Die Experten

21. Januar 2008

von
Warum läuft Steven Spielbergs Meisterwerk «Schindlers Liste» im Privatfernsehen immer werbefrei? Markus Ruoff lässt Sie nicht im Dunkeln.

Kekoura: Es wurde vor einiger Zeit spekuliert, dass Adam Brody als Seth Cohen ein Spin-Off von «O.C., California» macht. Gibt da es schon Neuigkeiten?

Markus Ruoff: Ich denke, Sie beziehen sich da auf eine Aussage von Adam Brody, die er im April 2007 gegenüber dem Onlinedienst Contactmusic.com getätigt hat. Brody soll gesagt haben: „I’m still waiting for the spin-off. He [Seth] needs one.” Ich schätze allerdings, dass Brody diese Aussage nur scherzhaft gemeint hat. Es dürfte seitens eines amerikanischen Senders kein Interesse an solch einem Projekt bestehen. Die letzte Staffel von «O.C., California» holte schließlich nur katastrophale Einschaltquoten. Zudem ist Josh Schwart, Produzent und Erfinder von «O.C., California», derzeit mit seinen neuen Serien «Chuck» und «Gossip Girl» beschäftigt. Also rechne ich damit, dass ein Spin-Off mit Seth Cohen als Hauptcharakter nicht passieren wird, wenngleich es gewiss eine interessante Idee wäre.

Marco: Gibt es schon einen Termin für die Ausstrahlung der fünften Staffel von «Nip/Tuck» im Free-TV? Und ist eine sechste Staffel geplant?

2010 – wenn es gut läuft. Ernsthaft: Ab nächsten Montag zeigt Sat.1 immer irgendwann zwischen 23.00 Uhr und 00.00 Uhr (die Startzeit variiert tatsächlich zwischen 22.55 Uhr und 23.50 Uhr!) die dritte Staffel von «Nip/Tuck». Wenn die Einschaltquoten „stimmen“, gibt es vielleicht Nachschlag. Ich würde allerdings nicht darauf wetten wollen. Eine sechste Staffel wurde bislang zwar nicht bestätigt, aber gilt als wahrscheinlich. Im Herbst 2008 sollen auf FX zunächst die noch nicht produzierten acht Folgen der fünften Staffel ausgestrahlt werden. Damit umfasst diese Staffel erstmals 22 Folgen statt den üblichen 13 bis 16.

Adrian: Wann zeigt RTL II die Neuauflage von «Bionic Woman»?

Markus Ruoff: Momentan ist «Bionic Woman» ab August dieses Jahres am Mittwoch in der Primetime eingeplant.

Susanne: Ich sehe mir gerne Preisverleihungen im TV an, deshalb folgende Frage: Werden die SAG Awards, BAFTA Awards und die Brit Awards dieses Jahr auch im deutschen TV zu sehen sein?

Markus Ruoff: Britische Preisverleihungen wird man wohl nie im deutschen Fernsehen zu Gesicht bekommen. Das Interesse daran dürfte meiner Meinung nach zu gering sein. Die BAFTA und Brit Awards sind demnach bei keinem deutschen Fernsehsender im Programm vorgesehen. Daher muss ich in diesem Fall Ihre Frage leider verneinen. Ein britischer Sender würde ja auch nicht auf die Idee kommen, den „Echo“ oder „Deutschen Fernsehpreis“ zu übertragen. Die SAG Awards sind jedoch in diesem Jahr in Deutschland zu sehen. kabel eins zeigt am 16. Februar 2008 (Nacht von Samstag auf Sonntag) ab 03.45 Uhr eine Aufzeichnung der Verleihung. Zur Erinnerung: Am 27. Januar 2008 werden die „Screen Actors Guild Awards“ in Los Angeles verliehen.

Roman: Ich habe mich richtig gefreut, als ich erfahren hatte, das es eine dritte Staffel von «Ich bin ein Star - Holt mich hier Raus!» geben wird. Aber kommt auch eine vierte?

Markus Ruoff: Offiziell hat RTL noch nicht über eine Fortsetzung von «Ich bin ein Star - Holt mich hier Raus!» entschieden. Jetzt kommt jedoch das große Aber: Glaubt tatsächlich jemand, dass RTL bei den Quoten keine vierte Staffel produzieren lässt? Das wäre schlichtweg „unverantwortlich“ bei den Zuschauerzahlen. Nun ja, das hätte ich auch vor vier Jahren gesagt. Außerdem will der Gros der Zuschauer doch auch weiterhin die „Prominenten“ leiden sehen. Das muss man leider so akzeptieren, selbst wenn man kein „Fan“ der Sendung ist. Ich hoffe nur, dass ProSieben jetzt nicht über eine Neuauflage von «Die Alm» oder «Die Burg» nachdenkt.

Sebastian: Diese Frage stelle ich mir schon länger und hoffe von Ihnen eine Antwort zu erhalten: Wie kann es sein, dass Steven Spielbergs Meisterwerk «Schindlers Liste» (Laufzeit ca. drei Stunden), immer wenn er bei den Privaten ausgestrahlt wird, ohne Werbung und mit komplettem Abspann gesendet wird, während andere Filme mit Werbung und ohne Abspann gezeigt wird?

