Die Experten

02. Juni 2008

von
Weshalb weichen die Sender oftmals vom Programm der Fernsehzeitschriften ab? Markus Ruoff erklärt die Hintergründe.

Bastian: Mich würde interessieren, weshalb besonders die privaten Sender oftmals von dem Programm in der Fernsehzeitschrift abweichen.

Markus Ruoff: Das hängt zunächst einmal von Ihrer Fernsehzeitschrift ab. Wenn Sie eine vierwöchige Fernsehzeitung besitzen, ist die Gefahr höher, dass „falsche“ Angaben drin sind als bei einer zweiwöchigen. Es ist nämlich so: Die Sender geben gegenüber der Presse jeweils die Programmplanung der nächsten sechs Wochen heraus. Innerhalb von sechs Wochen kann sich jedoch viel tun. Floppt eine Sendung dann kommt es oftmals schnell zu Programmänderungen. Die Sendung wird entweder auf einen anderen (sprich: späteren) Sendeplatz gelegt oder gleich ganz aus dem Programm genommen. Das ist der einfachste und wahrscheinlich auch häufigste Grund für Abweichungen gegenüber dem geplanten Fernsehprogramm und dem, was in der Fernsehzeitung steht. Beispiel: Nach den katastrophalen Quoten der Serie «Damages» und «Without a Trace» hat kabel eins sofort reagiert: «Without a Trace» flog ganz aus dem Programm und «Damages» wurde eine Stunde nach hinten verlegt. Stattdessen wurde bereits ab dem 12. Mai 2008 – obwohl die Änderung erst sechs Tage vorher verkündet wurde - auf «Die nackte Kanone»-Reihe gesetzt. Dass alle Fernsehzeitschriften noch das alte Programm drin hatten, dürfe daher klar sein. Erst beim dritten Teil konnten die meisten Fernsehzeitschriften das „richtige Programm“ kabel eins-Montagsprogramm drucken. Allerdings gibt es auch Gründe, die für den normalen Fernsehzuschauer nicht immer ersichtlich sind. Manchmal entscheiden sich die Senderverantwortlichen sozusagen in letzter Minute gegen ein bestimmtes Programm – obwohl es schon teilweise Wochen in der Programmplanung drin ist. Ein bestimmter Spielfilm wird zum Beispiel durch einen anderen ersetzt, weil ein Konkurrent an diesem Abend ebenfalls einen starken beziehungsweise einen Genre-gleichen Film im Programm hat. Wenn RTL so am Sonntagabend auf einen Action-Film setzten würde, dann bietet ProSieben eher eine Liebeskomödie an. Man will schließlich nicht auf dieselbe Programmfarbe setzen und so unnötigerweise Zuschauer verlieren. Da dies jedoch die Fernsehzeitschriften sehr verärgert, kommen solche Änderungen immer seltener vor. Und wenn merkt es der geneigte Zuschauer nicht, weil das Programm rechtzeitig vor Redaktionsschluss der Fernsehzeitschriften geändert wurde. So war die Free-TV-Premiere von «Sin City» ursprünglich für den 18. Mai 2008 eingeplant, aber aus mir unbekannten Gründen verschob man den Film um eine Woche. Das passierte jedoch vier Wochen vor der Ausstrahlung, sodass nahezu alle Fernsehzeitschriften den Film am 25. Mai 2008 im Programm stehen hatten.

Rob: Gibt es momentan Pläne die US-Serie «30 Rock» nach Deutschland zu holen?

Markus Ruoff: Der neue Pay-TV-Sender TNT Serie, der im Januar 2009 in Deutschland startet, wird zum Sendestart unter anderem «30 Rock» in deutscher Erstausstrahlung präsentieren. Eine anschließende Ausstrahlung im freiempfangbaren Fernsehen ist sehr wahrscheinlich.

Christina: Wird es noch einmal neue Folgen der Sat.1-Reihe «Ein Fall für den Fuchs» geben?

Markus Ruoff: Es existiert noch eine neue Folge von «Ein Fall für den Fuchs». Wobei „neu“ vielleicht nicht das richtige Wort ist für eine Folge, die bereits 2006 produziert wurde. Einen Sendetermin für die Folge „In Vino Veritas“ gibt es leider nicht. Da die Quoten bei der letzten Ausstrahlung im November und Dezember 2006 sehr unzufrieden stellend waren, ist eine Fortsetzung von «Ein Fall für den Fuchs» auch nicht geplant.

