Nur noch wenige Stunden bis 2008. Zeit den Jahresrückblick mit Thomas Kausch abzuschließen. Im letzten Teil sprach der ehemalige Sat.1-Anchor über seinen ganz persönlichen Sommer, die Live Earth-Konzerte, den Bahn-Streik und vieles mehr.
Ihr Sommer, Herr Kausch, war ebenfalls sehr interessant. Sie wurden von Sat.1 entlassen. Einige Wochen später haben Sie in der FAZ schon darüber gesprochen - vielleicht jetzt noch einmal mit mehr Abstand. Wie überrascht waren Sie?
Ich war sehr überrascht. Allerdings hatte das auch sein Gutes: Am Ende des Jahres bin ich sicherlich einer der zufriedensten und glücklichsten Journalisten. Ich bin als Sat.1-Moderator in den Urlaub gefahren und als arte-Moderator zurückgekommen. Und zudem moderiere ich ein neues Geschichtsmagazin in der ARD («Geheimnis Geschichte»).
Was bislang fehlt ist die Begründung für Ihre Entlassung? Man macht das ja nicht einfach zum Spaß.
Ich habe zu diesem Thema alles gesagt und möchte das nicht noch einmal aufwärmen.
Katja Losch wurde Ihre Nachfolgerin - wie schlägt sie sich Ihrer Meinung nach?
Bestimmt sehr gut. Ich schaue keine Sat.1-Nachrichten mehr.
Im Juli gab es weltweit Live Earth-Konzerte, initiiert von Al Gore. Haben Sie die verfolgt?
Ich habe die Konzerte nicht gesehen - das Engagement von Al Gore ist natürlich vorbildlich und vor allem nützlich. Es ist immer gut, wenn man jemanden hat, der prominent ist und diese Prominenz dazu einsetzt, zu helfen. Man könnte sich natürlich fragen, warum er nicht schon mehr gemacht hat, als die Möglichkeit dazu hatte. Immerhin war Al Gore jahrelang Vizepräsident der USA.
Im Sommer fand zudem die Tour de France - eine wahre Doping-Tour - statt. Das ging soweit, dass ARD und ZDF aus der Berichterstattung ausstiegen und Sat.1 einstieg. Waren diese Schritte richtig und wo geht es hin mit dem Radsport?
Ich fand es richtig, dass ARD und ZDF ausgestiegen sind und falsch, dass Sat.1 eingestiegen ist. Der Radsport allgemein muss ganz von vorne anfangen. Nachdem sich die Telekom auch aus dem Sport zurückgezogen hat, dürfte es aber schwierig werden.
Wenn wir derzeit an Tankstellen vorbeifahren, dann kann es einem schon kalt den Rücken runterlaufen - die Preise werden immer höher. Wann werden es Mensch und Industrie zulassen, dass wir uns von dieser Energiequelle unabhängiger machen?
Die große Aufmerksamkeit, die wir dem Thema Klima in diesen Monaten schenken, wird sicherlich dazu führen, dass wir uns irgendwann auch mehrheitlich anderer Energiequellen bedienen. Der Druck auf die Industrie ist in jedem Fall vorhanden. Und Die Konzerne wissen, dass man damit inzwischen viel Geld verdienen kann.
Einen politischen Paukenschlag gab es dann vor wenigen Wochen: Franz Müntefering trat zurück, um mehr Zeit für seine kranke Frau zu haben. Wie beurteilen Sie die Arbeit der Regierung in 2007 allgemein?
Es war der eindeutige Wunsch der Wähler, dass es weniger um parteipolitischen Hick-Hack gehen soll, sondern, dass die Dinge angepackt werden müssen. Für die Parteien selbst, die sonst Gegner sind, ist dagegen schwer, in einer Großen Koalition zusammenzuarbeiten. So gesehen hätten die Ergebnisse auch schlechter sein können.
Thema Bahnstreik. 30 Prozent mehr Lohn wurde gefordert von der Gewerkschaft. Umfragen zufolge stand die Mehrheit der Deutschen hinter den Bahnangestellten - auf welcher Seite waren Sie?
Man muss sich jetzt hier nicht auf die eine oder andere Seite stellen. Ich wollte jedenfalls neulich mit dem Zug von Hamburg nach Berlin - wir sind dann wegen des Streiks aber nach Hannover umgeleitet worden. Der Zug war sehr voll und dennoch herrschte in den Abteilen eine regelrechte Abenteuerstimmung. Sauer war eigentlich keiner.
Kehren wir noch einmal zurück zum Thema Medien: Der Kinofilm des Jahres war sicherlich der «Simpsons»-Film. Mich würde interessieren: Ist Thomas Kausch ein Fan der gelben Familie?
Nein, ich schaue mir die «Simpsons» nicht an und habe demnach auch den Film nicht gesehen. Irgendwie habe ich bei der Serie vor gefühlten 20 Jahren den Einstieg verpasst.
Letzte Frage - ganz aktuell: Claus Kleber sollte ‘Spiegel’-Chefredakteur werden - hat dieses tolle Angebot aber abgelehnt. Sein Medium sei das Fernsehen. Verstehen Sie seine Entscheidung?
Das fragen Sie einen Fernsehjournalisten?
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch und ein gesundes und frohes Jahr 2008.