Er ist der neue Newsanchor der «Sat.1 Nachrichten»: Quotenmeter.de sprach mit N24-Chefredakteur Peter Limbourg über seine neue Aufgabe, was er alles ändern möchte und wie zufrieden er mit dem Auftakt seiner neuen Sendung ist.
Herr Limbourg, welche Gefühle hatten Sie, als die Entscheidung auf Sie fiel? Sie sind nun neuer Sat.1-Nachrichten-Anchor. War es eher Freude oder auch ein bisschen Angst - immerhin kann man auch ganz schön auf die Nase fallen.
Zunächst einmal war ich überrascht. Angenehm überrascht. Ich habe mir das einen Abend lang überlegt und dann zugesagt.
Es gibt verschiedene Stile der Nachrichtenpräsentation: Das ist zum einen das typische Vorlesen von Meldungen wie es bei der «Tagesschau» der Fall ist. Und es gibt den Claus-Kleber-Weg, der sehr einordnend ist. Einen Mittelweg schlägt Peter Kloeppel ein. Welchen Weg wollen Sie gehen?
Den Peter Limbourg-Weg. Ich will niemanden nachmachen - das macht keinen Sinn. Unsere Sendung ist direkt auf den Moderator zugeschnitten. Ich will die Geschehnisse zusammenfassen, aber durchaus auch einordnen. Komplexe Dinge sollen verständlich übermittelt werden.
Ist es eine große Umstellung vom Reporter vor Ort zum Anchor im Studio?
Es ist eine Umstellung. Aber es ist ein spannender Job: Man kann an sehr vielen Dingen feilen.
Sie sind Chefredakteur von N24 - dort gibt es in den Nachrichten sehr viele Schalten zu den Reportern vor Ort. In den Sat.1 Nachrichten fand so etwas unter Katja Losch kaum statt. Ist dies künftig wieder häufiger geplant?
Ja. Wir werden aber nicht jeden Tag drei Schalten haben. Ich glaube aber, dass man immer dann, wenn es sinnvoll ist, auch mit Reportern vor Ort sprechen sollte.
Thomas Kausch hat im Zusammenhang mit den Nachrichten bei Sat.1 immer von Kontinuität gesprochen. Er hat Peter Kloeppel gelobt, weil er die Nachrichten bei RTL seit etlichen Jahren moderiert. Und jetzt fängt Sat.1 wieder ganz von vorne an. Sie fangen ganz von vorne an. Schaffen Sie es nun, ein wirklich eine Institution der Nachrichten beim Bällchensender zu werden?
Das Wort “Institution” finde ich nicht so schön. Ich hoffe einfach, dass es den Zuschauern gefällt, was das Team jeden Abend für sie zusammenstellt. Es ist sicherlich eine Aufgabe, die längerfristig angelegt ist. Aber ich kann heute nicht sagen, ob ich das in 15 oder 20 Jahren noch machen werde. Bis dahin kann so viel passieren…
Sie bestimmen maßgeblich, über was in den «Sat.1 Nachrichten» gesprochen wird. Was soll das Topthema des Tages werden? Eher eine Politik-Meldung oder doch eher der Beitrag, dass nun auch der Zoo in Brunsbüttel ein Eisbärbaby hat?
Das Thema des Tages - und das wird kaum die Geburt eines Eisbärbabys sein. Es sei denn, es wurde von einem Menschen geboren (schmunzelt). Wir werden eine Nachrichtensendung machen, die die wichtigen Themen ins Bewusstsein rückt und einordnet.
Es gab einmal eine Studie, die besagte: Viele schauen zwar die «Tagesschau», viele verstehen die Nachrichten aber gar nicht. Denken Sie, dass Ihre Zuschauer Ihre Sendung verstehen?
Ich hoffe, dass die Quote derer, die uns verstehen, höher ist als bei der «Tagesschau». Wir bemühen uns so verständlich wie möglich zu sein, dabei aber nicht die Seriösität zu verlieren.
Wenn ich jetzt heute Abend zu Hause vor dem Fernseher sitze. Wieso sollte ich um 20.00 Uhr die «Sat.1 Nachrichten» sehen und eben nicht die «Tagesschau» oder die «RTL II News»?
