Der britische Minister für Kultur, Medien und Sport Andy Burnham hat die Praxis des Product Placement im Fernsehen hart attackiert. Er werde so etwas in England nicht erlauben selbst wenn es von der Europäischen Union gestattet wird. Seiner Meinung nach würde Product Placement den Status und das hohe Ansehen untergraben, das britisches Fernsehen international genießt, und das Programm nach und nach „kontaminieren“.
In seiner ersten großen, politischen Ansprache über Rundfunk erklärte er, dass es ein großes Risiko enthalte: „In dem Augenblick, wo das Fernsehen alles Erdenkliche tun muss, um sich vertrauenswürdig zu zeigen, könnte so jede Unterscheidung zwischen Programm und Werbung verloren gehen.“ Damit spielt er auch auf Call-In-Quiz-Skandale des vergangenen Jahres an. Außerdem wolle er als Zuschauer nicht „das Gefühl haben, dass Drehbücher jetzt von Marketingabteilungen geschrieben werden. Britisches Fernsehen hat eine Integrität, die weltweit Ehrerbietung genießt, und ich glaube nicht, dass wir diese hart erarbeitete Reputation ausverkaufen sollten.“
Die britischen Sender, allen voran wohl dem bedrängten Riesen ITV, dürften das nicht so leicht hinnehmen. Für sie werden derartige Zusatzeinnahmen immer entscheidender für ihr Überleben. Umso mehr, da mit wachsender Verbreitung von TiVo und anderen digitalen Aufzeichnungsgeräten die Werbepausen mit ihren 30 Sekunden Spots immer stärker an Bedeutung verlieren, während andere Einnahmequellen und Werbeplätze geschaffen werden müssen. ITV-Chef Rupert Howell sagte dazu in der letzten Woche, dass er sehr auf eine Zukunft mit Product Placement im britischen Fernsehen hoffe. Kritikern hält er entgegen, dass die Briten selbst das am besten entscheiden könnten: „Wenn wir es schlecht machen, werden die Leute einfach um- oder ausschalten. Wir müssen es nur richtig machen. Es wird nicht groß sein, aber es wäre wertvoll.“
Die US-Adaptionen britischer Formate laufen unterdessen voller Product Placement. In die amerikanische Version von «The Office» finden regelmäßig bekannte Marken ihren Weg. Die Arbeitsplätze dort sind voll mit Elektronik von Hewlett-Packerd und BlackBerry, die Shredder kommen von Staples. Zu den weiteren Werbepartnern gehören noch Gateway, Hooters, Cisco und Sandals Resort. Einzig einen Limonadehersteller konnte NBC für die Show nicht an Land ziehen. Das krasseste Beispiel ist bei der Echtzeitserie «24» zu finden. Die Computerfirma Apple stellt die Bildschirmoberfläche für die CTU, Amerikas Feinde benutzen Microsoft. Doch angeblich fließt nach Quotenmeter.de-Informationen beim US-Modell nicht immer finanzielle Mittel.