Seit Montagabend ist Deutschland um eine Gameshow reicher. Ausgerechnet VOX, bislang eher durch Krimiserien und Kochshows aufgefallen, hat sich der Adaption der US-Show «Power of 10» angenommen. Kein leichtes Unterfangen, möchte man meinen. Erst recht nach der Premiere.
Die erwies sich nämlich als überwiegend wenig unterhaltsam, was gleich mehrere Gründe hatte. Allen voran das starre Konzept der Show, das schon nach wenigen Minuten zäh und ermüdend wirkt. Und auch Moderator Dirk Bach, stark geschminkt und ungewohnt seriös gekleidet – nämlich ohne Tropenanzug, passt noch nicht wirklich in die Rolle des Fragenstellers.
Doch worum geht es eigentlich bei «Power of 10»? In einer Qualifikationsrunde spielen zwei Kandidaten gegeneinander – sie müssen zu verschiedenen Umfragen innerhalb von zehn Sekunden ihre Einschätzung abgeben. Wer näher am richtigen Ergebnis liegt, bekommt einen Punkt. Also ein bisschen „Familienduell“ im Abendprogramm. Wer zuerst drei Punkte hat, spielt in der zweiten Runde um eine Millionen Euro, was Dirk Bach immer und immer wieder betont. Diskussionen sind kaum möglich, schließlich geben beide Kandidaten ihre Antworten zeitgleich ab und wollen so wenig wie möglich von sich preisgeben.
Dafür wird in der Hauptrunde umso mehr gesprochen. Schon auf der 100-Euro-Stufe werden gefühlte fünf Minuten über mögliche Umfrageergebnisse gesprochen – und das, obwohl der Kandidat noch einen Spielraum von 40 Prozent hat. Um eine Millionen Euro zu gewinnen, muss allerdings der exakte Prozentsatz innerhalb einer zehn-prozentigen Spanne benannt werden, was natürlich alles andere als leicht ist. Das Spiel kann also schneller zu Ende sein als gedacht – vielleicht wird auch deshalb so viel lamentiert.
Genau das ist wohl der größte Schwachpunkt der Show: Zu weiten Teilen zieht sich das Konzept einfach nur in die Länge. Dabei hat «Power of 10» durchaus Potenzial: Vor allem bei Fragen, die wirklich interessant sind – etwa wenn gefragt wird, wie viel Prozent der Deutschen sagen, sie würden nicht mit jemanden in einem Pool schwimmen, wenn sie sicher wüssten, dass er oder sie HIV-positiv ist. Positiv: In solchen Momenten hält sich Fragensteller Bach mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
Sicher: Astrophysik muss man, wie Bach sagt, nicht studiert haben, um in der Sendung zu gewinnen. Doch Spannung kommt durch diese Umsetzung des Konzepts trotzdem nicht auf. Zwar erfährt der geneigte Zuschauer im Laufe der Show, dass 32 Prozent der Deutschen auf der Toilette telefonieren und fast jeder Fünfte schon einmal Tierfutter gegessen hat – aber ansonsten? Wer nicht einschaltet, hat wenig verpasst. Es sei denn, VOX macht «Power of 10» in nächster Zeit deutlich schneller. Vorausgesetzt, die Zuschauer sind nicht von Beginn an gelangweilt. Wenn doch, muss Dirk Bach wohl schneller als gedacht seinen Nadelstreifenanzug wieder in ein Dschungelkostüm tauschen.