Köpfe

Martin Scorsese zieht Zwischenbilanz seines Schaffens

von  |  Quelle: Die Zeit
Am Freitag startet die Musik-Dokumentation in den deutschen Kinos, nun sprach der Regisseur mit einer Zeitschrift.

Oscar-Preisträger Martin Scorsese inszenierte in den letzten Monaten den Film «Shine a Light», der sich um die legendäre Rock-Gruppe Rolling Stones dreht. In Deutschland startet die 122-minütige Musikdokumentation am 04. April 2008 in den Kinos und aus diesem Grund sprach der Hollywood-Altmeister mit der Wochenzeitung "Die Zeit" über die Musik der 1960er Jahre: „Ohne sie wäre meine Arbeit undenkbar.“

Der 65-Jährige bezeichnet die Musik als Brunnen, an den er immer wieder zurückkehre. Vor allem erinnert er sich an Bob Dylan, Cream, Blind Faith, die Kinds, Derek and the Dominos und eben die Rolling Stones. „Wenn ich Jaggers Stimme hörte, die Akkorde von Keith Richards, dann sah ich Bilder in meinem Inneren. Ich sah Szenen vor mir, die ich Jahre oder Jahrzehnte später erst gedreht habe. Die Musik gab mir Energie. Und sie stillte meinen Zorn. Ich wuchs schließlich an einem Ort auf, wo der Zorn regierte“, so der gebürtige New Yorker.




Über den Stones-Film sagt Scorsese: "Die Kamerabewegungen, die Schnitte - das ist tatsächlich Rock 'n' Roll. Vielleicht folgen alle diese Szenen den rhythmischen Mustern, die ich in meiner Jugend am Radio absorbiert habe."

Bis Martin Scorsese den Oscar als bester Regisseur bekam, verging viel Zeit. Sechs Mal zuvor war er in dieser Kategorie bei den Academy Awards nominiert, jedoch machten andere Regisseure das Rennen. „Im Lauf der Jahre hatte ich viele Phasen, wo ich sehr down war, mir ging es schlecht, ich musste Verluste verkraften. Es war hart, zurückzukommen - in den Alltag, zur Arbeit. Und wenn man zurückkommt, muss das, was man herstellt, gut sein - so gut, wie es nur geht. Was mich am Leben hält, ist die Chance, zurückzuschlagen. Nicht unbedingt mit Gewalt. Mit anderen Mitteln. Ich habe diesen Drive, er ist immer da gewesen, Gott weiß, woher. Vielleicht hängt es mit meinem Asthma zusammen, damit, dass ich als Kind immer krank war, damit, dass ich mich immer als Außenseiter gefühlt habe, und damit, dass ich einfach zurückschlagen wollte: Kämpfen! Nicht aufgeben! Und das alles tut man, um sich zu vergewissern, dass man am Leben ist.“

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