Im kommenden Jahr soll der neue Pay TV-Sender TNT Serie starten. Im Interview verriet Hannes Heyelmann, Chef der Entertainmentsparte bei Turner, wie er die Konkurrenz durch Premiere Serie und FOX beurteilt. Außerdem: Welche Pläne hat er mit den Kindersendern Boomerang und Cartoon Network?
Noch ist TNT Serie nicht auf Sendung – wie weit ist der Sender derzeit?
Der Sender startet im Januar 2009. Eine signifikante Verbreitung über Kabel und Satellit ist bereits garantiert. Außerdem haben wir bereits einen Großteil der Programmverträge unter Dach und Fach. Da wir langfristig planen sicher wir uns teilweise schon Programmrechte bis 2012.
US-Serien sind in Deutschland sehr gefragt – große Überraschung war beispielsweise der «Lost»-Deal von FOX. Gratulieren Sie den Kollegen?
Ja, denn solche exklusiven Deals machen Pay TV noch attraktiver für den Kunden und rücken das Angebot in den Fokus der Öffentlichkeit. Da Pay TV Sender im Bouquet verkauft werden und nicht á la carte zahlt gutes Programm einzelner Sender auf den Erfolg aller Sender ein.
Auch Premiere ist im Serienbereich gut unterwegs, hat zum Beispiel «24» im Programm. Ist da überhaupt noch Platz für TNT Serie?
Für gute Sender ist immer Platz in der deutschen Fernsehlandschaft und es gibt genug sehr erfolgreiche amerikanische Serien, um mehrere Sender zu bestücken, zumal Premiere Serie ja auch viele deutsche Serien zeigt. In anderen Genres wie dem Kinder- oder Spielfilmbereich gibt es auch mehrere Sender und wir sind erfolgreich mit dabei.
Sie haben „Abwechslung mit sehr geringer Wiederholunsrate“ angekündigt. Klingt nach viel neuem Stoff. Woher nehmen Sie den denn?
Wir schließen umfangreiche Verträge mit einer Vielzahl von Studios ab. Eine konsequente und durchdachte Programmplanung ermöglicht es uns, die Wiederholungsrate so gering wie möglich zu halten und ein abwechselungsreiches Programm für den Zuschauer zu gestalten.
Bekannt ist, dass Sie «Psych», «Monk», «Gilmore Girls», «Friday Night Lights», «30 Rock» etc. zeigen werden. Aber Sie sprachen auch von weiteren Formaten, die Sie zeigen möchten. Welche Serie wird denn noch als Deutschland-Premiere bei Ihnen laufen?
Die mit zwei Emmies und zwei Golden Globes prämierte Serie «30 Rocks» und die Emmy prämierte Serie «Friday Night Lights» werden als Deutschland-Premiere starten. Weitere Deutschland und Pay TV-Premieren werden wir im September bekannt geben.
Wer wird TNT Serie ab 2009 sehen können? Wie verlaufen die Gespräche mit Sat-Betreibern, Kabel-Betreibern und Premiere?
Wie schon gesagt, eine signifikante Verbreitung über Kabel und Satellit ist bereits gesichert. Die Namen der Plattformpartner werden wir im September bekannt geben.
Viele Serien werden in den USA in HD hergestellt. Könnten Sie sich vorstellen, die eine oder andere Serie bei Ihnen auch in HD zu zeigen?
HDTV bietet für den Zuschauer einen interessanten Mehrwert. Die Verbreitung ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr teuer und gering. Daher hat das Thema kurzfristig keine Relevanz für uns. Mittelfristig ist aber möglich, dass HDTV an Bedeutung gewinnt.
Neben den neuen, hochwertigen Serien: Mit welchen bekannten und alten Serien werden Sie auf Sendung gehen?
Wir werden einen guten Serienmix zeigen, von dem wir überzeugt sind, dass er dem Zuschauer gefallen wird. Mit im Programm werden die beliebten Serien «Gilmore Girls», «Monk», «King of Queens», «Smallville» und «Psych» sein. Allerdings ist das jetzt nur eine Auswahl von Serien. Weitere Programmhighlights werden wir im September verkünden.
Könnten Sie sich auch vorstellen, hochwertige Serien anderer Staaten wie Kanada aufzuführen?
Ja, in Kanada werden viele hochwertige Serien wie zum Beispiel «The Border» oder «Heartland» produziert, die für uns auch interessant sein könnten.
Wieso starten Sie TNT in Deutschland und nicht eine deutsche Version von The CW, TBS oder HBO? Oder gar The WB? Das sind alles Marke, die Turner beziehungsweise ihrem Mutterkonzern Warner Bros gehören.
