Die Experten

16. Juni 2008

von
Gibt es Beschränkungen bei der Werbung? Markus Ruoff erklärt, wie oft die Sender am Tag Werbung zeigen dürfen.

Markus: Mir ist letztens bei «Two and a Half Men» aufgefallen, dass im Hintergrund ein anderes Lachen des Publikums zu hören war als ansonsten. Wird das Lachen jeweils eingespielt oder immer aus der Originalversion verwendet?

Markus Ruoff: Bei «Two and a Half Men» oder auch allen anderen Serien verwenden die Synchronfirmen meistens das Original-IT. IT steht für "International Tape". Der Laugh-Track (Lachen vom Band) auf dem IT kann sich unter Umständen von der Originalversion unterscheiden, obwohl er direkt aus den USA stammt. Dieser Laugh-Track wird bei Sitcoms eingefügt, die im Original vor einem Live-Publikum aufgezeichnet wurden. In den USA ist dies gegenwärtig unter anderem bei «Two and a Half Men» der Fall. Andere bekannte Beispiele wären «Alf», «Eine schrecklich nette Familie», «Friends» und «King of Queens».

Vogel: Gibt es bei der Werbung Beschränkungen, zum Beispiel wie oft ein Sender maximal Werbung zeigen darf?

Markus Ruoff: Natürlich ist im Rundfunkstaatsvertrag auch Dauer der Werbung geregelt. So darf das gesamte Tageswerbevolumen 20 Prozent der täglichen Sendezeit nicht überschreiten. Zum Tageswerbevolumen zählen neben der klassischen Spotwerbung auch die Sonderwerbeformen - wie Dauerwerbesendungen, Telepromotion und Infomercials - sowie Teleshopping und DRTV („Direct Response Television“). Der Anteil an klassischer Spotwerbung ist hierbei auf maximal 15 Prozent der täglichen Sendezeit beschränkt. Die stündliche Werbeauslastung darf zwölf Minuten (= 20 Prozent) nicht überschreiten. Eigenwerbung zählt übrigens nicht dazu. Zwischen zwei Werbeunterbrechungen muss ein mindestens 20-minütiger Abstand vorhanden sein. Ausnahmen sind möglich, wenn dramaturgisch zusammenhängende Programmelemente nicht unterbrochen werden oder natürliche Pausen (zum Beispiel bei Sportübertragungen) bestehen. Außerdem darf sich die Anzahl der Werbeunterbrechungen innerhalb einer Sendung nicht erhöhen. Spielfilme dürfen einmal unterbrochen werden, wenn deren programmierte Sendezeit (Brutto) länger als 45 Minuten dauert, zwei Unterbrechungen sind zulässig bei 90-minütiger Dauer, drei bei über 110-minütiger Sendedauer. Je eine weitere Unterbrechung ist für jeden weiteren 20 Minuten-Zeitraum zulässig. Zudem gibt es noch weitere Ausnahmen: Nachrichten, Sendungen zum politischen Zeitgeschehen, Dokumentarsendungen und Sendungen mit religiösem Inhalt dürfen erst ab einer Sendezeit von 30 Minuten durch Werbung unterbrochen werden. Kindersendungen und Gottesdienste dürfen überhaupt nicht durch Werbung unterbrochen werden.

Toni: Ich würde gerne wissen, wann «Hannah Montana» wieder im Free-TV zu sehen ist. Überhaupt finde ich es seltsam, dass die Serie von «Hotel Zack & Cody» abgelöst wurde, da sie doch anscheinend ziemlich gute Quoten brachte.

Markus Ruoff: Nicht nur anscheinend. «Hannah Montana» gehört zu einer der erfolgreichsten Sendungen bei den Kindern zwischen drei und 13 Jahren. Ursprünglich sollte die Ausstrahlung schon nach den Wiederholungen der zweiten Staffel im Mai 2008 unterbrochen werden. Aufgrund des großen Erfolges wiederholte Super RTL aber noch einmal die erste Staffel. Aus lizenzrechtlichen Gründen muss Super RTL jedoch alle paar Wochen seine Disney Channel-Serien wieder aus dem Programm nehmen, weil die Exklusiv-Rechte beim deutschen Ableger des Disney Channels liegen. Daher läuft nun seit zwei Wochen wieder «Hotel Zack & Cody» im Re-Run und ab dem 27. Juni 2008 jeweils freitags um 19.45 Uhr auch mit neuen Folgen aus der dritten Staffel. «Hannah Montana» kehrt wahrscheinlich im Herbst dieses Jahres zurück. In Abwechslung mit «Hotel Zack & Cody» und der kanadischen Sitcom «Mensch, Derek!» wird Super RTL so um 19.45 Uhr durchgängig auf Live-Action-Serien setzen.

Frank: Ich habe gelesen, dass die Originalsprecher von den «Simpsons» eine Gagenerhöhung auf 400.000 US-Dollar pro Folge bekommen. Was verdienen denn in etwa hierzulande Norbert Castell & Co, die kaum annähernd so viel verdienen können? Ist es auch in Deutschland üblich jedes Jahr seine Gehaltsforderungen mit Streiks durchzusetzen?

