«Kreis runde Sache»: Berliner Heuschrecken

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Nachrichtensperre bei Sat.1.

Mit dem Wort „Nachrichten-Offensive“ sollten Fernsehmacher eher vorsichtig umgehen. Als ProSieben vor knapp drei Jahren vermehrt auf Info-Häppchen im Programm setzen wollte und dafür eigens Birte Karalus aus der Versenkung hob, währte das Glück nicht lang. Eigentlich währte es gar nicht – denn schon nach wenigen Monaten machte der Sender einen Schritt zurück und warf das Karalus-Magazin prompt aus dem Programm.

Bei Sat.1 wollte man es besser machen: 18:30 Uhr blieb zwar auch weiterhin die Info-Sendezeit, doch im Titel der hauseigenen Nachrichten wollte man die Uhrzeit fortan nicht mehr haben. Und weil es gerade passte, schnappte sich Sat.1 für seinen neue „News“ gleich auch noch den „besten News-Anchor“, der gerade Zeit hatte.

Der verlas von nun an jeden Abend die Meldungen des Tages, lächelte cool in die Kamera und sagte am Ende lapidar „Ciao“. Künftig aber nicht mehr. Das Büro ist bereits geräumt, die offiziell als „Urlaub“ titulierte Flucht des Moderators wird wohl kaum in den Redaktionen des Berliner Senders enden. Und wenn, könnten die Räume schon längst verwaist sein. Die neuen Eigentümer von Sat.1 haben mit dem Sender nämlich noch viel vor. Weil das so aufwendig ist, werden erst mal die meisten Informationssendungen aus dem Programm geworfen, die zuvor mit viel Mühe beim Publikum etabliert wurden.

Der Begriff „Nachrichtensperre“ erscheint in diesem Zusammenhang gleich in gänzlich anderem Licht. Und es soll weiter gespart werden: Wie es heißt, setzt Sat.1 in Zukunft vermehrt auf ausländisches Personal. So sollen aus Kostengründen schon bald ausschließlich polnische Hilfsarbeiter vor der Kamera stehen. Für Tierfreunde wird demnächst eine Dokusoap über Heuschrecken ins Programm genommen.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.