Die RTL-Kuppel-Show «Bauer sucht Frau» sorgt seit Wochen nicht nur für tolle Einschaltquoten mit zuletzt mehr als acht Millionen Zuschauern, sondern auch für Schlagzeilen. Besonders für die „Bild“-Zeitung ist die Doku-Soap ein gefundenes Fressen. Unter der Überschrift „So viel Mist steckt in «Bauer sucht Frau»“ wollte das Blatt am Wochenende „die Wahrheit“ über die erfolgreiche Sendung ans Tageslicht bringen.
So hieß es beispielsweise, die Kandidatinnen dürften den Hof des Bauern nicht verlassen und müssten – vertraglich festgeschrieben – mindestens drei Tage dort verbringen. Dass das stimmt, darf allerdings stark bezweifelt werden. Die verantwortliche Produktionsfirma nennt etwa Kandidatin Beate als Beispiel, die schon nach weniger als drei Tagen den Hof wieder verlassen habe - auch wenn sie inzwischen wieder mit Bauer Bernhard zusammenlebt. Ein vorzeitiges Ausscheiden sei darüber hinaus „mit keinerlei Sanktionen oder Strafen“, rechtfertigt sich die Produktionsfirma gegenüber „bildblog.de“.
Als „falsch“ gab die Firma darüber hinaus an, die Kandidatinnen würden nur deshalb mitmachen, weil sie pro Drehtag 150 Euro bekämen. Laut MME kann das Geld allerdings keine Motivation für die Teilnahme gewesen sein, weil die Kandidatinnen erst nach ihrer Bewerbung über die Aufwandsentschädigung informiert wurden, heißt es bei „bildblog.de“ weiter. Auch dass sich Kandidatin Bianca für Bauer Andi beworben habe und dann Bauer Markus zugeordnet wurde, den sie laut „Bild“ gar nicht mochte, sei falsch, so MME. „Das stimmt nicht, was in ‚Bild’ steht. Ich habe mich für Bauer Markus und nie für Bauer Andi beworben“, wird die 28-Jährige zitiert.
Die vielen Vorwürfe werden auch von RTL zurückgewiesen. „«Bauer sucht Frau» ist echt“, sagte Sendersprecherin Anke Eickmeyer gegenüber Quotenmeter.de. „Einige Bauern haben über die Sendung ihr Glück längst gefunden, sind mit der neuen Liebe zusammengezogen oder haben sogar geheiratet. Andere sind alleine geblieben.“ Dabei handele es sich um echte Gefühle, die man nicht stellen oder faken könne.
Den Wirbel um die Verträge versteht man in Köln indes nicht: „Wie bei jeder TV-Sendung, gibt es natürlich auch bei «Bauer sucht Frau» so genannte Produktionsverträge“, stellte Eickmeyer im Gespräch mit Quotenmeter.de klar. „Die legen zum beispielsweise fest, dass Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung bekommen, weil sie während der Drehs nicht arbeiten können.“ Ein ganz normaler Vorgang eben, der in der „Bild“-Redaktion offenbar noch unbekannt zu sein scheint.
Eickmeyer weiter: „In den Produktionsverträgen mit den Bauern gibt es zudem einen Paragraphen, der Schleichwerbung explizit verbietet.“ Das ist vor allem deshalb interessant, weil Bauer Bernhard angeblich von Landmaschinen-Herstellern Rabatte beim Kauf von Treckern und Maschinen bekommen haben soll, wenn er sie werbewirksam ins Bild rücke. „Sollte Bauer Bernhard gegen das Schleichwerbeverbot verstoßen haben, werden wir dem nachgehen“, so die RTL-Sprecherin weiter.
Insgesamt betrachtet also viel Lärm um nichts. Viel interessanter als „die Wahrheit über «Bauer sucht Frau»“ wäre wohl „die Wahrheit über die ‚Bild’-Berichterstattung“.