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In Deutschland taten sich Serie dieser Art von Anfang an schwer. Bestes Beispiel hierfür ist die qualitativ sehr hochwertige Serie «24», die nicht für den deutschen Fernsehmarkt geeignet scheint. Die DVD-Verkäufe der Serie mit Kiefer Sutherland laufen in Deutschland hervorragend, RTL II kann allerdings kaum mehr als eine Million Menschen mit der Echtzeitserie begeistern. Warum? Unterhält man sich mit Otto-Normal-Zuschauern, bringen diese oftmals das Argument, sich nicht wochenlang festlegen zu wollen, zu einem bestimmten Zeitpunkt vor dem Fernseher zu sitzen. Was ist, wenn ich da irgendwo eingeladen bin? Verpassen darf man kaum eine Episode der komplexen Serie, das wissen die Zuseher. Und so machen sie es sich lieber mit einer DVD der Serie gemütlich – zumal sie dann auch das Tempo bestimmen können.
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Wie die Quoten zeigen, war dies das Beste, was dem Sender hatte passieren können. Zum einen fiel so der schwache Start weg und zum anderen hilft nun der Ersatz, «CSI», der Serie weiterhin auf die Sprünge. Dank des starken Lead-Ins und der Tatsache, dass «Prison Break» eine treue Fangemeinde vorweisen kann, blieben die Zuschauerzahlen konstant. Auch um 23.15 Uhr verfolgen rund 1,80 bis 1,90 Millionen Bundesbürger die Geschichten um Michael Scofield und Lincoln Burrows. Mit über 19 Prozent Marktanteil lief es für die beiden Einzelepisoden hervorragend. RTL entschied, die zweite Staffel der Serie direkt im Anschluss zu senden.
Ein Trend, der Mode machen könnte. Im Winter setzte RTL II bei «24» auf drei Folgen an einem Abend. Lag die erste – um 21.10 Uhr – gezeigte Episode bei schwachen viereinhalb Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, durchbrach die Folge, die ab 23.00 Uhr lief, an fünf von acht Ausstrahlungstagen die Acht-Prozent-Marke. Geringere Reichweiten waren aber nicht wirklich festzustellen. Insgesamt kam Staffel fünf der Echtzeitserie auf durchschnittlich 0,96 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Die vierte Staffel, die man zunächst von 20.15 bis 22.00 Uhr (am Ende bis 23.00 Uhr) zeigte, holte dagegen nur 0,93 Millionen Menschen vor die Bildschirme.
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Und dann gibt es noch Ausnahmen, wie von vielen Dingen im Leben: So schlagen sich die «Desperate Housewives» sehr ordentlich im Programm von ProSieben. Es wird spannend zu sehen, wie sie auf ihrem neuen Sendeplatz zu Recht kommen. Auch «Grey’s Anatomy» liefert eine gute – wenn nicht gar herausragende - Leistung ab.
Für die Fans von Serials ist die Lösung, die RTL gefunden hat, möglicherweise die Optimale. Zu später Stunde unter der Woche sind die meisten Werberelevanten ohnehin zu Hause. Die TV-Ausstrahlung wird so nicht zu einem Pflichttermin, sondern zu einem allwöchentlichem Genuss, der den Abschluss eines Tages darstellt.