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Nun veröffentliche das "Zeit Magazin Leben" einen längeren Auszug aus Schawinskis Medienbuch - er handelt von der Entstehung des im vergangenen Jahr spektakulär gefloppten Mehrteilers «Blackout», aber auch von der Zeit, nachdem die miesen Quoten auf dem Tisch lagen. Am Morgen nach der Ausstrahlung habe sich Schawinski die Zuschauerzahlen angesehen: "Aufgeregt spulte ich die einzelnen Sendungen herunter, bis ich es vor mir sah: Blackout 7,0 Prozent. Ich erstarrte augenblicklich. 7 Prozent! Das war eine Katastrophe! 7 Prozent. Wie war das möglich? Was war passiert?", schreibt der ehemalige Geschäftsführer in seinem Buch.
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Dabei wollte sich Schawinski deutlich von RTL abgrenzen, dessen Mitgründer Helmut Thoma einst mit Sätzen wie "Im Seichten kann man nicht ertrinken" oder "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler" auf sich aufmerksam machte. Mit Qualität wollte er Sat.1 nach vorne bringen. Doch das war letztlich nicht so einfach, wie Roger Schawinski schon nach dem ersten Ansehen von «Blackout» festellen musste. Als wir den Rohschnitt der ersten Folgen sahen, waren wir verstört. "Noch nie hatten wir etwas ähnlich Radikales, Eindringliches gesehen. Noch nie waren solche Abgründe in einer solchen Stringenz gezeigt worden. Es war großartig, ohne Zweifel, aber würde der Zuschauer der Komplexität der Handlung folgen können?"
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Die Resultate bezeichnet der Schweizer heute in seinem Buch als "ernüchternd". Nach der Ausstrahlung und der mäßigen Zuschauerresonanz brachte es Alicia Remirez laut Schawinski auf den Punkt: "Wir haben nur einen einzigen Fehler gemacht", zitiert er sie in seinem Buch, „wir hätten diesen Stoff nie machen sollen." Auch Schawinski selbst sieht inzwischen einen Fehler, wenngleich er sich keineswegs für seine Arbeit schämen muss: "Wir waren mit wehenden Fahnen untergegangen, weil wir unser allerwichtigstes Ziel – Fernsehen für ein großes Publikum herzustellen – nicht zum alleinigen Fokus unserer Bemühungen gemacht hatten. Wir hatten gehofft, dass der Köder diesmal dem Fisch und dem Angler zugleich schmecken würde, aber wir Macher hatten den Schmaus vorwiegend mit unserem eigenen Gaumen abgeschmeckt. Das war eine Falle."
Das Buch "Die TV-Falle. Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft" erscheint demnächst im "Kein & Aber Verlag" zum Preis von 16,90 Euro.