Wenige Monate nach dem Ende seiner Tätigkeit als WDR-Intendant hat sich Radsportfan Fritz Pleitgen (Foto) zu Wort gemeldet. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" kritisierte er die Tour de France-Übertragungen von Sat.1.
Wenn er in den vergangenen Tagen Zeit hatte, habe er das Radrennen bei Eurosport verfolgt. "Ansonsten habe ich mich über die Nachrichten und den Videotext von ARD und ZDF auf dem Laufenden gehalten", so Pleitgen. Das Programm von Sat.1 - die Berliner waren kurzfristig für ARD und ZDF eingesprungen - hat den früheren WDR-Intendanten dagegen nicht interessiert: "Das Angebot von Sat.1 ist offensichtlich generell nicht angenommen worden. Die Hyänen-Mentalität hat sich nicht ausgezahlt, sondern führte zu Selbstverstümmelung."
Dass ARD und ZDF bereits nach Bekanntwerden des "Falls Sinkewitz" aus der Berichterstattung ausgestiegen waren, bezeichnete Pleitgen gegenüber der "SZ" als "verfrüht". Pleitgen weiter: "Eine halbe Tour für einen ganzen Preis erschien mir überdies viel zu teuer, zumal auch noch mit Schadenersatzforderungen des Tour-Veranstalters gerechnet werden musste. Doch dann änderte sich durch den Fall Rasmussen auch für mich die Sachlage. Hilflos musste der Tour-Veranstalter ASO dulden, dass ein Höchstverdächtiger im legendären Gelben Trikot an der Spitze des Feldes fuhr, scheinbar unantastbar. Diese Ohnmacht bestätigte die Entscheidung von ARD und ZDF."
Auch zu den im kommenden Jahr anstehenden Olympischen Spielen äußerte sich Fritz Pleitgen. "Wenn Sinkewitz der Maßstab wäre, müsste konsequenterweise abgeschaltet werden, denn auch da gibt es eine Doping-Vorgeschichte. Doch bis Peking ist noch ein wenig Zeit. Bis dahin sollten die Kriterien geklärt werden." Pleitgens Vorschlag: "Auf alle Fälle sollten wir uns der Sache journalistisch annehmen, kompetent und engagiert, aber nicht missionarisch."