Julian: Gibt es schon einen Sendetermin für die US-Serie «Pushing Daisies»?

Markus Ruoff: Ersten Planungen zufolge wird ProSieben «Pushing Daisies» ab dem 17. September 2008 nach Deutschland bringen.

Patrick: Wissen Sie, ob die vierte Staffel von «Desperate Housewives», die gerade in den USA zu Ende ausgestrahlt wurde, die letzte ist? Ich habe nämlich gelesen, dass es ein zweistündiges Finale gab, was ja ansonsten nur beim allerletzten Finale einer Serie der Fall ist.

Markus Ruoff: Ich kann Sie beruhigen. Die „verzweifelten Hausfrauen“ werden uns noch einige Zeit erhalten bleiben. Genauer gesagt sogar bis mindestens 2011. Auf ein Ende nach der siebten Staffel hat sich Serienerfinder Marc Cherry festgelegt. Ob aber dem Wunsch von Cherry wirklich entsprochen wird, entscheidet einzig und alleine ABC. Sollten es danach weitergehen, wird Cherry mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr an Bord der Serie sein. Dass dies nicht immer vorteilhaft für eine Serie ist, wenn der Chef aussteigt, haben einige Beispiele schon bewiesen. Das Finale ist zweistündig, weil ABC Marc Cherry um einen zweistündigen Abschluss der vierten Staffel gebeten hat. Aufgrund des Autorenstreiks umfasst die vierte Staffel ohnehin nur 17 von anfangs geplanten 23 Episoden – und hat somit die bislang kürzeste Länge aller produzierten Staffeln.

Philip: David Duchovny soll im zweiten «Akte X»-Kinofilm eine neue Synchronstimme erhalten, weil erste Verhandelungen zwischen 20th Century Fox und Benjamin Völz scheiterten. Wie sieht die Situation mittlerweile aus? Gibt es positive Neuigkeiten? Und: Kann es 20th Century Fox egal sein, eine so etablierte und bekannte Stimme einfach so auszutauschen? Ich kann es mir nicht denken und finde es als Fan schrecklich, wenn Mulder eine neue Stimme erhalten würde. Gibt es noch Hoffnung?

Markus Ruoff: Hoffnung gibt es immer, aber im Fall Benjamin Völz auf Agent Mulder muss man schon ein großer Optimist sein. Im ersten Trailer zu «Akte X: Jenseits der Wahrheit», der seit wenigen Tagen in den Kinos läuft, wird David Duchovny zumindest von dem Synchronsprecher Johannes Berenz gesprochen. Für diejenigen, die mit dem Namen nichts anfangen können. Berenz spricht Josh Holloway (James „Sawyer“ Ford) in «Lost», Eric Close (Martin Fitzgerald) in «Without a Trace» und sprach Isaiah Washington (Dr. Preston Burke) in «Grey’s Anatomy». Außerdem lieh er des Öfteren Ben Affleck seine Stimme. Knapp sieben Wochen vor dem Kinostart sieht es auch nicht danach aus, dass sich an der Situation noch etwas ändert. 20th Century Fox müsste schon sehr auf Benjamin Völz zugehen, um noch eine für Fans gütliche Einigung zu erzielen. Die Chancen, dass dies allerdings passiert, gehen nahezu gen null. Außerdem ist nicht sicher, ob das Tischtuch zwischen Völz und 20th Century Fox schon endgültig zerschnitten ist. Und um Ihre Frage zu beantworten: Ja, es ist 20th Century Fox egal. Andernfalls lässt sich nicht erklären, weshalb man sich mit Benjamin Völz nicht vernünftig zusammensetzt und eine finanzielle Einigung erzielt. Die Mittel sind zweifelsohne da. Dem Umsatz des Kinofilms wird es voraussichtlich ohnehin kaum schaden. Außer den Hardcore-Fans wird den wenigsten Zuschauern eine Änderung der Synchronstimme von Agent Mulder überhaupt auffallen. Traurig, aber leider wahr. Mit einer guten Neuigkeit kann ich wenigstens die Fans von David Duchovny zurücklassen: In der neuen Serie «Californication», die ab diesem Herbst bei RTL II zu sehen ist, wird Duchovny wieder von Benjamin Völz gesprochen.

