Wer das Wort „telebasura“ in eine Suchmaschine eingibt, erhält derzeit rund 700.000 Treffer. „Telebasura“ ist spanisch und bedeutet so viel wie „Telemüll“. Genau dieses Wort sorgt derzeit in dem Land für Schlagzeilen. Nach Ansicht vieler Experten beinhaltet das Programm spanischer Fernsehsender zu viel „Müll“.
Doch natürlich wird nicht ohne Grund über dieses Thema diskutiert. Den Auslöser dafür lieferte eine beliebte spanische Talkshow, in die eine junge Russin eingeladen wurde. Eine „Überraschung“ wurde versprochen, berichtete der „Tagesspiegel“ zu Wochenbeginn – also glaubte die Frau womöglich an ein Wiedersehen mit einer Person aus ihrer Heimat. Doch es kam nicht wie erhofft: In der Show traf die 30-Jährige ausgerechnet ihren Ex-Freund wieder. Von ihm hatte sie sich sechs Wochen zuvor getrennt, weil er sie offensichtlich misshandelt hatte.
Unter Tränen gestand der Mann seine Liebe, während der Sender die Frage „Wird sie ihm eine zweite Chance geben?“ einblendete. Romantisch, möchte man meinen – nicht zuletzt auch deshalb, weil der Ex-Freund den Fernsehauftritt selbst eingefädelt hatte. Als die Frau den Spanier zurückwies und sich auch nach diversen Nachfragen der Moderatorin nicht wieder auf den Mann einlassen wollte, schien das Thema abgehakt zu sein.
Doch wenige Tage nach der Ausstrahlung sorgte das Paar für dramatische Schlagzeilen in den spanischen Medien: Im Eingang ihres Hauses wurde die 30-Jährige mit durchgeschnittener Kehle entdeckt. Als mutmaßlicher Täter festgenommen: Ihr Ex-Freund. Seitdem wird in Spanien mit Nachdruck über den sogenannten „Telemüll“ diskutiert, selbst die Regierung schaltete sich ein und arrangierte ein Treffen mit Verantwortlichen der Fernsehsender, heißt es in dem „Tagesspiegel“-Bericht weiter.
Eine Sendung, in der einem Gewalttäter die Chance gegeben wird, sein Opfer erneut zu erniedrigen, habe „weder Ethik noch Moral“, kritisiert die verantwortliche Sonderstaatsanwältin, die allerdings auch deutlich macht, dass dem Sender keine Schuld an dem Mord treffe. Ein Gerichtsmediziner sieht das völlig anders: „Wenn ein Gewalttäter wie in diesem Fall vor einem Millionenpublikum einen Korb erhält, empfindet er das als öffentliche Demütigung. Das kann das Risiko einer Aggression erheblich steigern“, wird er von der Zeitung zitiert.
Was die Sache besonders dramatisch macht: Der mutmaßliche Mörder der jungen Russin, die einen kleinen Sohn aus einer vorherigen Beziehung hinterlässt, wurde nach zwei Anzeigen von der Frau zu elf Monaten Haft verurteilt und befand sich nur deshalb auf freiem Fuß, weil das Urteil zu diesem Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig war. Doch was so fern klingt, war auch in Deutschland schon vor einigen Jahren in ähnlicher Weise geschehen: Vor einem Jahr hatte die Polizei eine verwesende Frauenleiche in ihrer Krefelder Wohnung neben ihrem stark ausgetrockneten siebenmonatigen Baby aufgefunden wurde.
Der Ehemann gestand der Polizei, die Frau erwürgt und den Säugling sich selbst überlassen zu haben, nachdem sie am Rosenmontag mit einem Bekannten feiern gehen wollte. Vorangegangen waren mehrfache Eifersuchtstreitigkeiten: Die Frau hatte ihrem Mann zuvor in der «Oliver Geissen Show» einen Seitensprung gestanden und erklärte, die Tochter könnte nicht von ihm sein. Ein Gentest bestätigte jedoch die Vaterschaft.
Und erst vor wenigen Tagen sorgte die RTL-Show erneut für Schlagzeilen: Bei der Aufzeichnung einer Ausgabe zum Thema „Tränen der Verzweiflung - warum tust du mir so weh?“ war ein junges Paar zu Gast. Gegen den Mann lief ein Ermittlungsverfahren, weil er seine Freundin zu Hause bedroht, eingesperrt und geschlagen hatte.
Der 25-Jährige überreichte seiner angeblichen Liebe eine Rose, verbunden mit Liebesbeteuerungen und dem Hinweis, er mache jetzt ein Anti-Gewalt-Training. Seine Freundin nahm die Rose zwar an, sah aber dennoch keine gemeinsame Zukunft mehr. Die Folge: Nur 48 Stunden nach der Aufzeichnung passte er seine Freundin ab und schlug ihr ins Gesicht. Es folgte ein Anruf, in dem er ihr mit Mord drohte. Er habe nun die Waffen und freue sich darauf. Immerhin: So weit musste es nicht kommen – der Mann wurde festgenommen.