Prag, September 1989. Die 28jährige DDR-Bürgerin Bettina (Anneke Kim Sarnau) und ihr Mann Stefan (Christoph Bach) sind auf Hochzeitsreise in Prag. Im Morgengrauen, nach einem gelungenen Abendessen im Kreise ihrer langjährigen Freunde Thomas (Hinnerk Schönemann), Karin (Valerie Koch) und Ziesche (Heinrich Schmieder), offenbart Stefan der zunächst sprachlosen Bettina, dass er von längerer Hand geplant hat, in die bundesdeutsche Botschaft in Prag zu gelangen, in die sich in den vorausgegangenen Wochen bereits Hunderte von ausreisewilligen DDR-Bürgern geflüchtet haben.
Stefan gelingt es, Bettina gegen alle Zweifel dazu zu überreden, in der Botschaft auszuharren und ihren gemeinsamen Ausreiseanspruch zu verteidigen, während er in aller Eile aufbricht, um ihren gemeinsamen Sohn Felix nachzuholen, der zur Tarnung seines Fluchtplans zunächst bei den Großeltern in Berlin zurück geblieben ist. Bettina, von Stefans Aktion völlig überrumpelt, ist erleichtert, als sich ihre Freunde Thomas und Karin spontan entschließen, ebenfalls über die Botschaft in die BRD zu gelangen.
Die beiden helfen ihr, sich in den sich täglich zuspitzenden Überlebensbedingungen auf dem Botschaftsgelände zurecht zu finden, auf das sich bereits mehrere Hundert Ausreisewillige geflüchtet haben.
Zur wahrhaft schicksalhaften Überraschung aber wird Bettinas Wiedersehen mit einer längst verflossen geglaubten Liebe: Georg Stein (Hans-Werner Meyer), der ehemalige Jurist aus Westberlin, der sie vor Jahren bei seinen unermüdlichen Besuchen im Osten der Stadt erfolglos zu überreden versuchte, zu ihm in den Westen zu fliehen, ist inzwischen im Diplomatischen Dienst und zur Zeit als Kulturattaché an der Seite von Botschafter Herrmann Huber in der Prager Botschaft beschäftigt. Alte Wunden reißen auf, während die beiden versuchen, in ihren neuen Rollen noch einmal eine Form des Miteinanders zu finden.
Darsteller:
Anneke Kim Sarnau («Dr. Psycho») ist Bettina
Christoph Bach («15 Minuten Wahrheit») ist Stefan
Hinnerk Schönemann («Dr. Psycho») ist Thomas
Valerie Koch («Die Anruferin») ist Karin
Heinrich Schmieder («Heiratsschwindlerin mit Liebeskummer») ist Ziesche
Hans-Werner Meyer («Die Cleveren») ist Georg Stein
Kritik:
Die «Prager Botschaft» kann bis auf ein paar Stellen nicht wirklich gefallen. Die historischen Ereignisse bilden nur den Hintergrund für eine banale und klischeehafte Handlung über eine Dreiecksbeziehung und einen Verräter – mehr ist aus dem Film nicht rauszuholen. Das Konfliktpotential, was bei einem solchen Stoff in Hülle und Fülle vorhanden ist, wurde zugunsten eines 08/15-Plots nicht genutzt. Man sieht immer wieder, wie Zelte aufgeschlagen werden und man hört in Dialogen, dass die Vorräte knapp werden.
Doch das hat man im Großen und Ganzen nach ein paar Minuten verstanden. Die Figuren können bis auf wenige Ausnahmen nicht überzeugen. Sie sind nichts Besonderes und berühren den Zuschauer emotional keineswegs. Einzig die Handlung um den STASI-Spitzel ist interessant und bietet einen unerwarteten Plot-Twist. Zwar finden Konfrontationen zwischen den Charakteren statt, doch diese fesseln nicht wirklich. Grund dafür sind die mangelhaften Dialoge und die insgesamt maßlos überforderten Schauspieler.
Während Christoph Bach seine Sache recht gut macht, hat Anneke Kim Sarnau anscheinend keinen blassen Schimmer davon, was sie mit ihrer Rolle anfangen soll. Sie spielt ihre Figur ohne jede Tiefe und sehr überzeichnet. In einem Moment bricht sie in Tränen aus, im nächsten verstrickt sie sich wieder in sinnlose Gespräche. Nichts davon nimmt man ihr ab, was natürlich auch an ihrem sehr überschaubaren Vorrat an Gesichtsausdrücken liegen kann.
Leider sind auch einige Handlungspassagen vollkommen unglaubwürdig und äußerst kitschig. Wenn Bettina auf die tschechischen Soldaten vor der Botschaft in hysterischem Geschrei einredet, dass deren Aufgabe sinnlos sei und Georg Stein – immerhin ein Diplomat, der es eigentlich besser wissen sollte (!) - ihr dabei noch zu Hilfe kommt und das ganze Geseier ins Tschechische übersetzt, woraufhin diese Soldaten dann ein Einsehen haben und zur Seite treten, dreht sich einem abgebrühten Kritiker der Magen um. Man kann ja zeigen, dass eine Wandlung stattfindet; aber doch bitte nicht in solch plumper Manier.
Insgesamt ist die «Prager Botschaft» daher sehr misslungen und darf getrost verpasst werden.
RTL zeigt den Spielfilm «Prager Borschaft» am Sonntag, 23. September 2007, um 20.15 Uhr.