Michael Moore, der wohl bekannteste Dokumentarfilmer der Gegenwart, hat im Vorfeld des Cannes Filmfestivals sein neues Projekt enthüllt: ein noch titelloser Nachfolger zu «Fahrenheit 9/11», seinem vorletzten Film von 2004. Nach seiner gewohnt kritischen Abrechnung mit dem Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten in «Sicko» kehrt der wuchtige Polemiker nun wieder zu seinem Hauptziel zurück: Der Bloßstellung der Bush-Administration.

2004 hatte Michael Moore den üblichen Verwertungszyklus von «Fahrenheit 9/11» drastisch verkürzt, um sein Werk kurz vor der Wahl noch ins Fernsehen zu bringen – nur wenige Monate nach dem Kinostart. George W Bushs Wiederwahl hat er damit jedoch bekanntermaßen nicht verhindern können. Trotz der beschleunigten Auswertung des Films ist «Fahrenheit 9/11» die finanziell erfolgreichste Dokumentation aller Zeiten und hat weltweit rund 220 Millionen Dollar in die Kinokassen gespült. Es ist zudem die erste Doku seit 1956, die in Cannes mit der Palme d’Or ausgezeichnet wurde. Drei der fünf finanziell erfolgreichsten Dokumentationen entstanden unter seiner Regie.
Trotz goldener Palme und seinem Oscar für «Bowling for Columbine» ist Moore der wohl umstrittenste Dokumentarfilmer der Welt: Kollegen distanzieren sich von seiner offen polemischen, unausgewogenen Präsentation von Fakten, patriotische Amerikaner schimpfen ihn „Nestbeschmutzer“ und die Regie der Oscarverleihung ließ das Orchester Bush-kritische Worte seiner Dankesrede nieder dröhnen.