Die Kritiker

«Freundschaft und andere Neurosen»

von
Story
Bei einer Therapie wird Roland Prinz mit einer früheren Freundin konfrontiert, von ihm nur noch Horror-Uschi genannt. Sie geht ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf und bestimmt sein ganzes Leben. Deswegen bekommt er den Rat, für eine gewisse Zeit alleine in seiner Villa auf Mallorca zu leben. Renate kommt jedoch auf die Idee, ihm nachzureisen und so reihen sich auf der Insel einige Missgeschicke aneinander, sodass am Ende Roland, Renate und auch Ferdinand im Krankenhaus liegen.

Zurück in Berlin, ihrer eigentlichen Heimat, kommt es zu heftigen Streitereien, da Roland meint, sich um Ferdinands Probleme kümmern zu müssen. Als die aus Roland und Ferdinand bestehende Lottogemeinschaft dann auch noch den Riesenjackpot von 5,90 Millionen Euro knackt, Ferdinand aber einen Tag zuvor im Affekt aus der Gemeinschaft ausgestiegen ist, ist das Chaos perfekt. Nach diesem Schock kommt auch noch Sylvie mit einem hochschwangeren Bauch an und Renate klärt auf, dass sie früher abwechselnd mit beiden Freunden geschlafen habe. Ob das ein gutes Ende findet?

Darsteller
Harald Krassnitzer («Das Blut der Templer», «Der Winzerkönig») ist Dr. Ferdinand Müller-Gütersloh
Christoph M. Orth («Allein Unter Bauern», «Edel & Starck») ist Roland Prinz
Ann-Kathrin Kramer («Das Duo», «Geküsst wird vor Gericht») ist Renate Kuchalke
Jyette-Merle Böhrnsen («Zur Sache, Lena!», «Einmal Toskana und zurück») ist Sylvie
Florian Bartholomäi («Post Mortem», «Stolberg») ist Norbert
Esther Esche («Deadline», «Der Dicke») ist Dr. Lühl-Wiese

Kritik
„Humor zwischen Klischee im besten Sinne und Absurdität“ versucht Ann-Kathrin Kramer den Humor des vorliegenden Films zu umschreiben. Es ist nur so, dass die Klischees nicht „im besten Sinne“ eingeflochten werden, sondern dermaßen überspitzt in nahezu jeder Szene zum Tragen kommen, dass man am Ende meint, man sitze in einer Lehrveranstaltung zum Thema „Wie kann ich einen Film mit Klischees so überfrachten, dass er vollkommen aus dem Ruder läuft?“. Man hat das Gefühl, dass eben alles versucht wird, um pseudo-komische Situationen zu erschaffen, wie zum Beispiel in der Szene, in der die Hauptdarsteller alle im Krankenhaus auf Mallorca liegen.

Dass die Familie von Dr. Ferdinand Müller-Gütersloh nichts auf die Reihe bekommt, ist ja schön und gut. Und natürlich gehört eine gewisse Überspitzung des Problems in einer Komödie dazu. Doch auch hier wurde schlichtweg übertrieben: Während die Familie um jeden Cent kämpft und die Gerichtsvollzieherin fast verzweifelt, haut die Tochter immer wieder mit Geld ab, kauft sich ein Auto, fliegt nach Mallorca etc. Hier wäre weniger mehr gewesen, da der Film so noch mehr an Glaubwürdigkeit verliert.

Auch die Slapstick-Einlagen der Hauptdarsteller wirken etwas zu gewollt. Zwischenzeitlich hat man das Gefühl, es handelt sich um einen Pubertäts-Film erster Güte, da ausschließlich Dinge wie Liebeskummer, Tollpatschigkeit und so weiter behandelt werden. Wenn dann auch noch ein Hauptdarsteller, in diesem Fall Christoph M. Orth, maßloses Overacting betreibt, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Denn während sich Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer wacker durch das Nichts an Story schlagen, verkommt Christoph M. Orth vollkommen zur nicht ernst zu nehmenden Witzfigur. Dass soll er auf der einen Seite auch sicherlich sein, doch muss er wirklich alle fünf Minuten rumjammern, wie sehr er Uschi vermisst?

Am schlechtesten gelungen sind dem Regisseur Mark Schlichter, der schon mit der Kinoproduktion «Cowgirl» und dem TV-Film «Blindes Vertrauen» Erfahrungen sammeln konnte, die Szenen auf Mallorca. Es ist zunächst vollkommen unersichtlich, warum Renate ihm nachreist. Dann fährt sie vor der Kathedrale eine Statue um, worauf die Geistlichen sehr böse werden. Diese suchen sogar Rolands Villa auf, was an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist. Danach sind sie aber auch schon vergessen. Zurück in Berlin, ist der Zuschauer irgendwann so genervt von dem ständigen Hik-Hak zwischen dem Dreiergeflecht, dass es langsam egal ist, wer jetzt mit wem geschlafen hat, wer wen betrogen hat etc.

Wenn dann am Ende noch alle das Lied „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das beste was es gibt auf der Welt“ anstimmen, ist es endgültig genug. Ach ja: Natürlich liegen sich am Ende alle in den Armen und eine wahre Freundschaft überlebt natürlich alles.

Fazit: Wer gerne einen recht bedeutungslosen Film ohne großes Humorpotenzial sehen will, fällt mit «Freundschaft und andere Neurosen» die richtige Entscheidung. Für alle anderen gilt: Bitte weiterschalten.

Das ZDF strahlt «Freundschaft und andere Neurosen» am Montag, den 05. Mai 2008, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/27016
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