Weil Ihnen vielleicht die Art gefällt, wie wir die Informationen übermitteln. Vielleicht auch weil Ihnen der Moderator der Sendung gefällt. Wir wollen möglichst nah beim Zuschauer sein. Er soll seine Welt in den Nachrichten wieder finden, er soll mit den Informationen wirklich etwas anfangen können.
Sie waren viel in Welt unterwegs - haben den US-Präsidenten getroffen. Werden Sie dies auch künftig tun und vielleicht sogar einmal eine Nachrichtensendung direkt aus den USA zeigen - so wie es Peter Kloeppel gerne einmal macht?
Wir werden sicherlich auch auf “Anchor on Location” setzen - so heißt das. Nur wann wir das machen, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen. Das Ereignis muss passen. Die US-Wahlen sind aber sicherlich ein solches Thema, wo wir direkt aus den USA berichten werden.
“Anchor on Location” gab es bislang in Sat.1 noch nicht. Welche Neuerungen planen Sie für die Zukunft noch?
Wir erfinden die Nachrichten ja nicht neu. Im Gegensatz zu früher gibt es wieder einen Nachrichtenüberblick, weil wir somit die Informationsdichte erhöhen. Hin und wieder wird es auch eine normale Meldung geben, die vielleicht einmal nicht bebildert ist. Neben dem Design ist auch die gesamte Anmutung der Sendung neu - wir blicken schon im Trailer nicht mehr auf Berliner Häuser, sondern auf die gesamte Welt. Die wahre Information ist aber natürlich gleich geblieben.
Wenn am Montag nichts in der Welt passiert wäre, dann hätten Sie ein Problem gehabt
Ja, dann wäre ich daheim geblieben.
Thema Sport: Auch in Ihrer Sendung gibt es keinen eigenen Sportmoderator. Wieso nicht?
Es gibt keine Pflicht jeden Tag Sport zu machen. Wir werden aber natürlich über alles Wichtige aus der Welt des Sports berichten. Ich selbst bin großer Sportfan und werde diesen Teil dann gleich mitmachen.
Sehr kurz und bündig ist weiterhin der Wetterbericht.
Das stimmt. Er läuft am Ende der Nachrichten in kompakter Form und ohne Moderatorin.
Wie zufrieden sind Sie denn mit der ersten Sendung - auch in Hinblick auf die Reichweiten und Quoten?
Ich bin sehr zufrieden. Die Sendung war abwechslungsreich und hat den starken Nachrichtentag, meine ich, gut wiedergegeben. Auf dem Marktanteil in der Zielgruppe kann man gut aufbauen. Aber Nachrichten brauchen Zeit – das ist ja kein Geheimnis. Nach einer ersten Sendung eine grundsätzliche Bewertung zu geben, ist sicher nicht ganz einfach. Aber es bewegt sich in die richtige Richtung. Wir wollten den Audience Flow zwischen den Formaten verbessern, und das ist uns gelungen: Der gesamte Vorabend lag am Montag zwischen 18.00 Uhr und 20.15 Uhr bei 10,7 Prozent Marktanteil, bisheriger Jahresschnitt war 9,5 Prozent.
Zum Abschluss stellen wir Ihnen unsere kurzen und knappen Sonntagsfragen:
Welche Nachricht würden Sie am Mittwoch am liebsten vorlesen?
Für Mittwoch habe ich nichts Bestimmtes. Im Sommer würde ich gerne melden, dass wir Fußball-Europameister geworden sind.
Vor was haben Sie Angst?
Eigentlich vor nichts.
Welche negativen Eigenschaften haben Sie?
Ich erinnere mich gerade an einen Freund von mir, der auf diese Frage bei einem Vorsprechen bei der Lufthansa sagte: Ich esse zu schnell. Ich glaube, das ist eine wunderbare Antwort.
Was ist Ihre größte Stärke?
Die nötige Gelassenheit auch in schwierigen Situationen zu haben.
Wen würden Sie gerne einmal interviewen?
Benedikt XVI.
Vielen Dank für das Gespräch.