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Premiere-Chef Kofler geht von Bord

von  |  Quelle: Premiere
Überraschung: Der Vorstandsvorsitzende der Premiere AG, Georg Kofler, wird das Unternehmen zum 31. August 2007 verlassen. Seine Aktien, 1,227 Millionen Stück, hatte der Fernsehmacher bereits in der vergangenen Woche an der Börse veräußert.

Der deutschen Medienbranche gehen langsam aber sicher die schillernden Figuren aus. Nach Dr. Roger Schawinski verlässt auch Premiere-Chef Kofler das Feld. Dies teilte der Münchener Bezahlsender Premiere am Montagmorgen mit. Der 50-Jährige habe den Vorstand um die Auflösung seines Vertrages gebeten. Diese einvernehmliche Vereinbarung wurde dann am Sonntag unterzeichnet. Kofler wird den Sender nun zum 31. August 2007 verlassen.

Erst vor wenigen Tagen konnte sich der Südtiroler nach einer schwierigen Zeit beim Sender als Sieger feiern lassen. Die verloren gegangenen Bundesligarechte waren wieder „zu Hause bei Premiere“, wie der Sender selbst verkünden ließ. "Nach dem erfolgreichen Vertragsabschluss mit arena beginnt für Premiere eine neue Entwicklungsphase: die Weichen sind wieder auf Wachstum gestellt, die strategische Ausgangsposition ist hervorragend. In den kommenden Monaten werden wichtige Rechtepakete auf den Markt kommen“, erklärte Kofler in einer Pressemitteilung am Montag. Dabei geht es um Vertragslaufzeiten bis 2012 – wie im Falle der Bundesliga – oder sogar länger. Entsprechend langfristige unternehmerische Entscheidungen müssen in diesen Punkten getroffen werden.



„Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass ich für einen solchen Zeithorizont nicht mehr für die Vorstandsarbeit bei Premiere zur Verfügung stehe. Konsequenterweise übergebe ich daher jetzt, bevor diese wegweisenden Entscheidungen anstehen, die Verantwortung in die Hände meines Nachfolgers. Ich denke, dass der Zeitpunkt für einen Führungswechsel bei Premiere jetzt richtig ist.“

Veränderte Situation für die DFL?
Ob sich aus Koflers Weggang eine veränderte Situation für die Deutsche Fußball Liga ergibt, ist bislang noch unklar. Der 50-Jährige selbst ist ein strikter Gegner der «Sportschau» im Besonderen und der frühen Free-TV-Vermarktung im Allgemeinen. Bereits in den vergangenen Wochen kündigte Kofler aber an, bei der nächsten Rechtevergabe differenzierter bieten zu wollen. Ob dies auch für den neuen Premiere-Chef, den bisherigen Finanzvorstand Michael Börnicke, gilt, ist unklar. Es ist davon auszugehen, dass er bereits in der Vergangenheit an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt war. Wie er aber als Boss von Premiere reagieren wird, wird sich zeigen.

Börnicke selbst teilte mit, sich auf die bevorstehende Aufgabe zu freuen. Premiere sei nach dem Vertragsabschluss mit Premiere „hervorragend positioniert“. In Zukunft will Börnicke auf folgendes Wert legen: „Mehr Exklusivität im Programm, die Steigerung der Abonnentenzahl und des Umsatzes pro Abonnement (ARPU) sind meine vorrangigen Ziele für die kommenden Jahre. Hier setze ich auf Kontinuität und werde die von Georg Kofler vorgenommenen Weichenstellungen weiterführen“, so das 46-Jährige in Mülheim Ruhr geborene Finanz-Ass.

Bauen wolle er auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Rechteinhabern und Infrastrukturanbietern. Die sonstigen Posten der Vorstandschaft sind vom Weggang Koflers nicht betroffen. Hans Seger wird weiterhin den Posten Fiction und Special Interest verantworten, Carsten Schmidt den Bereich Sport und New Business. Neu ins Vorstand-Team aufgenommen wird Alexander Teschner - er leitete bisher den Bereich Rechnungswesen und Steuern und war zudem Stellvertreter des Finanzvorstands.

Warum Kofler das wieder auf Kurs gebrachte Schiff nun so überraschend verlässt, ist aber weiterhin ein kleines Rätsel. Eines ist aber klar: Einen besseren Abgang als den jetzigen – immerhin ist der strahlender Sieger über arena, den bislang stärksten Konkurrenten des Senders – kann sich der 50-Jährige nicht vorstellen. Kofler selbst versichert, dass die Entscheidung allein auf seiner persönlichen Lebensplanung beruhe. „Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit dem Medium Fernsehen in all seinen Ausprägungen. Seit 19 Jahren bin ich ohne Unterbrechung als Geschäftsführer, Vorstandsvorsitzender und Gesellschafter privater Fernsehunternehmen tätig“, so der Unternehmer. Nun sei die Zeit für einen Themenwechsel gekommen.

Als führender Gesellschafter wollte Kofler nun eine Unternehmensgruppe abseits des Fernsehmarktes aufbauen. Diese soll sich in verschiedenen Wachstumsmärkten positionieren. "Ich freue mich über diese harmonische und organische Nachfolgeregelung. Michael Börnicke war in den vergangenen fünf Jahren mein engster Partner und Weggefährte bei Premiere. Bei ihm und seinen Vorstandskollegen ist die Zukunft von Premiere in besten Händen. Der neue Vorstand wird die positive Entwicklung des Unternehmens mit Kontinuität und unvermindertem Tempo weiterführen." Und auch bei Premiere dankt man artig dem bisherigen Kapitän des Schiffs: „Wir bedauern außerordentlich, dass Dr. Kofler nicht mehr länger für die Vorstandsarbeit der Premiere AG zur Verfügung steht. Wir respektieren seine Entscheidung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Die Premiere AG ist Dr. Kofler für seine außergewöhnlichen Leistungen als Gesellschafter und Vorstandsvorsitzender zu großem Dank verpflichtet,“ so Rainer Großkopf, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Und Recht hat er.

Kofler übernahm den Sender nach der Kirch-Pleite, als sich dieser in einem desaströsen Zustand befand. Niemand wusste damals, ob das Unternehmen überhaupt eine Zukunft hat oder ob der Sender in der Tat dicht gemacht werden muss. Der Fernsehmacher schaffte es in den folgenden Jahren aus Premiere ein „pumperl-munteres“ und zuletzt sogar schwarze Zahlen schreibendes Unternehmen zu machen. Seine Aufgabe hat er in jedem Fall erfüllt. Und dennoch wird er fehlen, der letzte wirklich schillernde TV-Chef Deutschlands. Dass er sich aber überhaupt nicht mehr zu aktuellen Medienthemen äußern wird, ist nicht anzunehmen.

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