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Funktioniert das Comeback von Talk- und Gameshow?

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Die Fernsehbranche blickt auf RTL, der Sender selbst zittert: Am Nachmittag startet man eine neue Talkshow und die Neuauflage der Spielsendung «Einer gegen Hundert». Gute Quoten würden wohl neue Weichen für die Produktion ähnlicher Formate stellen.

Wer heute einem Programmverantwortlichen von RTL begegnet, der sollte sich nicht wundern, wenn dieser etwas angespannter wirkt als an einem normalen Montag. Für den Marktführer der Zielgruppe steht derzeit nämlich einiges auf dem Spiel. In dieser Woche startet das neue Nachmittagsprogramm, welches endlich für Besserung in Sachen Quoten sorgen soll. Mit der Neuausrichtung im Herbst vergangenen Jahres war das Team von RTL kräftig baden gegangen.

Damals verschob man «Die Oliver Geissen Show» auf 14.00 Uhr um so Platz zu schaffen für ein 120-minütiges «Punkt 12» - und damit fangen die Probleme derzeit eigentlich schon an. Zuvor war Geissen ein Garant für Quoten um die 20-Prozent-Marke, inzwischen sind seine Werte deutlich instabil. Von 16 oder 17 Prozent bis hin auf Werte, die sich knapp vor der Einstelligkeit retten ist eigentlich alles vorhanden. Nach 15.00 Uhr läuft seit rund einem Jahr nichts mehr wirklich gut – über längere Zeit waren dort «Familienhilfe mit Herz» und «Das Strafgericht» zu sehen, zur Überbrückung bis zum Start des neuen Nachmittags schob der Sender in den vergangenen Wochen größtenteils Wiederholungen ins Programm.

Für Quotenbesserung soll um 15.00 Uhr künftig «Natascha Zuraw» sorgen. Zuraw dürfte einem kleineren Publikum durch ihre Tätigkeit beim RTL Shop bekannt sein – Zuraw moderiert eine neuartige Talkshow, die in der Phase der Pilotierung noch den Beinamen «Der heiße Stuhl» trug. Zuraw ist somit die erste neue Daily-Talkshow seit 2001 – damals nahm Sat.1 «Britt» ins Programm. Gute Quoten sind – betrachtet man die Werte von Oliver Geissen – aber keinesfalls gewiss. Immerhin hat man sich bei RTL entschieden, das Format nicht ganz so auf Krawall zu trimmen wie anfangs angenommen.



Die Themen lesen sich aber wie das A und O des großen deutschen Talkshow-Archivs: "Ich wiege 142 kg und strippe für mein Leben gern", "Bevor mir jemand krumm kommt, schlage ich zu" oder "Auch als 65-jähriger Rentner kriege ich jede junge Frau". Das Besondere daran ist: Die Sendung ist multithematisch, Zuraw bittet immer einen Gast ins Studio, der dann in knapp zehn Minuten seine persönliche Geschichte erzählt, ehe er wieder abtritt. Währenddessen soll nicht nur die Moderation, sondern vor allem die in der 360 Grad-Studioarena – wie RTL es nennt – sitzenden Zuschauer dem Talkgast mächtig auf den Zahn fühlen. Produziert wird das Format im Übrigen von einer weitesgehend unbekannten Produktionsfirma: Straßenfeger TV, die bislang für die Mediengruppe RTL Deutschland eher schlichte Formate herstellte. Auf ihr Konto gehen unter andrem «Ups – Die Pannenshow», «Voll Total», «Die lustigsten Schlamassel der Welt»

Um 16.00 Uhr erwartet den RTL-Zuschauer dann ein Format, das er zwei Stunden vorher in ähnlicher Form schon bei ProSieben hat sehen können. «Mitten im Leben» darf zweifelsohne als Klon von «We are Family» gesehen werden. Auch hier ist der Erfolg keinesfalls gewiss. Einen Testlauf im Winter überstand eine ähnliche Sendung mit dem Titel «Hallo Familie» nur mit einigen Kratzern: Die Quoten lagen damals nicht oberhalb des Senderschnitts.

Eine weitere Stunde später - um 17.00 Uhr soll es dann die Quizshow «Einer gegen Hundert» richten: Ein Format, das Endemol in einigen Teilen der Welt produziert, in den USA beispielsweise sogar für die Primetime. Auch in Deutschland lief die Sendung schon einmal, damals noch moderiert von Linda de Mol. Weil die Zuschauerzahl für das Abendprogramm damals aber nicht gut genug waren, verabschiedete sich der Sender von der Show.

Ob es gerade dieser Sendung gelingen wird den seit mehreren Jahren schlecht laufenden Sendeplatz um 17.00 Uhr von der Quotenseuche zu heilen, dürfte allerdings fraglich sein. Immerhin knüpft RTL somit an eine alte Tradition an: Vor langer Zeit war die von Frank Elstner moderierte Sendung «Jeopardy!» um 17.00 Uhr ein Quotenrenner. „«Einer gegen Hundert» ist sicherlich das handwerklich hochwertigste Nachmittagsprogramm, das es in Deutschland gibt“, gibt sich Endemol-Chef Borris Brandt im Gespräch mit Quotenmeter.de selbstsicher.

Dennoch ist er sich des großen Erfolgsdrucks bewusst: „Natürlich ist es unser Ziel mit der Sendung oberhalb des RTL-Schnitts zu liegen – das ist die Grundvoraussetzung für jeden Neustart“. Dass das kein allzu leichtes Unterfangen wird, weiß er allerdings auch und bittet daher um etwas Geduld. „Einen Sendeplatz, der solange vom Zuschauer gemieden wurde, kann man vielleicht nicht innerhalb von zwei Wochen wieder stark machen“, so Brandt.

Gespielt wird übrigens nach der alten US-Version – die Regeln sind somit leicht anders als die der österreichischen Ausgabe, die seit einigen Wochen freitags in der Primetime läuft und recht ordentliche Zuschauerzahlen holt. „Da hatten wir ein kleines Problem“, gesteht Brandt. Wegen der kürzeren Sendezeit in Deutschland – die Show hat eine Laufzeit von rund 22 Minuten ohne Werbung - hätte man dieses Konzept nicht umsetzen können. Als Moderator der Neuauflage fungiert RTL-Urgestein Wolfram Kons. Garniert wird das tägliche Format mit den Auftritt von einigen mehr oder weniger bekannten Menschen: In der Premieren-Ausgabe sind dies Vera Int-Veen, Katja Burkard, Ulrike von der Groeben, Roberta Bieling und die «Wer wird Millionär»-Gewinner Stefan Lang und Timur Hahn. Der jeweilige Kandidat muss mehr wissen als all seine 100 Gegner.

Eines steht fest: Für die Genres Talkshow und Quiz geht es in dieser Woche ums Ganze. Für beide sagen Experten und TV-Macher bereits seit geraumer Zeit ein Revival voraus. Und es ist davon auszugehen, dass im Erfolgsfall neue Diskussions- und Spielsendungen wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Produzenten haben sich auf dieses Szenario jedenfalls schon vorbereitet und einige solcher Formate in den Schubladen.

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