Die Kritiker

«Shark»

von
Story
Sebastian Stark ist die unangefochtene Nummer Eins unter den Staranwälten von Los Angeles: Er ist ein brillanter Jurist, ehrgeizig und siegesbesessen, einfallsreich in der Wahl seiner Methoden und wenn es sein muss, auch skrupellos. Letzteres hat ihm den Spitznamen "Shark" eingebracht. Der Staatsanwaltschaft und dem L.A. Police Department macht Stark das Leben seit langem schwer, weil er seine reichen und berühmten Klienten vor der zumeist verdienten Strafe bewahrt. So auch im Fall von Gordie Brock, der des versuchten Mordes an seiner jungen Frau Deena angeklagt wird. Brock hatte sie im Drogenrausch brutal zusammengeschlagen, in letzter Sekunde aber doch noch den rettenden Krankenwagen gerufen. Stark erwirkt den Freispruch für Gordie Brock. Wenige Tage später kommt es zur Katastrophe: Brock erschlägt Deena in einem erneuten Tobsuchtsanfall. Stark fühlt sich schuldig an Deenas Tod und sagt kurzerhand alle seine laufenden Verteidigungsfälle ab.

Bürgermeister Delgado holt Stark schließlich zurück ins Geschehen: Die Staatsanwaltschaft von L.A. möchte eine neue Spezialeinheit aufbauen, die die Fälle der Reichen und Schönen zur Anklage - und vor allem zum Schuldspruch bringen soll. Dem Bürgermeister ist klar, dass er für diese Herausforderung einen Spitzenmann braucht, der die Tricks und Finten der Staranwälte selbst bestens beherrscht - und bietet Stark einen Seitenwechsel an. Stark, der nach Deena Brocks Ermordung künftig auf der "richtigen" Seite stehen will, schlägt ein. Oberstaatsanwältin Jessica Devlin stellt Shark ein Team von jungen Staatsanwälten zur Seite und überträgt der frischgebackenen Spezialeinheit gleich einen besonders kniffligen Promifall: Das aufstrebende Countrysternchen Jenny Dennison wird beschuldigt, den Kameramann Terrence Rourke erstochen zu haben. Nach Jennys Version war es Notwehr, denn Terrence habe versucht, sie zu vergewaltigen. Zwar sprechen die Indizien für Jennys Geschichte, doch Stark vertraut seinem Instinkt und den Worten von Terrys Mutter Elizabeth, die nicht glauben kann, dass ihr Sohn ein Vergewaltiger war. Stark verspricht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Der Haken ist: Jenny Dennison wird von der Staranwältin Anita Astin vertreten. Anita ist eine ebenbürtige Gegnerin, die leider auch noch eine offene private Rechnung mit Stark zu begleichen hat...

Darsteller
James Woods («Casino», «Any Given Sunday») ist Sebastian Stark
Jeri Ryan («Star Trek: Voyager», «Boston Public») ist Jessica Devlin
Danielle Panabaker («Mr. Brooks», «Empire Falls») ist Julie Stark
Sophina Brown («Chappelle's Show», «Because I said so») ist Raina Troy
Sarah Carter («Smallville», «Numb3rs») ist Madeline Poe
Henry Simmons («NYPD Blue», «Pepper Dennis») ist Isaac Wright
Samuel Page («Point Pleasant») ist Casey Woodland

Kritik
Was passiert, wenn man den Hauptprotagonisten der Serie «House» in einen Gerichtssaal versetzt? Das Ergebnis kann der Zuschauer zukünftig immer montags auf VOX erleben, denn hier strahlt der Sender die erste Staffel des amerikanischen Justizdramas «Shark» mit Charakterdarsteller James Woods in der Hauptrolle aus. Und dieses Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen.

Schon in der von Starregisseur Spike Lee («Malcolm X», «Inside Man») inszenierten Pilotepisode wird deutlich, wie grandios die Hauptfigur besetzt wurde. Das ganze Spiel der Serie steht und fällt mit der Darstellung von Woods. Er gibt der selbstherrlichen, sarkastischen aber überaus genialen Figur des Sebastian Stark eine unglaubliche Tiefe und Reife, die den Zuschauer nur fragen lässt, warum die TV-Macher ihn so lange für ein Projekt aufgespart haben. Auch die eleganten Bilder sind hübsch anzusehen und werden von schnellen Schnitten und ansprechender Musik umschlossen.

Doch wie funktioniert die Serie an sich? Ausgelöst durch einen brisanten Mordfall verfällt die Figur des Sebastian Stark erstmals in Selbstzweifel, die ihn auch letztendlich dazu bringen, die Seiten vor Gericht zu wechseln. Die vorher ärgsten Widersacher im Zeichen der Staatsanwaltschaft müssen nun den „Neuen“ in ihrer Mitte akzeptieren, womit vor allem die attraktive Chefin Jessica Devlin so ihre Probleme hat. Devlin wird dargestellt von der Schauspielerin Jeri Ryan, welche schon zuvor juristische Erfahrungen in der ABC-Serie «Boston Legal» machen konnte. Es sind dann auch die vor Spannungen strotzenden Wortgefechte zwischen ihr und Stark, die den Zuschauer besonders reizen – Ähnlichkeiten zum Gespann Dr. House und Dr. Cuddy werden zwar deutlich, stehen diesem aber in Nichts nach.

Und auch in der Zusammensetzung des Teams von Anwälten, das Stark für seine Arbeit beiseite steht, gibt es zum FOX-Arzt Parallelen. Es besteht aus jungen Anwälten, die noch zu grün hinter den Ohren sind und sich erstmal ihre Sporen verdienen müssen. Stark nutzt diese Möglichkeit der Manipulation und Macht sorglos aus, was wiederum für so manchen Lacher sorgt. Dessen ungeachtet behält Stark die Zügel fest in der Hand und weiß schnell, wie und wo er jeden seiner Schützlinge einzusetzen hat.

In der Nebenhandlung offenbart der Protagonist seine gefühlvolle aber auch zerbrechliche Seite. Hier muss Stark nämlich erst noch das Herz seiner 16-jährigen Tochter Julie zurückerobern, das der Workaholic und Herzensbrecher in letzter Zeit eher auf der Standspur liegen ließ.

Bleibt noch der Blick auf das Drehbuch. Neben den schon oben erwähnten Highlights aus anregenden Wortgefechten, bietet die Serie ein solides Scriptwriting – auch wenn das Justizgenre größtenteils schon seit Jahren in ausgetretenen Pfaden umherwandert. Autor Ian Biedermann («Chicago Hope», «Law & Order: SVU») versteht es aber, die Fälle aus der High Society von Los Angeles mit originellen, provokanten und packenden Momenten zu versehen. Den Rest besorgt immer noch James Woods, wenn er seine Gegner vor Gericht an die Wand spielt und/oder in der Luft zerreißt. Spätestens dann wurde jedes noch so kleine Loch in der Story elegant umspielt.

«Shark» ist all jenen zu empfehlen, die schon an «House» und «Boston Legal» großen Gefallen gefunden haben. Alle anderen sollten zumindest einmal reinschalten, um sich ein eigenes Bild zu machen. Es wird auf keinen Fall langweilig.

VOX zeigt «Shark» ab dem 14. Januar 2008 immer montags um 21.05 Uhr.

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