Als das Ende der ARD-Talk-Show von Sabine Christiansen offiziell verkündet wurde, gab das Erste gleich deren Nachfolger bekannt: Mit Günther Jauch wollte man auch weiterhin eine starke Persönlichkeit auf dem Sendeplatz nach dem «Tatort» präsentieren. Zwar waren die Verträge noch längst nicht unterschrieben, aber immerhin ersparte man sich dadurch endlose Diskussionen über potentielle Kandidaten für den Polit-Thron.

Das sah man beim WDR genauso: Dort lief Plasbergs 90-minütige Talk-Show «Hart aber fair» zu diesem Zeitpunkt bereits jahrelang am Mittwochabend zur besten Sendezeit – mit großem Erfolg. Probleme machte allerdings der NDR, der bislang den Christiansen-Sendeplatz am Sonntagabend innehatte und diesen ungern an einen WDR-Talk abgeben wollte. Streitereien hinter den Kulissen standen auf der Tagesordnung.
Und noch immer war unklar, wer denn überhaupt im Herbst 2007 nach dem «Tatort» talken sollte. Die Wahl fiel schließlich auf Anne Will, nachdem klar war, dass der NDR auch weiterhin das Sagen haben würde. Bei der ARD werden solche Entscheidungen freilich nicht ohne Kompromisse geschlossen und so hat das Erste von heute an gleich zwei wöchentliche Polit-Talks: Einerseits «Anne Will», andererseits «Hart aber fair». Los geht es um 21:45 Uhr, mit nur noch 75 Minuten Sendezeit und dem endgültigen «Tagesthemen»-Chaos.
Die Nachrichtensendung beginnt fortan innerhalb einer Woche zu fünf unterschiedlichen Zeitpunkten. Doch was tut man nicht alles um des lieben Friedens Willen innerhalb der ARD? Auch «Hart aber fair»-Moderator Frank Plasberg ist wenig begeistert von seinem „Kampf-Sendeplatz“, wie er sagt. Das Problem: Bis Ende des Jahres läuft sein Polit-Talk fast immer gegen Fußballspiele. „Ich wollte den Sonntag, den «Tatort» mit acht Millionen Zuschauern vor mir - und keinen Fußball“, machte Plasberg in einem Interview mit der „Westfälischen Rundschau“ deutlich.
Angesprochen auf den Sendeplatz am Sonntagabend sagte er: „Ich wollte in den Salon, um dort mal ein bisschen durchzulüften. Aber es ist anders gekommen, und Anne Will macht das auch wunderbar. Jetzt haben wir den Mittwoch als Kompromiss, und ich habe den auch angenommen. Jetzt wollen wir mal sehen, wie es läuft. Aber den Stolz auf unsere Sendung kann uns keiner nehmen.“ Und das ist auch gut so: «Hart aber fair» ist zweifelsohne der beste Polit-Talk der Republik, was wohl auch an Plasbergs „bergischer Art“ liegt, die der Moderator selbst als „etwas derber, etwas rustikaler“ bezeichnet.

Wie viele Zuschauer wirklich abschalten und ob Plasberg zugleich auch neue Fans hinzugewinnen kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Ein harter und schwerer Weg liegt vor dem Moderator. Quotenmeter.de wird am Donnerstag über die Quoten der Premiere berichten.