Markus Ruoff: Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass solche Summe in Deutschland absolut illusorisch sind. Ein deutscher Synchronsprecher wird auch nicht pro Folge/pro Film etc., sondern pro Take bezahlt. Das heißt, für jede aufgenommene Sequenz aus ein bis zwei Sätzen werden im Normalfall bis zu 3,50 Euro bezahlt. Fürs Kommen gibt es je nach Synchronstadt auch noch einmal zwischen 25 Euro und 50 Euro. Es gibt nur ganz wenige Synchronschauspieler, die mehr verlangen können. Für Stars wie Anke Engelke oder Thomas Gottschalk werden sogar ganz eigene Honorare ausgehandelt. In Deutschland wäre ein Streik nicht realisierbar, da viele Synchronsprecher nur vom Synchronisieren leben und es sich kaum erlauben könnten, zu streiken. Denn wenn sie einmal aus dem Beruf raus sind, ist es für sie wieder sehr schwer hereinzukommen. Außerdem gibt es genügend Schauspieler, die von der Schauspielschule kommen und nur auf ihre Chance warten.

Nico: Sind neue Folgen von «Comedystreet» geplant?

Markus Ruoff: Ja, und dazu werden diese auf einem neuen Sendeplatz laufen. Die fünfte Staffel von «Comedystreet» wird ab diesem Herbst dienstags um 22.45 Uhr ausgestrahlt.

Samy: Warum wurde die Serie «Fastlane» in den USA nach der ersten Staffel abgesetzt? Und warum hat VOX die Serie vor kurzem im Nachtprogramm beendet?

Markus Ruoff: «Fastlane» wurde mit Produktionskosten in Höhe von 2,60 Millionen US-Dollar pro Folge zu teuer für FOX, da auch die Einschaltquoten stark zu wünschen übrig ließen. Daher legte FOX die Serie vom Mittwoch- auf den Freitagabend. Der Freitagabend gilt in den USA als Todes-Slot. Die Chance, dass eine Sendung in den USA abgesetzt wird, ist dort an keinem Abend höher als am Freitag – zumindest bei FOX trifft dies fast ausnahmslos zu. «Boston Public», «Dark Angel», «Firefly», «Malcolm mittendrin» wären nur als bekannteste Beispiele zu nennen. So erging es dann schließlich auch «Fastlane», das nachdem die Quoten noch weiter nach unten gingen, abgesetzt wurde. VOX hat «Fastlane» übrigens nicht abgesetzt, sondern nur die Sendezeit nach hinten verschoben. Die Folgen laufen nun in der Nacht vom Samstag auf Sonntag gegen 03.00 Uhr. Und wenn nicht, dann ist die Serie in der Nacht vom Sonntag auf Montag gegen 04.00 Uhr zu sehen, wo übrigens die Folgen auch immer wiederholt werden.

Nako: Wie viele Staffeln von «Scrubs» wird es noch geben?

Markus Ruoff: Genau noch eine. Nachdem NBC «Scrubs» nach der siebten Staffel abgesetzt hat, bestellte der Konkurrent ABC eine achte Staffel mit 18 Folgen. Schon lange war ABC, dessen Tochterfirma ABC Studios auch «Scrubs» produziert, an einer Übernahme der Serie interessiert. Schließlich war es der heutige ABC-Geschäftsführer Stephen McPherson, der in seiner Zeit beim Produktionsstudio ABC Studios (damals noch Touchstone Television) die Produktion von «Scrubs» auf den Weg gebracht hat. Noch heute - das sagt man sich - ärgert sich ABC, dass sie die Serie damals abgelehnt haben und schließlich NBC zugriff. Nach sieben Jahren nutze ABC nun die Gunst der Stunde, wobei der Autorenstreik dem Sender auch stark in die Karten gespielt hatte. Durch den Autorenstreik bedingt konnten nur elf von 18 geplanten Episoden fertig gestellt werden. So strahlte NBC am 08. Mai 2008 die letzte Folge aus, die aber ohne einen Abschluss war. Für die Fans war dies natürlich mehr als unbefriedigend. Wahrscheinlich ab Januar 2009 wird ABC somit die achte und zugleich finale Staffel ausstrahlen. Stephen McPherson ließ allerdings durchblicken, dass er sich eine anschließende Fortsetzung – sofern die Quoten stimmen – vorstellen könnte. Serienerfinder Bill Lawrence und Zach Braff betonten dennoch, dass für sie «Scrubs» nach der achten Staffel definitiv vorbei ist.

Markus: Mich würde interessieren, welcher Sender die Rechte an dem Spielfilm «Brokeback Mountain» hat und wann dieser Film ausgestrahlt wird.

Markus Ruoff: Ursprünglich liegen die Rechte an «Brokeback Mountain» bei der ARD. Die ARD hat den Spielfilm allerdings mit der ProSiebenSat.1 Group gegen den Dokumentarfilm «Die Reise der Pinguine», den ProSieben vor über einem Jahr schon einmal ausgestrahlt hat, getauscht. Eine Free-TV-Ausstrahlung von «Brokeback Mountain» im Herbst dieses Jahres oder Frühjahr 2009 ist sehr wahrscheinlich.

Bitte senden Sie Ihre Fragen weiterhin an experten'ÄT'quotenmeter.de oder über das Formular im „Experten“-Bereich.

Mehr zum Thema... Die Experten
Kurz-URL: qmde.de/27919
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelHoffnungsschimmer für «Moonlight»nächster ArtikelNetwork Ratings: 02.06. - 08.06.2008

Ihre Frage an «Der Experte»

Ihr Name:


Ihre E-Mail-Adresse:


Nachricht:


Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung