RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt hat sich erneut gegen die digitalen Info-Programme von ARD und ZDF gewandt. Durch solche Spartenkanäle gebe es keinen zusätzlichen gesellschaftlichen Mehrwert, sagte Schäferkordt in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus".
"Sie dringen in einen funktionierenden Markt ein. Es gibt bereits private Nachrichtensender", so Schäferkordt. Der Nachrichtenkanal n-tv, der zur deutschen RTL-Gruppe gehört, stehe kurz davor, schwarze Zahlen zu schreiben. Er habe sich aber schon in der Vergangenheit gegen ein so umfangreiches öffentlich-rechtliches System behaupten müssen, wie es das in keinem anderen Land der Welt gebe. "Wichtig ist, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihre Expansion sofort stoppen, bis die Politik den Funktionsauftrag klar definiert hat", forderte Schäferkordt gegenüber "Focus".
Wie das aussehen könnte, machte sie ebenfalls deutlich: "Wir brauchen einen Public-Value-Test, ein geregeltes Verfahren, nach dem ARD und ZDF für jedes neue Angebot belegen müssen, welchen gesellschaftlichen Mehrwert es bringt."
Auch die Mediathek des ZDF, in der der Sender einen Großteil seines Programms gratis im Internet bereitstellt, lehnte die RTL-Chefin ab. Es entstehe gerade ein Markt für Abruffilme. "Wieso muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Sendungen im Internet selbst verbreiten? Das könnte doch auch ein kommerzieller Anbieter machen, ohne dass die Gebührenzahler belastet werden", so Schäferkordt.
Bei der Vergabe der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga werde RTL ein Angebot abgeben, kündigt Schäferkordt in "Focus" an: "Aber ob wir damit konkurrenzfähig gegen ARD oder ZDF sind, müssen wir sehen. Beim Erwerb der Fußball-EM-Rechte war es den öffentlich-rechtlichen Kollegen viele Millionen Euro wert, uns als Juniorpartner nicht dabeizuhaben."