Kritik an Call-In-Shows im deutschen Fernsehen gibt es zuhauf. Erst kürzlich hat die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) unzulässig aufgebauten Zeitdruck in der bei Viva, Comedy Central und Nick gezeigten Quizshow «Money Express» angeprangert.
Dadurch würden Zuschauer und Anrufer in die Irre geführt – eigentlich ein unzulässiger Vorgang, legt man die Anwendungs- und Auslegungsregeln der Landesmedienanstalten zu Grunde. Die für die Produktion verantwortliche Firma Callactive hat die Kritik prompt zurückgewiesen und zugleich deutlich gemacht, über rechtliche Schritte nachdenken zu wollen.
Doch die Beanstandung kommt keinesfalls nur von den langsam arbeitenden Medienanstalten der Länder, auch Privatleute beschäftigen sich mit den umstrittenen Spielshows. Bekanntester Gegner von 9Live, «Money Express» & Co. ist Marc Doehler, Betreiber des kritischen Internetforums „call-in-tv.de“, das schon häufig die Aufmerksamkeit erregte. Gerichtliche Auseinandersetzungen waren die Folge.
Am Wochenende sorgte das Forum erneut für Wirbel: Doehler geriet mit diversen Forderungen von Callactive in Rückstand und Callactive drohte mit einer Pfändung der Domain. Der Betreiber hatte die Seite schließlich auf eine andere Person übertragen lassen - Glück im Unglück, wie es im ersten Moment schien. Schließlich stellte sich jedoch heraus, dass „call-in-tv.de“ von eben dieser Person ausgerechnet an Callactive übertragen wurde. Die Folge: Wer nun auf die Seite klickt, erfährt nichts von der Kritik an den umstrittenen Shows, sondern wird auf die Website des «Money Express» weitergeleitet.

Eine Anfrage von Quotenmeter.de bei Callactive zu den Vorfällen der letzten Tage blieb bis zuletzt unbeantwortet. Ein Ende der Call-in-Shows ist Doehler zufolge jedenfalls wohl noch nicht in Sicht. Immerhin: Der Markt für solche Spielchen sei in Deutschland stark rückläufig. „Gott sei Dank“, wie Doehler anmerkt. Für die Zukunft gibt er sich trotz des jüngsten Rückschlags zuversichtlich: „ich werde mich durch solche Machtspielchen nicht entmutigen lassen und wir, die User von Call-in-TV, werden auch in Zukunft informieren, protokollieren, aufdecken und aufklären.“ Was in fünf Jahren sei? „Ich hoffe doch, dass wir in fünf Jahren kein Portal mehr zum Thema ‚Call-In’ in Deutschland brauchen werden.“