Die Kritiker

«Brennendes Herz»

von
Story
Kurt wird nach zwei langen Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Dieses musste er besuchen, da er mit seinen Kameraden einen Brandanschlag auf eine Synagoge ausübte. Als er zurück zu seinen Kumpanen kehrt, erfährt er durch seinen besten und einzigen Freund Bomber, dass sie den Plan haben, Deutschland binnen zehn Jahren ausländerfrei zu machen.

Ihrer politischen Orientierung folgend pöbeln sie erst mal Türken an, was in einer Schlägerei eskaliert. Diese Auseinandersetzung der Unbekannten schaukelt sich so weit hoch, bis sich die Nazi-Gruppe inklusive Kurt dazu entschließt, den Laden der Türken abzubrennen. Dass ein Kamerad allerdings im Eifer des Gefechts noch eine Wohnung, in der offensichtlich Juden wohnen, in Brand setzt, kann Kurt, der schon zum ganzen Spektakel gedrängt wurde, nicht mehr tolerieren. Er rettet die schreiende Frau aus dem Haus und handelt somit erstmals aus eigenem Willen, nicht dem der Nazi-„Freunde“.

Daraufhin kann Kurt Ayse, so der Name der Geretteten, nicht mehr vergessen: Er besucht sie im Krankenhaus und gesteht sich ein, dass die Persönlichkeit und nicht die Herkunft eines Menschen die dominante Rolle spielen sollte. Natürlich ruft das Streit mit den Kameraden hervor und Bomber muss sich entscheiden: Bleibt er seinen Nazi-Brüdern treu oder steht er voll hinter seinem besten Freund?

Darsteller
Alexander Scheer («Sonnenallee», «Berlin,Berlin») ist Kurt
Christoph Franken («Kammerflimmern», «Soko Köln») ist Bomber
Ivan Subay («Sarah und Simon», «Der Staatsanwalt») ist Ayse
Erhan Emre («Knallhart», «Unschuldig») ist Saladin
Ingeborg Westphal («Büro, Büro», «Meine fremde Tochter») ist Sophie
Martin Kiefer («Bella Block») ist Wolle
Marlon Kittel («Sommersturm») ist Henry

Kritik
Der NDR-Film «Brennendes Herz» vom Regisseur Manfred Stelzer behandelt vordergründig den Kampf zwischen Neonazis und Ausländern, eigentlich geht es aber „nur“ um zwischenmenschliche Beziehungen. Das betonte auch Manfred Stelzer, der sich in Deutschland vor allem ein Namen als Krimiregisseur gemacht hat, in einem Interview: „Es ist ein Film über Freundschaft und Verrat, Liebe und Hass, Leben und Tod.“

So weit – so gut. Im ersten Teil des Films geht dieses Konzept auch auf und auch in den folgenden Szenen weiß der Film durchaus mit einigen Szenen zu überzeugen. Der größte Störfaktor aber ist die Beziehung zwischen Kurt und Ayse, die sich völlig unplausibel entwickelt. Es beginnt schon beim ersten Zusammentreffen: Als er mit ihr im Arm aus dem Haus springt, wird das Slow Motion-Verfahren angewendet und das Bild in goldige Töne gelegt, was sich einfach nicht in den bisherigen Teil eingliedern will und völlig daneben wirkt.

Insgesamt wandelt sich die Persönlichkeit des Kurt viel zu schnell: Warum hat er mitten in der Nacht nichts anderes zu tun, als Ayse im Krankenhaus zu besuchen und ihr Blumen vorbei zu bringen? Auch ist zu erwähnen, dass alle Schauspieler eine gute (Marlon Kittel) bis sehr gute (Alexander Scheer, Christoph Franken) Leistung abliefern, Ivan Subay allerdings enttäuscht auf ganzer Linie. Sie schafft es nicht, ihrer Figur Ayse auch nur einen Funken Authentizität zu verleihen. Zudem werden ihr auch noch solch einfältige One-Liner in den Mund gelegt, dass einem die Haare zu Berge stehen: Sätze wie „Plötzlich lag ich in den Armen eines Engels, und wir sind geflogen“ ziehen sich durch den gesamten Film und zerstören viel. Denn so schleicht sich ein Seifenopern-Gefühl beim Zuschauer ein, welches einfach nicht mit dem anderen, wesentlich besser gelungenen Teil, harmoniert.

Dass man dem Zuschauer außerdem ständig Rammstein-Musik unter die Nase reiben muss, ist ein weiterer Faktor, der mit der Zeit stört. Insbesondere, da Rammstein heutzutage gar nicht mehr für die Neonazis stehen.

Lichtblicke sind Momente zwischen Bomber und seiner Mutter, die von zum Teil köstlicher Komik getragen werden. Die blinde und naive Mutter („Er hat so eine gute Art, mit Leuten umzugehen“) sorgt für hervorragende Filmmomente, auch jenseits der Komik. Auch ansonsten wurde bei der Zeichnung der Kameraden nicht viel falsch gemacht, hier gibt es insbesondere am Anfang einige exzellente Szenen.

Trotzdem darf man sich nicht von der eigentlich guten Grundidee täuschen lassen: Irgendwann während des Films hat man das Gefühl, man habe so etwas Ähnliches schon einmal gesehen – schließlich sind die Figurenkonstellationen und -entwicklungen nicht die einfallsreichsten. Und wenn man ein Gefühl bekommt, dass der Film immer belangloserer wird, ist dies ein sehr schlechtes Zeichen ...

Die ARD zeigt «Brennendes Herz» am Mittwoch, den 02. April 2008, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/26337
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelWiederholungen von «Primeval» machen Hoffnungnächster ArtikelErfolg: Jüngere Zuschauer für ORF-Nachrichten
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung