Preisverleihungen sind in der Regel für Außenstehende nur langweilig und bedeutungslos. Meist feiert sich eine Branche hemmungslos selbst - koste es, was es wolle. Nicht selten kann es dabei richtig peinlich werden - wie im Falle der Verleihung des diesjährigen Deutschen Fernsehpreises.
Gekommen waren sämtliche Stars und Sternchen, die das deutsche Fernsehen in den letzten Monaten und Jahren hervorgebracht hatte - von hochrangigen Schauspielern über mittelmäßige Comedians bis hin zu schlechten Soap-Darstellern. Eine Mixtur, die sich ganz offenkundig nicht verträgt. Die Stimmung im Kölner Coloneum, dem Ort der fragwürdigen Veranstaltung, schien aus Sicht der Fernsehzuschauer jedenfalls nur selten wirklich gut gewesen zu sein.
Durch eine originelle und spritzige Moderation hätte Schlimmeres verhindert werden können, doch Marco Schreyl palaverte sich behäbiger durch den Abend als man es im Vorfeld befürchten konnte. Schon die Chance für einen guten Auftakt verpasste er: RTL-Sportexpertin Ulrike von der Groeben solle ihrem Nachrichten-Kollegen Peter Kloeppel doch mal bitteschön erklären, warum Borussia Mönchengladbach im nächsten Jahr in der ersten Liga spielen wird. Kaum Applaus. Auch nicht, nachdem Schreyl zum Klatschen aufforderte.
Wer dachte, dass es schlimmer nicht mehr kommen konnte, wurde eines Besseren belehrt. Johannes B. Kerner - kurz JBK - sei der "LNT" des ZDF, also der Late-Night-Talker vom Lerchenberg. Aha. Immerhin zeigte Oliver Pocher dem Moderator des Abends gleich zu Beginn, wie viel er von ihm hält: "Ich hätt' den Geissen hier lieber gesehen. Aber wir sind hier nicht bei einem Wunschsender", sagte er hämisch und klatschte Schreyl beim Verlassen der Bühne noch hinterher.
Über den Wert des Fernsehpreis kann angesichts sinnloser Kategorien wie der Wahl des "Besten TV-Coachs" nur gemutmaßt werden. Immerhin gab es jedoch auch einige verdiente Sieger: «Schlag den Raab» und «Stromberg» zum Beispiel, oder auch die fantastische ZDF-Krimiserie «KDD». Und dann wäre da noch Götz George, der den Ehrenpreis der Stifter aus den Händen von Regisseur und Produzent Nico Hofmann erhielt. In seiner Laudatio auf den großen Schauspieler sprach Hofmann über die grandiosen Leistungen Georges, dessen ungewöhnliche Arbeitsweise und das oft etwas gestörte Verhältnis zwischen dem Publikum und den wenigen wirklichen Stars unseres Landes. Sicherlich der Höhepunkt des Abends.
Doch ganz ohne Peinlichkeit durfte auch die Verleihung des Ehrenpreises nicht vonstatten gehen. Obwohl 1938 geboren, machte Hofmann seinen Freund Götz George bereits 70 Jahre alt. Wenige Minuten später war dann aber endlich alles vorbei. Was übrig bleibt, ist folgende Erkenntnis: Sollte das Fernsehen in vielen Jahren einmal zu Grabe getragen werden - die Beerdigung müsste genauso aussehen wie die diesjährige Verleihung des Fernsehpreises. Immerhin: Im kommenden Jahr kann es eigentlich nur besser werden.