Die Reihe von Fabian Riedner präsentiert außergewöhnlich gute und abnorme Spielfilme. Egal ob großer Hollywoodblockbuster, Eigenproduktion eines Fernsehsenders oder Nischenfilm in den Kinos, «Riedners Filme» stellt Produktionen vor, die man kennen sollte.
Die amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith, die am 19. Januar 1921 in Fort Worth, Texas, geboren wurde und am 4. Februar 1995 in der Schweiz verstarb, verfasste die Romanvorlage zu «Der Fremde im Zug», welche von Whitefield Cook adaptiert und Alfred Hitchcock verfilmt wurde. Die Romane von Highsmith befassten sich zwar mit der Aufklärung des Verbrechens, der Hauptaspekt wurde aber auf die Umstände gelegt. Ihre bekannteste Romanfigur war Tom Ripley, bereits 1960 verfilmte man die Geschichte. Es folgten vier weitere Ripley-Romane sowie einige Filme, unter anderem von Wim Wenders.
Der Film dreht sich um zwei Männer namens Guy Haines (Farley Granger, «Die rechte und die linke Hand des Teufels») und Bruno Anthony (Robert Walker, «Madam Curie»), die sich zufällig im Zug treffen. Da Guy ein recht bekannter Tennisspieler ist, weiß Bruno sehr viel über sein Privatleben. So hat er vor, sich von einer getrennt lebenden Frau scheiden zu lassen und die Tochter des Senators zu heiraten. Um die Sache zu beschleunigen schlägt Bruno das perfekte Verbrechen vor: Er würde Guys Frau umbringen, wenn er im Gegenzug Brunos Vater beseitigt. Da keiner von beiden ein Motiv hat und sie sich vorher nicht kannten, würde die Polizei im Dunkeln tappen.
Da Guy nur das Zugabteil verlässt, aber Bruno keine klare Absage erteilt, führt er sein Vorhaben aus. Auf einem Rummelplatz erwürgt Bruno Guys Frau und besteht darauf, dass Guy seine Aufgabe übernimmt. Zur Tatzeit kann Guy kein vernünftiges Alibi vorweisen, hat aber im Gegensatz zu Bruno ein Motiv für den Mord. Deshalb wird der Druck auf Guy größer, denn nun versucht ihn Bruno zu erpressen. Da Guy immer noch den Mord ablehnt, versucht Bruno das Feuerzeug, das Guy im Zugabteil liegen ließ, am Tatort zu verstecken.
«Der Fremde im Zug» wurde im Jahr 1951 ein großer Kinohit und machte Alfred Hitchcock glücklich. Der bekannte Hollywoodregisseur, dessen drei vorherigen Filme floppten, stand zur damaligen Zeit noch am Anfang seiner großen Karriere: Erst danach wurden «Bei Anruf Mord!», «Das Fenster zum Hof», «Vertigo», «Psycho» und «Die Vögel» umgesetzt.
Obwohl der Film die Kritiker begeisterte, wurde nur der Kameramann Robert Burks für einen Oscar nominiert, die Auszeichnung bekam aber William C. Mellor für «Ein Platz an der Sonne». Während die Produktion in den USA eine Spielzeit von 101 Minuten aufweist, ist die UK-Version um zwei Minuten länger.
Auch in anderen Filmen und Serien wurde das Werk von Hitchcock oft behandelt. So drehte sich eine «CSI»-Episode („Bei Anruf Mord“) um diese Geschichte, im «Wallace & Gromit»-Film aus dem Jahr 2002 wird die Schlussszene parodiert. «Schmeiß die Mama aus dem Zug» mit Danny DeVito, Billy Crystal, Rob Rainer und Oprah Winfrey ist als Parodie gedreht worden. Weitere Anspielungen auf «Der Fremde in Zug» gibt es in «12 Monkeys», «Der Bulle von Tölz», «Ocean’s Eleven» und vielen anderen Werken.
Alfred Hitchcock taucht in seiner Produktion gleich zwei Mal auf: Als Guy das Zugabteil verlässt, kommt der Regisseur mit einem Kontrabass hinein. Außerdem läuft er im Museum mit einem Buch durch den Saal, in dieser Aufnahme ist er jedoch kaum zu erkennen.
«Der Fremde im Zug» ist auch noch nach mehr als einem halben Jahrhundert ein echtes Filmerlebnis, denn die Geschichte dreht sich nicht um die Mörder-Suche, sondern bildet einen kranken Mann ab, der seinen Vater durch eine andere Person beseitigt haben möchte.