Z wie Zuraw, oder: Zeitverschwendung am Nachmittag

Am Montag startete die neue RTL-Talkshow, als Pflichttermin von Fernsehliebhabern sollte man diese allerdings nicht deklarieren. Manuel Weis kommentiert.

Montagnachmittag, kurz vor 15.00 Uhr: Für den Kölner Fernsehsender RTL wird es ernst, die neuen Formate, die den Nachmittag quotentechnisch aus dem Loch hieven sollen, starten. Den Beginn macht «Natascha Zuraw», die neue Talkshow des Senders, die sich inhaltlich ein wenig am «heißen Stuhl» der 90er orientieren soll. Doch was die Produktionsfirma Straßenfeger TV (bekannt durch Straßenfeger wie «Die lustigsten Schlamassel der Welt») dann ablieferte, war eher suboptimal.

Das Studio – angepriesen als 360 Grad-Arena – erinnerte zumindest von der Farbgebung her an das mobile Studio der Premiere-Fußballredaktion, Natascha Zuraw begrüßte die Zuschauer mit dem Charme einer Nachrichtensprecherin und mit einem auswendig gelernten oder abgelesenen Text. Auch das, was danach folgte, war eher schlecht als recht. Bei den Themen, die zu Beginn der Talkshow vorgestellt wurden, fühlte man sich prompt um zehn Jahre zurückversetzt. Party ohne Ende, Kleptomanie, ein Mann, der gerne mit Schlangen kuschelt und vieles mehr. Den Beginn machte eine 50-Jährige, die kürzlich ein Kind gebar.



Ob sie dafür nicht zu alt wäre, fragte Moderatorin Zuraw und hörte sich die Argumentation ihres Gastes an, ehe sie zur Abwechslung fragte, ob die Mutter sich nicht zu alt fühle für ein Kind. Nachdem im Anschluss auch im Publikum Meinungen eingeholt wurden, holte Natascha Zuraw zur ultimativen Frage aus: „Finden Ihre Bekannten nicht, dass du zu alt bist“ wollte sie sinngemäß wissen. Viel passierte im ersten Talk nicht – eigentlich passierte so wenig, dass sich sogar die Regie schwer tat abwechslungsreiche Bilder einzufangen. Deswegen wechselte man im Paar-Sekunden-Takt zwischen Talkgast, Zuraw und dem Publikum.

Der heiße Stuhl ist inzwischen übrigens zu einem schlichten Barhocker verkommen - auch das vergrößert den Charme des Formats nicht unbedingt. Möglicherweise schneidet sich die Sendung mit der multithematischen Ausrichtung und der dadurch entstehenden Notwendigkeit, als Gast in der Regel alleine auf der Bühne zu sitzen, ins eigene Fleisch. Spannende Diskussionen sind somit nahezu unmöglich. Im Übrigen: Auch die klassischen Talkshow-Gäste, in diesem Falle ein Partygirl (das obendrein auch noch Soap-Star werden möchte) samt Schwester fehlten bei der Premiere nicht. Da wünscht man sich doch fast wieder die schlechten Laiendarsteller des «Familiengerichts» herbei.