Jens: Warum besteht die letzte Staffel von «King of Queens» nur aus 13 Folgen?

Markus Ruoff: Aus dem gleichem Grund, weshalb die letzte Staffel von «Friends» nur 18 Folgen hat: Vor Beginn der Staffel wurde sich auf die kürzere Lauflänge geeinigt, um der Serie einen würdevollen Abschluss zu geben. Es war schließlich lange nicht sicher, ob es eine neunte Staffel überhaupt geben wird. Denn die achte Staffel hatte in den USA mit massiven Quotenproblem und Zuschauerverlusten zu kämpfen. Bei der finalen Staffel stabilisierten sich die Werte jedoch wieder auf gehobenem Niveau. Das ist aber der Unterschied zu «Friends»: Bei den sechs Freunden waren die Quoten vom Anfang bis zum Ende immer hervorragend.

Tobias: Manchmal wirkt das Einsetzen der Werbung deutscher Sender bei Spielfilmen oder Serien dramaturgisch etwas "unkoordiniert". Beispiel: Der Werbeblock wird mitten in eine noch nicht aufgelöste Szene eingesetzt, obwohl drei Minuten später der jeweilige Akt vorbei gewesen wäre und es einen "natürlicheren" Platz für die Werbung gegeben hätte. Woran liegt es?

Markus Ruoff: Der Beginn eines neuen Werbeblock ist meistens schon Wochen, manchmal sogar Monate vorher festgelegt. Wenn Sie bei den einzelnen Sendern einmal genau darauf achten, stellen Sie fest, dass die Werbung bei bestimmten Sendungen immer zu einem gewissen Zeitpunkt einsetzt. Der Sender kann dann nicht einfach sagen „Jetzt lassen wir die Szene noch zu Ende laufen und gehen dann erst in die Werbung…“ Die Werbekunden buchen ihre Werbung zu einer vorher festgelegten Zeit und achten penibel darauf, dass diese dann auch zum vereinbarten Zeitpunkt läuft.

Marcel: Es gibt eine Frage, die mich schon seit langem beschäftigt: Ist es eigentlich ein Zufall, dass sich die Werbung von einigen Sendern mit den Werbeblöcken anderer Sender überschneiden? Wenn ich zum Beispiel bei ProSieben aufgrund der Werbung umschalte, sehe ich häufig auf Sat.1 oder bei RTL auch Werbung.

Markus Ruoff: Das ist tatsächlich Zufall. Besonders konkurrierende Sender haben doch nichts davon, wenn sie gleichzeitig Werbung senden. Im Idealfall schaltet der Zuschauer wieder zu seinem Ursprungsender zurück. Diese Überschneidungen sind häufig nur ein bis zwei Minuten, da der Beginn der Werbeinseln der RTL Group sowie der ProSiebenSat.1 Group laut meinen Informationen unterschiedlich gelegt sind. Es wird aber nie vorkommen, dass auf allen Sendern einer Sendergruppe gleichzeitig Werbung läuft. Im schlimmsten Fall verliert ProSieben zum Beispiel nur einer Zuschauer an kabel eins.

Julian: Wann startet die neue Staffel von «Kalkofes Mattscheibe»?

Markus Ruoff: Am 24. Juni 2008 startet bei ProSieben die vierte Staffel von «Kalkofes Mattscheibe» um 23.15 Uhr mit zwölf neuen Folgen.

Arthur: Haben Sie Informationen darüber, wann ProSieben die fünfte Staffel von «Two and a Half Men» ausstrahlen wird?

Markus Ruoff: Wahrscheinlich startet die fünfte Staffel von «Two and a Half Men» gegen Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang 2009.

Tool: Ich würde gerne wissen, ob schon bekannt ist, wann RTL die vierte Staffel von «Dr. House» ins Programm nehmen wird.

Markus Ruoff: Aktuellen Planungen zufolge wird die vierte Staffel von «Dr. House» ab dem 09. September 2008 auf Sendung gehen.

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