Story
Rainer ist sauer. Der Gymnasiallehrer hat für die anstehende Projektwoche zum Thema „Staatsformen“ das Thema Autokratie zugeteilt bekommen. Nicht gerade sein Steckenpferd. Der Versuch, mit einem Kollegen Themen zu tauschen, scheitert. Als ehemaliger Hausbesetzer und Linker beansprucht er selbstverständlich das Thema Anarchie für sich.
Währenddessen spielen sich in der Theater-AG Dramen ab. Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ steht auf dem Spielplan. Dennis, der Regisseur, verzweifelt über seine Darsteller. Karo zofft sich mit dem Klassenclown Ferdi, der sich nicht an den Text halten möchte.
In der Schwimmhalle schlägt Marco wütend ins Wasser. Das Wasserballturnier läuft mies, trotz harten Trainings und aggressivem Spiel kommen sie nicht gegen die gegnerische Mannschaft an. Und dafür gibt’s auch noch einen Rüffel von Rainer, der die Mannschaft trainiert, „sie sollen endlich mal zusammen spielen“. Frust ist angesagt. Nach Hause möchte er auch nicht. Da ist die Mutter mit ihrem jungen Liebhaber. Dann schon lieber zu seiner Freundin Karo. Die hat wenigstens ein richtiges, ein liebevolles Elternhaus. Auch wenn es zwischen Marco und Karo in letzter Zeit immer häufiger Stress gibt. Entspannung gibt’s zum Glück am Wochenende im Club „Casino“, dem In-Treffpunkt der Oberstufler.
Rainer Wenger startet während einer Projektwoche zum Thema „Staatsformen“ einen Versuch, um den Schülern die Entstehung einer Diktatur greifbar zu machen. Ein pädagogisches Experiment mit verheerenden Folgen. Was zunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnen weniger Tage zu einer richtigen Bewegung. Der Name: Die Welle. Bereits am dritten Tag beginnen Schüler, Andersdenkende auszuschließen und zu drangsalieren.
Darsteller
Jürgen Vogel («Wo ist Fred?») ist Rainer Wenger
Frederick Lau («Der Freischwimmer») ist Tim
Max Riemelt («GG 19») ist Marco
Jennifer Ulrich («Die Wolke») ist Karo
Christiane Paul («Vorne ist verdammt weit weg») ist Anke Wenger
Elyas M'Barek («Türkisch für Anfänger») ist Sinan
Cristina do Rego («Pastewka») ist Lisa
Jacob Matschenz («An die Grenze») ist Dennis
Maximilian Vollmar («Ahornallee») ist Bomber
Max Mauff («Absurdistan») ist Kevin
Ferdinand Schmidt-Modrow («Beste Zeit») ist Ferdi
Tim Oliver Schultz («Der andere Junge») ist Jens
Kritik
Das Filmstudio Rat Pack Filmproduktion zeichnete sich für den neuen Kinofilm «Die Welle» verantwortlich. Das Unternehmen, das vor allem mit seinen Fernsehproduktionen («Funny Movie», «Ratten», «Was nicht passt, wird passend gemacht») qualitativ bisher meist eher enttäuschte, leistete bei diesem Projekt hervorragende Arbeit. Produktionstechnisch betrachtet gibt es nur am Anfang einen großen Haken, denn die Kamera klebt an Jürgen Vogels Figur. Der Zuschauer bekommt nur Vogels Kopf zu sehen - was um ihn herum geschieht, erfährt er gar nicht.
Die Romanvorlage wurde vom New Yorker Todd Strasser geschrieben, der sich auf eine wahre Begebenheit beruft. Das Drehbuch setzte der Hannoveraner Dennis Gansel um, der den Film auch inszenierte. Seine früheren Produktionen waren «NaPolA», «Mädchen, Mädchen» und «Das Phantom». Obwohl Gansel kaum große Verfilmungen vorweisen kann, überzeugte er mit seinen bisherigen Filmen.
Allerdings punktet «Die Welle» nur deshalb so stark, weil die Hauptdarsteller allesamt hervorragend gecastet sind. Jürgen Vogel, sonst eher auf die Rolle des Rauhbeins abonniert, überzeugt völlig als altlinker Gymnasiallehrer. Natürlich hat seine Figur auch in diesem Film eine coole Seite. Dass Vogel den harten Mann spielen kann, sieht der Zuschauer bereits nach wenigen Minuten. Auch die Jungschauspieler um Jennifer Ulrich, Cristina de Rego, Frederick Lau sowie die weiteren vielen Darsteller verkörpern ihre Charaktere wunderbar. Oftmals bekommt man in deutschen Produktionen den Eindruck, dass alles aufgesetzt wird – hier jedoch stimmt wirklich alles.
Das Drehbuch weist eigentlich so gut wie keine Schwachstellen auf. Nur die Szene nach dem Höhepunkt hätte man besser ausschmücken können. Auch die Schmierereien der Welle-Mitglieder an öffentlichen Gebäuden hätte Rainer schon früher wahrnehmen müssen – dass man das erst durch die Rektorin des Gymnasiums erfährt, ist zwar möglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering.
Bei «Die Welle» handelt es sich mit Sicherheit um den bislang besten deutschen Film in diesem Jahr. Die Produktion geht unter die Haut und regt zum Nachdenken an. Beispielswiese, ob in Deutschland wirklich wieder eine Diktatur möglich wäre? Vor allem für Jürgen Vogel wird dieses Projekt ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere sein.
Ab dem 13. März 2008 ist «Die Welle» bundesweit in den Kinos zu sehen.