Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Jobst Benthues und Thilo Proff

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Die stellvertretenden Geschäftsführer von ProSieben, Jobst Benthues und Thilo Proff, empfingen Manuel Weis zum ausführlichen Interview in Unterföhring. Sie erklärten, welche Pläne sie für die Herbstsaison haben, wie es mit «Lost», den «Topmodels» und «Stromberg» weitergeht und ob sie mit dem Serien-Mittwoch zufrieden sind.

Herr Benthues, Sie sind stv. Geschäftsführer und Unterhaltungschef bei ProSieben, Herr Proff, sie sind stv. Geschäftsführer und verantwortlich für die Programmstrategie - operations. Erste Frage: Wie geht es ProSieben denn?
Thilo Proff: Wir sind sehr zufrieden, ProSieben geht es gut.

Auf was freuen Sie sich in den kommenden Wochen am meisten?
Proff: Ich freue mich auf die Celebritiy-Doku-Soap mit Gülcan und die damit verbundene erste Promi-Live-Hochzeit im deutschen Fernsehen.

Und Sie, Herr Benthues?
Benthues: Auf das «Topmodel»-Finale. Ohnehin ist das eine spannende Woche: Am Donnerstag die Finalshow von «Germany’s Next Topmodel – by Heidi Klum» und am Freitag «Die ProSieben Fight Night» unter anderem mit Susi Kentikian – wenn das mal keine Mischung ist.

Wir haben im Winter darüber berichtet, dass Sie den Dienstag zum Show-Abend machen wollen. «Desperate Housewives» soll hierzu auf den Mittwoch wandern. Wann setzen Sie diese Pläne um?
Benthues: Immerhin hat sich «Extreme Activity» bislang am Dienstagabend recht wacker geschlagen. Und am 19. Juni starten hier zwei spannende Celebritiy-Doku-Soap-Formate mit «Gülcans Traumhochzeit» und «We are Family – Das Promi-Spezial».
Proff: Am Mittwoch sind unsere Serien gut gestartet – das macht natürlich Mut für weitere Pläne.

«Desperate Housewives» wandern aber in jedem Fall auf den Mittwoch.
Proff: Das ist eine unserer Optionen.

Zieht «Grey’s Anatomy» ebenfalls um?
Proff: Das ist derzeit noch nicht entschieden.

Verschiedene Shows haben Sie bereits für diese Saison angekündigt. «Besserwisser» und «Maskerade» werden es wohl kaum zeitnah auf den Bildschirm schaffen?!
Benthues: «Besserwisser» wird in jedem Fall sehr bald zu sehen sein, die Folgen sind komplett produziert und es ist eine richtig schöne Sendung geworden. Wir suchen derzeit noch den bestmöglichen Sendeplatz.

Wie sieht es bei «Maskerade» aus?
Benthues: Das ist ein sehr spannendes Projekt, wir befinden uns hier noch in der Planung. Ursprünglich kommt das Format ja aus Japan. Eine Massen-Pantomime mit Kindern und Erwachsenen – das ist wirklich witzig und irgendwie eine ganz neuartige sportliche Betätigungsform. «Maskerade» ist in Frankreich mit 30 Prozent Marktanteil ein großer Erfolg. Wir planen die Sendung für Herbst ein.

Die «Desperate Housewives» bereichern voraussichtlich künftig die Serien am Mittwoch. Blicken wir einmal kurz zurück: Die erste Staffel holte fast 20 Prozent Marktanteil, die zweite lag bei weniger als 14 Prozent Marktanteil. Lag das nur an «Dr. House» oder auch an den in den USA kritisierten Geschichten der zweiten Staffel?
Proff: Sowohl an «Dr. House» als auch an der Erzählweise. Natürlich muss man sagen, dass es fast unmöglich ist, gegen «Dr. House» mit fast 30 Prozent noch einmal 20 Prozent Marktanteil zu holen. Man teilt sich die Zielgruppe hier also. Aber selbstverständlich hängt es auch davon ab, dass die Geschichten stark aufeinander aufbauen. Bei inhaltlichen Schwächen kann man den Zuseher deshalb schnell verlieren.

Anders sieht es bei «Grey’ Anatomy» aus…
Proff: Stimmt. Auch hier bauen die Geschichten aufeinander auf, aber die Menschen sind begeistert von diesem tollen Format. «Grey’s Anatomy» ist wirklich eine Ausnahme, denn eigentlich tun sich On-Going-Storys unheimlich schwer – nicht nur in Deutschland.

Da sind wir schon bei «Lost» angekommen. Mit der zweiten Staffel konnten Sie nicht zufrieden sein, die Quoten lagen fast konstant unterhalb des Senderschnitts. Wie wollen Sie die dritte Staffel im Herbst programmieren?
Proff: Da ist noch keine abschließende Entscheidung gefallen. Wir haben uns die Quoten der zweiten Staffel sehr genau angesehen und damals auch schon ein bisschen experimentiert. Ich denke, dass ein späterer Sendeplatz und eine Ausstrahlung in Doppelfolgen ein vorstellbares Modell ist.

