteil. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Zukunft der Serie mehr als fraglich. Über Quoten machte sich Janin Reinhardt zuvor keine Gedanken: „Ich finde, dass Quoten nicht unbedingt etwas über die Qualität einer Sendung aussagen. Aber ich würde mich natürlich schon freuen, wenn möglichst viele zuschauen – schließlich steckt in Lotta viel Herzblut von uns allen. Ich lasse mich einfach überraschen“, sagte sie noch vor dem Start im Gespräch mit Quotenmeter.de.
Letztlich konnte nicht einmal ein Gastauftritt des damaligen «Germany’s Next Topmodel»-Juror Bruce Darnell die Quoten retten. Und so kam es schließlich wie es kommen musste. ProSieben-Geschäftsführer Andreas Bartl musste schon nach wenigen Monaten die Reißleine ziehen. „Lotta hat eine junge, treue Fangemeinde, die selbst während der Fußball-Weltmeisterschaft kaum eine Folge verpasst hat. Für diese Zuschauer erzählen wir ihre Lovestory sonntags zu Ende. Am Vorabend hat die Serie leider die Marktanteils-Erwartungen nicht erfüllen können“, stellte er Anfang Juli 2006 fest.
Am Sonntagvormittag gegen 10:00 Uhr sollten die restlichen Folgen gezeigt werden, doch nach und nach verlegte ProSieben den Starttermin nach vorne. Kaum zu glauben, aber wahr: «Lotta in Love» lief bis 12. August 2007. Inzwischen müssen Fans aber früh aufstehen, um die Telenovela nicht zu verpassen. In der Regel begann die Serie gegen 06:00 Uhr, Anfang Mai 2007 heißt es sogar bereits um 04:40 Uhr „Wecker stellen“.