Markus Ruoff: Dies ist wirklich eine sehr gute Frage. «Schindlers Liste» ist in der Tat eine Ausnahme im Privatfernsehen. Der Film lief bisher bei allen Ausstrahlungen bei ProSieben, RTL II und VOX ohne (!) Werbeunterbrechung und mit vollständigem (!) Abspann. Warum ist das so? Der amerikanische Lizenzgeber Universal Pictures hat in seinen Lizenzbedingungen festgelegt, dass «Schindlers Liste» maximal mit einer Werbeunterbrechung laufen darf. Zusätzlich listet ein ausführlicher Katalog alle Arten von Produkten auf, die in der Werbeinsel nicht beworben werden dürfen, beispielsweise keine Damenbinden oder Tampons und vieles andere. Bei der Erstausstrahlung im Jahre 1997 von ProSieben stieß dennoch die geplante Werbeunterbrechung beim Zentralrat der Juden auf heftige Kritik. Daraufhin gab ProSieben bekannt, dass man „im Einvernehmen mit den Werbekunden aus Pietätsgründen auf Werbespots verzichtet“. Seither wird «Schindlers Liste» auf deutschsprachigen Sendern stets (weitgehend oder ganz) werbefrei ausgestrahlt, weil aufgrund der zu erwartenden negativen Medien- und Zuschauerreaktion mit einem Werbefenster kein Geschäft zu machen wäre. Darüber hinaus sind die Sender verpflichtet, den kompletten Abspann abzuspielen. Übrigens ist Steven Spielberg selbst Jude und wird mit Sicherheit an dieser Bedingung nicht ganz unbeteiligt sein.

Erik: Welche Quoten erzielen die unerträglichen Call-In-Quiz-Sendungen, wie sie jeden Tag beziehungsweise Nacht auf DSF, 9Live und Co. zu sehen sind? Wäre es nicht für einen TV-Sender finanziell lukrativer normales Programm mit entsprechenden Werbepausen zu senden? Oder rufen dort wirklich so viele Leute an?

Markus Ruoff: Call-In-Sendungen finanzieren sich ausschließlich über die Anrufe. Besonders die großen Privatsender ProSieben und Sat.1 machen aus Quotensicht deutliche Verluste. Daher hat Sat.1 am letzten Freitag auch einen Schlussstrich gezogen. Dies sollte man dem zuletzt stark kritisierten Berlinern sehr zu gute halten. Dass ProSieben und kabel eins nachziehen, dürfte deshalb nur eine Frage der Zeit sein. Selbst 9Live hat sich ein wenig von seiner Call-In-Schiene getrennt und sendet mittlerweile viele Sendungen der ProSiebenSat.1-Sender wie das «Quiz Taxi» und «Verliebt in Berlin». Dennoch werden Sender wie 9Live und DSF den Gros ihrer Einnahmen auch weiterhin aus ihren Call-In-Sendungen beziehen. Eine Abkehr zu einem „normalen Programm“ ist daher mittelfristig eher nicht zu erwarten.

Dako: Ich finde diese ganze Quotenberechnung immer sehr interessant. Jetzt habe ich bei Ihnen gelesen dass diese nur in 5640 Haushalten gemessen wird. Wie ist es da möglich genaue Quoten zu ermitteln, wenn zum Beispiel 3000 von diesen Haushalten, den gleichen Geschmack haben? Das heißt dann doch noch lange nicht, dass die restliche Nation den gleichen Geschmack hat, oder?

Markus Ruoff: Es ist aber ziemlich repräsentativ. Diese 5.640 Haushalte bilden die Fernsehnutzung von 73,53 Millionen Personen ab drei Jahren beziehungsweise 35,02 Millionen Haushalten ab. Ein Haushalt im Panel steht somit stellvertretend für durchschnittlich rund 6.000 Haushalte in Deutschland. Man sieht bei den Hochrechnungen der Bundestagswahlen, dass die Ergebnisse oftmals sehr mit den Endergebnissen übereinstimmen. Nicht anders ist es bei der Quotenmessung. Darüber kann jeder eine eigenständige Meinung vertreten, aber an den Fakten ändert es nichts.

Karim: Wird irgendwann wieder «Frasier» ins Programm genommen? Hat Sat.1 immer noch die Rechte an der Serie?

Markus Ruoff: Die Rechte von «Frasier» liegen weiterhin bei der ProSiebenSat.1-Gruppe. Der Bezahlsender Sat.1 Comedy zeigt die US-Sitcom seit dem 14. Januar 2008 im Morgen- und Nachmittagprogramm. Im frei empfangbaren Fernsehen strahlt zudem der HDTV-Sender Anixe HD «Frasier» täglich zu unterschiedlichen Zeiten aus – jedoch erst immer ab Beginn der fünften Staffel.

Hendrik: Ich gestehe, dass ich ein absoluter Fan der alljährlichen Verleihungen der Academy Awards (Oscars) bin. Über Nominierungen kann man sich zwar zuvor im Internet informieren, dennoch würde ich mir gerne die Verlesung der Nominierten live im Fernsehen ansehen. Gibt es einen oder mehrere in Deutschland empfangbare Sender, der diese Bekanntgabe (diesmal am 22. Januar 2008) überträgt?

Markus Ruoff: Mir ist zumindest kein deutscher Sender bekannt, der die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen überträgt. Macht aber nichts: Auf Oscar.com werden am 22. Januar 2008 ab 14.30 Uhr Mitteleuropäischer Zeit die Nominierungen der 80. Academy Awards live übertragen.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mir einmal Ihre Meinung über „Die Experten“ zukommen lassen würden. Gefällt Ihnen die Rubrik? Was könnte man besser machen etc.? Bitte schreiben Sie an Markus.Ruoff'ÄT'quotenmeter.de. Ihre Fragen senden Sie aber bitte ausschließlich weiterhin an experten'ÄT'quotenmeter.de oder über das Formular im „Experten“-Bereich.

Kurz-URL: qmde.de/24812
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