Der Mutterkonzern von Turner ist Time Warner. Warner Bros ist eine Konzernschwester. TNT ist eine Turner Marke und nicht nur irgendeine sondern die Nr. 1 aller Basic Pay Sender der Zielgruppe 14-49 in den USA. TNT Serie wird in Deutschland Bestandteile der amerikanischen Sender TNT und TBS vereinen. Sprich, TNT Serie wird sowohl Serien aus dem Bereich Drama als auch Comedy zeigen. The CW ist ein amerikanischer Free TV Sender, den Warner Bros in Kooperation mit CBS betreibt. Den Sender WB gibt es auf dem amerikanischen Markt nicht mehr.
Mit ihrem Sender Turner Classical Movies (TCM) haben Sie auch in Deutschland eine große Auswahl von Spielfilmen. Beispielsweise zeigen Sie am 7. Juli „Harry Potter & der Stein der Weisen“ gefolgt von „Mit Schirm, Scharm und Melone“ aus dem Jahr 1998. Wieso fristet TCM mit einem solchen guten Programm noch ein solches Schattendasein?
Sie haben Recht, unser Programm auf Turner Classic Movies wird nicht nur von uns, sondern auch von Dritten als qualitativ sehr hochwertig empfunden. So sind unsere Programmbewertungen in TV Zeitschriften und Foren meist durch die Bank gut. Von Schattendasein kann daher keine Rede sein. Der Sender ist noch jung. Im Moment haben wir eine Reichweite von 1,5 Millionen Haushalten. Mit dem Wachstum der Verbreitung von digitalem Fernsehen wird auch die Bekanntheit von Turner Classic Movies steigen. Marketingkampagnen in Partnerschaft mit unseren Plattformpartnern, wie beispielsweise unsere kürzlich geschaltete Outdoorkampagne in mehren Großstädten Deutschlands und der Schweiz werden dies weiter unterstützen.
Sie betreiben auch zwei Kindersender in Deutschland: Cartoon Network und Boomerang. Machen Sie sich mit diesen zwei Marken nicht selbst Konkurrenz?
Cartoon Network und Boomerang richten sich an unterschiedliche Zielgruppen und zeigen unterschiedliches Programm. Während Cartoon Network Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren mit Formaten, die speziell auf die Sehgewohnheiten von Kindern ausgerichtet sind, anspricht, ist Boomerang ein Sender für die ganze Familie. Hier finden Eltern und Kinder ein Programm, das beiden gefällt und das zum gemeinsamen Fernsehgucken einlädt.
Auf Cartoon Network zeigen wir Serien, die großteils aus den hauseigenen Cartoon Network Studios in Burbank kommen. Ab Herbst kommen auch eigenproduzierte Bestandteile dazu. Im September geht unsere neue eigenproduzierte Tanzschow mit Detlef D! Soost, der Cartoon Network Dance Club auf Sendung. Bei Boomerang finden die Zuschauer viele der beliebtesten Cartoon Stars aller Zeiten. Hier zeigen wir Tom& Jerry, Bugs Bunny und die Looney Tunes, Die Familie Flintstone und vieles mehr. Hinzu kommen eine Vielzahl von Filmen.
Wer verfolgt denn die Zeichentrickserien am Vormittag? Kinder sollten da in der Schule sein...
Unter der Woche ist sicherlich vormittags eine geringere Nutzung zu verzeichnen. Vielleicht schaut hier auch eher die jung gebliebene Zielgruppe als die junge. Am Wochenende gehören die Morgenstunden jedoch zur Hauptzeit. Im Free TV unterhalten wir am Samstagmorgen zusätzlich den Cartoon Network Block bei kabel eins. Hier können wir in den Morgenstunden konstant gute Quoten in der relevanten Zielgruppe verzeichnen.
Haben Sie in den vergangenen Jahren einen Zuschauerschwund bei Cartoon Network und Bommerang zu verzeichnen, da Grundschüler seit Jahren länger in die Schule gehen müssen?
Das Model Ganztagsschule ist bundesweit längst noch nicht flächendeckend umgesetzt worden. Außerdem liegt die Primetime für Kinder unter der Woche am Vorabend. Im Free TV konnte in den letzten Jahren kein Zuschauerschwund verzeichnet werden. Im Pay TV liegen uns keine Quoten vor aber wir gehen davon aus, dass es auch hier nicht anders aussieht. Der Pay TV Markt wächst.
Möchten Sie weiter expandieren?
Wir sind mit unserem derzeitigen Portfolio Mix sehr zufrieden und mit CNN International im Free TV und drei bzw. in Zukunft vier Unterhaltungssendern im Pay TV gut aufgestellt. Die Pay TV Verbreitung von Cartoon Network wird zusätzlich mit einem Programmblock am Samstagmorgen bei kabel eins unterstützt. Mittelfristig können wir uns aber natürlich vorstellen weiter mit bestehenden Turner US Marken oder neuen in Deutschland zu expandieren.
Danke für das Interview, Herr Heyelmann.