"Ich habe in der öffentlichen Diskussion selten so viel Populismus und Hysterie erlebt wie in den vergangenen Wochen – und das alles nur, weil sich Sat.1 entschieden hat, drei Informationssendungen abzusetzen, deren Bedeutung für die Gesellschaft vorher doch eher als übersichtlich wahrgenommen wurde." Zu diesem Urteil kommt RTL-Chefin Anke Schäferkordt in einem Interview mit "Welt Online".
Sie zeigte sich verärgert über die ihrer Meinung nach "unsachlichen Debatten", die nach den Ankündigungen des Berliner Konkurrenzsenders folgten und auf das gesamte Privatfernsehen "ein schlechtes Licht" geworfen hätten. Schäferkordt weiter: "Wo war denn bitte der Jubel, als Sat.1 die betroffenen Sendungen einführte? Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur einer der Kritiker, die jetzt bei der Absetzung so laut geschrieen haben, zum Start der Formate von einer Bereicherung des publizistischen Wettbewerbs schwärmte."
Zugleich erhofft sich Schäferkordt eine Medienordnung, die "in sich so stabil und damit in der Lage sein, unabhängig von möglichen Beteiligungsstrukturen" funktionieren zu können. Ihrer Meinung nach gibt es "genug Regulierungen", an die sich die Privatsender zu halten hätten. Als Beispiel nennt die RTL-Chefin die Verpflichtung, unabhängigen Dritten Sendeplätze zur Verfügung stellen und auch die Pflicht, Regionalprogramme ausstrahlen zu müssen.
Den von ProSiebenSat.1 eingeschlagen Weg, die Rendite durch Kürzungen am Programm zu erhöhen, hält Anke Schäferkordt übrigens für falsch, wie sie gegenüber "Welt Online" betonte. Ihr Sender strebe nachhaltigen Erfolg an und wollte daher nicht auf die Bereiche Sport und Information verzichten. Schäferkordt weiter: "Die Basis für nachhaltigen Erfolg im Fernsehen ist die Relevanz des angeboten Programms für unsere Zuschauer. Darüber hinaus sind unsere Nachrichten ein fester Anker in unserem Programm und ihre Quoten liegen klar über dem Senderschnitt."