Die Kritiker

«KDD – Kriminaldauerdienst: Am Abgrund»

von
Story
Am Gendarmenmarkt herrschen Hektik und Fassungslosigkeit: Heckenschützen haben den geheimen und unauthorisierten Einsatz des KDD mit einem Blutbad beendet. Leo Falckenstein ist verletzt, der LKA-Beamte Sallek, Kronzeuge des Bestechungsskandals innerhalb der Berliner Polizeibehörde, ist tot. Stieglitz, der Einzige, der weiß, wer der Drahtzieher des Anschlags ist, liegt im Koma.

Zwei Wochen später: Helmut Enders stellt sich dem internen Untersuchungsausschuss, dem auch der korrupte Vize-Polizeipräsident Wolfgang Jacobi angehört, der unbewiesene Vorwürfe von Enders gegen einen ranghohen Beamten in der Polizei zurückweist und deutlich macht, dass Stieglitz ohne Autorisierung gehandelt hat. Jacobi geht Enders scharf an, sein Team und insbesondere den alkoholkranken Jan Haroska nicht im Griff zu haben. Er legt ihm nahe, den Bericht zu ändern und Haroska als alleinigen Verursacher des Zwischenfalls auszuliefern - ansonsten muss der gesamte KDD mit Konsequenzen rechnen.

Leo ist wieder einsatzfähig. Seine Recherchen über die Entführung und Misshandlung seiner Freundin Sylvia ergeben erste Anhaltspunkte - er ist zuversichtlich, dass sie "Luis", den Vergewaltiger, bald finden werden. Sylvia jedoch ist mit den Nerven am Ende, als ihr eben dieser Luis eine Nachricht schickt - und bringt sich und ihre Tochter Mia in Lebensgefahr.

Als die Streifenpolizistin Maria und ihr Kollege Mahler in einem Hochhaus ein paar Diebe stellen wollen, die eine Kiste Wodka geklaut haben, scheint es zunächst ein einfacher Routinefall zu sein. Doch dann fallen Schüsse . . .

Darsteller
Götz Schubert («Zwei Wochen für uns») ist Helmut Enders
Manfred Zapatka («Autopiloten») ist Jan Haroska
Saskia Vester («Die Landärztin») ist Kristin Bender
Barnaby Metschurat («Die Hochzeit meines Vaters») ist Leo Falckenstein
Melika Foroutan («Der Fürst und das Mädchen») ist Sylvia Henke
Billey Demirtas (ist Mehmet Kilic
Jürgen Vogel («Wo ist Fred?») ist Han

Kritik
Gleich vorweg gesagt: «KDD – Kriminaldauerdienst» ist wohl die spannendste Serie im deutschen Fernsehen. Nachdem sich die erste Staffel im vergangenen Jahr bereits von Woche zu Woche steigern konnte, geht es mit Beginn der neuen Folgen nahtlos weiter. Der gewohnte Mix aus einer mehrstrangigen Erzählweise und durchaus authentischen Krimiplots wurde von den Machern fortgesetzt.

Genau das macht nämlich den Reiz dieser einzigartigen Serie aus: Hier wird zur Abwechslung einmal nicht ein Fall in 45 Minuten abgehakt – stattdessen zieht sich die Handlung über mehrere Wochen hinweg oder, wie im Hauptfall, sogar staffelübergreifend. Das macht es für Neueinsteiger natürlich schwer, doch das Einschalten lohnt sich trotzdem – vorausgesetzt, man lässt sich intensiv auf die zahlreichen Stränge und die vielen verschiedenen Figuren ein, die im Mittelpunkt von «KDD» stehen.

Wer aalglatte Ermittler mag, ist hier definitiv fehl am Platze: Bei «KDD» gibt es einen Säufer, eine Lesbe, die sich letztlich doch nicht so recht zwischen Mann und Frau entscheiden kann und einen mit der Situation völlig überforderten Hauptkommissar, der nach dem Tod seiner Tochter auch noch von seiner Frau verlassen wurde. Übertrieben sind die Rollen dennoch nicht – im Gegenteil: Alles wirkt authentisch, könnte für manchen Zuschauer beim ersten Einschalten allerdings durchaus auch etwas abschreckend wirken.

Dass die Charaktere so vielschichtig sind, ist nicht nur einem guten Drehbuch zu verdanken, sondern in erster Linie den hervorragenden Darstellern. Das «KDD»-Ensemble ist nahezu perfekt – allen voran Manfred Zapatka, der den unverbesserlichen Alkoholiker Jan Haroska verkörpert. Jürgen Vogel spielt unterdessen auch in der zweiten Staffel den Bösewicht, ebenfalls sehr sehenswert und nicht gekünstelt. Mit Jürgen Tarrach wird im Laufe der neuen Folgen übrigens noch ein weiteres prominentes Gesicht hinzustoßen – sicherlich eine weitere Bereicherung für die Serie.

Was so manchen neuen Zuschauer etwas verwundern dürfte, ist die Tatsache, dass nicht bei jedem Fall am Ende der Mörder überführt wird – aber auch das gehört zum Konzept dieser Serie, die darüber hinaus mit rasanten Kamerafahrten, tollen Schnitten und hervorragend passender Spannungsmusik zu überzeugen weiß. Im Vergleich zur ersten Staffel verläuft die Handlung jedoch nicht mehr ganz so schnell und auch die Bilder wackeln nun weniger als während der im vergangenen Jahr gezeigten Folgen. Dennoch ist das Erzähltempo weiterhin hoch und muss sich vor amerikanischen Produktionen keinesfalls verstecken.

Wer nicht einschaltet, verpasst die wohl beste deutsche Serien-Produktion der letzten Jahre – aber Vorsicht: «KDD – Kriminaldauerdienst» kann schnell süchtig machen. Wer der Sucht noch nicht erlegen ist und am Freitag einsteigen möchte, kann sich übrigens alle Folgen aus Staffel eins noch einmal in der ZDF-Mediathek im Internet ansehen – vielleicht ja die ideale Beschäftigung für einen ansonsten eher langweiligen Feiertag.

Das ZDF strahlt den Pilotfilm „Am Abgrund“ am Freitag, den 02. Mai 2008 um 21:15 Uhr aus. Eine Woche später folgen acht neue Folgen von «KDD – Kriminaldauerdienst», ebenfalls um 21:15 Uhr. Eine Stunde später wird die jeweilige Folge noch einmal im ZDFdokukanal wiederholt.

Kurz-URL: qmde.de/26959
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