Story
Das «Starke Team» hat in dieser Folge mit einem brennenden, immer stärker um sich greifenden Phänomen zu tun: großstädtischer Einsamkeit in den verschiedensten Erscheinungsformen.
Otto und Verena werden zu einem toten Obdachlosen gerufen, der einen halben Tag lang in einem Tunnel lag, ohne dass einer der zahlreichen Passanten seinen Tod bemerkt hätte. Während sich herausstellt, dass der Mann entgegen dem ersten Anschein eines natürlichen Todes gestorben ist, steht das nächste Mordopfer in Zusammenhang mit einer reizvollen Form großstädtischen Single-Daseins, einer Speed-Dating-Veranstaltung.
Die bildhübsche Psychologie-Studentin Lisa Dorn (23) ist erschlagen worden. Sie besuchte regelmäßig solche Treffen, in der sieben Männer und sieben Frauen jeweils sieben Minuten Zeit haben, um ihren Herzenspartner zu finden.
Verena, Otto und Kollege Ben Kolberg erkunden das Leben der jungen Frau, die sehr viele Affären hatte, weil sie meinte, nur so den Richtigen finden zu können. Ihre spießigen Eltern hielten sie allerdings für eine strebsame und keusche Doktorandin.
Ein Verdacht fällt auf den ehemaligen Strafgefangenen Klaus Wagner (56). Lisa Dorn kümmerte sich ehrenamtlich um den vereinsamten Mann, dessen einziger Lebensinhalt die wöchentlichen Begegnungen mit ihr waren. Marco Eppler (25), ein Ingenineur- Student aus der Provinz, der in Berlin nie Fuß fassen konnte, hatte Lisa regelrecht verfolgt und ihr aufgelauert.
Darsteller
Maja Maranow («Zeit zum Leben») ist Verena
Florian Martens («Küss mich, Genosse») ist Otto
Kai Lentrodt («Keinohrhasen») ist Ben Kolberg
Arnfried Lerche («Scheidung auf Rädern») ist Reddemann
Jaecki Schwarz («Das Traumschiff») ist Sputnik
Walter Kreye («Der Dicke») ist Klaus Wagner
Pierre Besson («Pommery und Leichenschmaus») ist Christian Buchholz
Susanna Simon («Max Minsky und ich») ist Doris Buchholz
Teresa Weißbach («Sommerwald») ist Lisa Dorn
Enno Hesse («Der Untergang») ist Marco Eppler
Kritik
Die neue Folge von «Ein starkes Team» überzeugt primär durch ihren komplexen Handlungsverlauf. Dies wird schon in den ersten elf Minuten deutlich, wenn der Zuschauer durch einen Plot-Twist nach dem anderen aus dem Konzept gebracht wird und gezwungen ist, die Eröffnung aus immer wieder neuen Blickwinkeln zu betrachten und zu durchdenken. Leider verläuft der interessante Sub-Plot mit dem toten Obdachlosen nach dem ersten Akt im Sande, hätte aus diesem Element doch ein interessanter Nebenhandlungsstrang werden können, wenn man hier noch mehr in die Tiefe vorgedrungen wäre.
Ein uraltes Gesetz des Films besagt, dass man in eine Szene so spät wie möglich einsteigen und sie so früh wie möglich wieder verlassen soll, um die Handlung so dramatisch wie möglich zu gestalten. Diese praktische und einleuchtende Regel wurde in „Hungrige Seelen“ aber leider immer wieder verletzt. Es macht den Eindruck, als hätte man krampfhaft versucht, die Folge auf eineinhalb Stunden Länge zu bringen und man wollte dies anscheinend dadurch bewerkstelligen, dass man die Szenen unnötig verlängert hat, anstatt bestehende Plots zu vertiefen oder einen neuen Handlungsstrang zu beginnen. Dieses Problem tritt nicht oft auf; dennoch führt es dazu, dass der Zuschauer stellenweise aus der Geschichte herausfällt.
Die Charaktere sind gut entwickelt. Die Figur der Lisa Dorn macht viel her und ist sehr facettenreich. Je nachdem wie die anderen Protagonisten zu ihr stehen, schätzen sie sie grundverschieden ein, wodurch „Hungrige Seelen“ eine interessante Aussage über den Menschen und das Zusammenleben in einer Gesellschaft macht.
Die Dialoge sind im Großen und Ganzen in Ordnung, wenn auch immer wieder Ausreißer ins Negative auftreten („Du willst fliehen. Aber du kannst nicht vor dir selber fliehen.“). Dieses aussagenlose Geseier trägt nicht zur Handlung bei, noch fördert es das Verständnis für die psychische Disposition, in der sich die Charaktere befinden. Schrecklich klischeehaft sind sie allemal und trüben das Gesamtbild eines insgesamt gut konstruierten Krimis.
Das ZDF zeigt «Ein starkes Team: Hungrige Seelen» am Samstag, den 19. Januar 2008, als Deutschland-Premiere.