In den USA wurde «Lost» um drei Staffeln verlängert. Erst nach der sechsten Staffel ist Schluss – hätten Sie damit gerechnet?
Proff: Viele Menschen haben «Lost» totgesagt, ich bin der Meinung, dass da noch viel Musik drin ist. Deswegen freue ich mich sehr über die Verlängerung - «Lost» ist alles andere als eine verlorene Serie.

Im April 2007 haben Sie den Serien-Mittwoch gestartet. Wie zufrieden sind Sie? «Cold Case» liegt unterhalb des Schnitts, «Weeds» holte schlechte Quoten – nur «Emergency Room» kann Sie einigermaßen glücklich stimmen.
Proff: Es läuft noch nicht überragend, aber man muss sehen, dass wir den Zuschauern hier ein komplett neues Programmmodell anbieten. Der Serienmittwoch war bislang eine einsame Domäne von VOX. Und so gesehen stehen wir eigentlich ganz gut da. Vor allem «Cold Case» hat meiner Meinung nach noch ein unheimliches Potential nach oben. Und wenn «Cold Case» um 20.15 Uhr mehr Menschen zu ProSieben lockt, sieht es auch für den Rest des Abends besser aus.

«Extreme Activity» lief zuletzt am Dienstag – direkt gegen «CSI: Miami». Über dem Schnitt lagen die Quoten nicht, dennoch ist das Format von Kritikern gelobt und sogar mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Wie geht es nun weiter?
Benthues: Es geht definitiv weiter, wir stecken gerade in den Vorbereitungen für die neue Staffel. Ich bin ganz froh, dass wir jetzt eine Pause machen, «Extreme Activity» lief seit vergangenem Sommer fast ohne Unterbrechung durch. Wir waren überrascht, dass wir damit überhaupt eine so lange Erfolgsgeschichte schreiben konnten. Im vergangenen Sommer haben wir die Show eher als Versuchsprojekt gestartet. Dann gegen «CSI: Miami» zehn Prozent zu holen ist respektabel – und ich sehe hier noch deutlich Luft nach oben. «Extreme Activity» ist ein ungewöhnliches Format, das wir in den vergangenen Wochen weiterentwickelt haben, unter anderem spielen jetzt auch mal die Topmodel-Anwärterinnen gegen ihre Jury, oder «Stromberg» gegen «Genial daneben». Es ist sehr aufwändig eine Show zu etablieren, und dass wir dafür mit Preisen belohnt werden, freut mich ehrlich gesagt sehr vor allem auch für Jürgen von der Lippe.

Ich war etwas überrascht, dass mir Holger Roost-Macias, Produzent von «Germany’s Next Topmodel» vor wenigen Wochen gesagt hat, dass bislang keine Gespräche über eine dritte Staffel der Sendung stattgefunden haben. Wie ist da der aktuelle Stand?
Benthues: Was glauben Sie denn - bei den Quoten?! Ich kann Ihnen versichern: Wir stecken schon mitten in den Planungen für eine dritte Staffel. Aber es ehrt Herrn Roost-Macias, dass er sich zu diesem Zeitpunkt noch voll auf die zweite Staffel konzentriert hat. Wir werden auch in diesem Punkt auf Verlässlichkeit setzen und die dritte Runde im Jahr 2008 starten.

Heidi Klum wird wieder mit an Bord sein?
Benthues: Da die Show weiterhin «Germany’s Next Topmodel - by Heidi Klum» heißen sollte, gehe ich doch stark davon aus.

Ab Juni 2007 zeigen Sie «Popstars on Stage» - und zwar deutlich länger als zuvor. 28 Folgen sind geplant. Ist das nicht auch ein gewisses Risiko – immerhin läuft die Sendung dann über ein halbes Jahr.
Benthues: Und in dieser Zeit laden wir die Zuschauer ganz herzlich ein, dabei zu sein. Wir gehen dieses Mal einen ganz anderen Weg. Bislang war die Staffel zu Ende, wenn wir eine Band gefunden haben. Dabei gibt es so viele spannende Dinge, die erst danach passieren. Wir wollen nun zeigen, wie unsere Band die Menschen vor Ort begeistert. Wie entsteht eine Bühnenshow oder eine gesamte Tournee? Das ist ein unheimliches spannendes Themengebiet und genau deswegen trauen wir uns diese lange Sendungsphase auch zu. Bereits in der vergangenen Staffel haben wir diesen Weg eingeschlagen und weniger vom reinen Casting gezeigt, dafür aber mehr von den Geschichten rund um die Sängerinnen.

Wie ist denn Ihr Verhältnis zu Tom Sänger, dem Unterhaltungschef von RTL?
Benthues: Das Verhältnis zu Tom Sänger ist kollegial und wir schätzen uns sehr.

