An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt - auch heute wieder, frisch zurück aus dem Forschungslabor. Und darum geht es diesmal: Auswanderer im Fernsehen.
Bis jetzt galt Deutschland immer als Zuwanderungsland, doch immer mehr Menschen haben offenbar genug von ihrer Heimat und ziehen fort. Diesen Trend hat seit einiger Zeit auch das deutsche Fernsehen für sich entdeckt. Inzwischen wird – so scheint es – jeder Depp bei seinem Abschied aus Deutschland von einem Kamerateam auf Schritt und Tritt begleitet.
Sätze wie „Schatz, hast du auch an die grünen Badewannen-Nupsis gedacht?“ oder „Wo sind eigentlich die Topflappen von Tante Erna, die unbedingt noch in den Container sollen?“ stehen bei „Mein neues Leben“ oder „Goodbye Deutschland“ auf der Tagesordnung, wenn Familien offenbar übereilt das Land verlassen. Nicht selten liegen die Nerven blank, kullern die Tränen. Das sind die Emotionen, die Senderchefs so sehr lieben.
Wenn sich dann auch noch die Abfahrt zum Flughafen verspätet oder bei der Ankunft in der neuen Heimat festgestellt wird, dass eigentlich gar keine Einreisegenehmigung vorliegt, ist das Glück vom Auswandern perfekt. „Was schreist du mich so an? Ich kann doch nichts dafür!“, brüllt der Ehemann, während die Frau mit einem Weinkrampf auf dem chilenischen Flughafen steht und der Chihuahua munter in die Eingangshalle pinkelt.
Der Kameramann hält drauf und die Familie bekommt im Idealfall nur einen Hungerlohn sowie eventuell noch eine DVD mit den peinlichsten Momenten der Ausreise. Das Publikum sitzt derweil in Scharen vor der Glotze und lacht lauthals über so viel Situationskomik. Fernsehen kann manchmal so schön sein.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne «Kreis runde Sache» erscheint am Montag – natürlich bei Quotenmeter.de.