Hat er Ihnen Raabs Späße über RTL nicht übel genommen?
Benthues: Ich habe mit ihm darüber nicht gesprochen, aber ich denke, er ist Profi genug, um dieses hohe Maß an Satire zu erkennen.

Kürzlich war zu lesen, dass Sie mit Stefan Raab über einen neuen Vertrag verhandeln. Wie groß ist denn die Gefahr, dass Stefan Raab von heute auf morgen aufhören möchte?
Benthues: Wie sagt man so schön: Zu einem laufenden Verfahren kann ich mich nicht äußern. (lacht).

Wird es «TV total» auch im Herbst, bzw. 2008 noch viermal in der Woche geben?
Benthues: Wir liegen aktuell bei 13,5 Prozent Marktanteil mit «TV total» und sind damit sehr zufrieden. Stefan Raab macht jeden Abend eine tolle Show und «TV total» ist ein wichtiges Programm für den Sender.

Sehr erfolgreich ist auch «Schlag den Raab»: Planen Sie auch in der kommenden Saison sechs Shows?
Benthues: Den Rhythmus legen wir ungefähr jedes halbe Jahr fest – deswegen kann ich jetzt noch nicht sagen, wie viele Sendungen es im Herbst 2007 und Frühjahr 2008 geben wird. Klar ist: «Schlag den Raab» soll ein Event bleiben.

Werden Sie den Anfang der Show kürzen? Die Auswahl der Kandidaten zieht sich und auch die Quoten sind zu Beginn nicht so stark wie am Ende.
Benthues: Inhaltlich werden wir nichts ändern. Der Anfang ist wichtig für die Show, da der Zuschauer die Kandidaten kennen muss, um zu entscheiden, wen er gegen Stefan ins Rennen schickt. Mit nur 60-sekündigen Einspielern, die die Teilnehmer vorstellen, wäre eine solche emotionale Bindung wohl schwer möglich.

Die dritte «ProSieben Fight Night» steht an. Nach schwachen Quoten beim ersten Boxabend profitierten Sie bei der zweiten Ausgabe vom Duell zwischen Regina Halmich und Stefan Raab. Wie geht es weiter mit Boxen bei ProSieben?
Benthues: Da der Kollege Proff und ich die Aufgabe des Sportchefs in Personalunion erledigen, möchte ich ihm hier den Vortritt lassen.

Proff: Ja, es ist in der Tat der erste echte Test unter regulären Bedingungen. Die beiden ersten Kampfabende haben gezeigt, dass sich die Zuschauer einen späteren Beginn wünschen. So wie es beim Boxen nun mal üblich ist. Deswegen starten wir nun erst um 22 Uhr. Der «Fight Night» steht nun der Härtetest bevor, wenn der gut verläuft, sieht es für eine Fortsetzung gut aus.

Sowohl Christian Ulmen als auch Christoph Maria Herbst haben ihren „langen Atem“ in Bezug auf eigenproduzierte Marken gelobt. Können Sie generell mehr experimentieren als Sat.1 zum Beispiel?
Benthues: Wir müssen diesen längeren Atem einfach haben. Die ProSieben-Zuschauer sind sehr selektiv. Und wir haben gelernt, dass innovative Formate eben ihre Zeit benötigen. Bestes Beispiel hierfür ist u.a. die «Bullyparade». Erst mit der vierten Staffel hat das Format wirklich gute Quoten geholt. Ähnlich erging es «Stromberg». Die erste Staffel ist fast untergegangen, während der zweiten Staffel wurde das Format zum Insider-Tipp und nun ist die Serie ins öffentliche Bewusstsein gelangt. «Stromberg» hat mit der dritten Staffel bewiesen, dass er auch die breite Masse begeistern kann. Dennoch müssen wir sehr genau schauen, bei welchen Sendungen wir einen langen Atem haben wollen, denn bei allen Formaten können wir uns das nicht leisten.

Bleiben wir bei «Stromberg». Wird es eine vierte Staffel geben?
Benthues: Die dritte Staffel ist gerade zu Ende gegangen, mit den Quoten sind wir sehr zufrieden. Im Prinzip wollen wir die Serie fortsetzen, ja. Aber wir müssen nun schauen, ob das Team und vor allem Christoph Maria Herbst Lust auf eine vierte Staffel hat.

Im Interview mit uns sagte er in jedem Fall, dass er nicht schreiend wegrennen würde, wenn Sie ihm eine vierte Staffel anbieten würden.
Benthues: Das ist doch schon einmal was. Und selbst wenn: Dann würde ich ihm schreiend hinterher rennen und versuchen, ihn wieder einzufangen (lacht).

Im zweiten Teil des Interviews, der am kommenden Sonntag erscheint, lesen Sie alles über den erfolgreichen ProSieben-Nachmittag, was die ProSieben-Verantwortlichen zu «Brothers & Sisters» und «Private Practice» sagen und erfahren, ob die Impro-Show «Gott sei Dank, dass Sie da sind» eine neue Chance bekommt.

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